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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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Johnsons kleine rote Pillen gedacht hatte …
    »Du meine
Güte, jetzt geht aber die Post ab«, rief Holly. »Was ist denn plötzlich los mit
dir?«
    »Hab den
Weckruf gehört. Der Hahn kräht auf dem Mist.«
    Gleich darauf
war ich von gleißendem weißem Licht umgeben, einer Helligkeit, so schmerzhaft und
blendend wie das Innere der Sonne. Die Welt um mich her verschwand – versank einfach
in einem Strudel gestaltlos werdender Schatten und Konturen.
    »Ich glaub’
ich komme …« hauchte Holly.
    »Lass dir
Zeit«, sagte ich. »Ich bin nicht wie die anderen Männer.«
    »Du bist
schon gekommen«, sagte Holly. »Genau wie ich.«
    »Was …?«
    »Wir sind
beide gleichzeitig gekommen, Arschloch. Da kannst du dir wirklich was drauf einbilden.
Das hat noch keiner bei mir geschafft.«

21
     
    Danach war ich einige Tage wie verwandelt.
Man sagt das so leicht hin, aber wenn man sich fragt, was genau denn diese Verwandlung
eigentlich gewesen sein sollte, dann bleibt einem wenig in der Hand. Vielleicht
fühlte ich mich auch nur als ganz gewöhnlicher Mann?
    Ich frühstückte
wie in einem unwirklichen Traum, ich schlenderte durch die Straßenschluchten. Ich
lag im Liegestuhl auf Hollys Dachgarten und starrte auf das Häusermeer. Flugzeuge
zogen ihre Kondensstreifen über den Himmel und es roch nach Herbst. Das Laub sah
sattgrün aus, mit leichtem Stich ins Rotbraune. Die Hamburger an den Straßenständen
waren ebenfalls etwas brauner als sonst, als litten auch sie unter der Trockenheit
des Spätsommers.
    Ich war
zu Holly Chappell gezogen, weil man im Hotel ständig von Journalisten behelligt
wird. Unsere Tage und Nächte vergingen, als hätten sie eben erst angefangen. Die
Sonne ging auf und unter, der Mond zog um den Dachgarten, doch wir nahmen kaum etwas
davon wahr. Dann gab es da noch den Rest des Universums, aber auch den nahmen wir
nicht wahr.
    »Schau dir
bloß mal dieses armselige Skelett an«, sagte Holly, als sie ihre Konkurrentin Keira
Knightley im Fernsehen sah. »Die wird doch nur noch von ihren Seidengewändern zusammengehalten.«
    »Ich finde,
viel dicker sollten Frauen nicht sein.«
    »Großer
Gott, nein …«
    »Dann kann
man sie wegen ihrer geringen Masse leichter verstoßen.«
    Wir lachten
uns beide halb tot über meinen gelungenen Scherz. Holly breitete eine Tischdecke
über dem Bildschirm aus und versuchte Keiras Gebaren nachzuahmen. Überhaupt war
Lachen während dieser Tage unsere liebste Beschäftigung, wenn wir uns nicht gerade
auf der Dachplattform sonnten.
    »Heißt das,
ich bin zu dick?«, fragte Holly.
    »Nein, es
war nur eine abstrakte Zweckmäßigkeitserwägung.«
    »Über das
Gewicht von Frauen sollte man keine Scherze machen …«
    Bei Regen
lümmelten wir einfach in den Sesseln oder auf Hollys neuem Sofa herum und blödelten
halbe Tage und es wurde uns nie langweilig dabei. Oder wir bewarfen uns mit vertrockneten
Teebeuteln und ließen Apfelschalen auf die Autodächer unten in der Straße plumpsen.
Wir aßen nur, wenn wir hungrig waren. Aber eigentlich hatten wir gar keine Zeit,
an Essen zu denken. Holly band immer einen Perlonstrumpf ans Bettgestell zum Zeichen,
dass sie Sex wollte. War der Strumpf nicht dran, hatte ich keine Chance bei ihr.
    »Liebst
du mich?«, schrie sie manchmal mit gellender Stimme, wenn sie kurz vor dem Orgasmus
war.
    »Wieso?«,
fragte ich scheinbar gelangweilt. »Du bist doch nur ein austauschbares Sexualobjekt.«
    DAS MACHTE
SIE ERST RICHTIG SCHARF!
     
    Harry Miller alias Tennessee Williams
lief jeden Tag mindestens zwei- oder dreimal die Straße auf und ab und starrte eifersüchtig
zu unserer Dachterrasse herauf. Meist trug er einen altmodischen Hut wie Humphrey
Bogart in Casablanca und einen Popelinemantel mit hochgeschlagenem Kragen.
Kein Mensch sagte ihm, dass er oberbescheuert damit aussah, als hätte sich das Mädchen
in der Requisitenkammer mit den Klamotten vergriffen.
    Manchmal
prostete ich ihm von der Dachterrasse aus zu, einen Margarita in der Hand. Aber
ich glaube nicht, dass er aus dieser Entfernung erkennen konnte, welches Getränk
es war.
    Eines Nachmittags
stand er plötzlich vor unserer Wohnungstür und sagte:
    »Hör mal,
Arschloch, dein Vater sucht dich. Du bist zur Fahndung ausgeschrieben.«
    »Na und?
Was soll ich denn deiner Meinung nach jetzt tun, Tennessee?«
    »Verpiss
dich aus meinem Revier.«
    »Holly und
ich hatten gerade fast überirdischen Sex miteinander.«
    »Du bist
doch erst 12 oder 13 Jahre alt. Was glaubst du denn, was die

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