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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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Alter niemals
auf die Idee kam, CNN einzuschalten …
    »Warum hast
du kein Wort über dein Gespräch mit dem Präsidenten erwähnt?«, fragte Holly.
    »Weil es
so vereinbart war.«
    »Dann scheinen
ihm deine Antworten nicht gefallen zu haben.«
    Mit dieser
Bemerkung goss Holly mehr Öl ins Feuer, als ihr lieb sein konnte. Da sie noch ins
Studio fahren wollte, um ein paar Szenen mit Tennessee Williams abzudrehen, legte
ich mich ein wenig auf die Couch.
    Ich wollte
nur ein Nickerchen bis zu ihrer Rückkehr machen, fand aber einfach keinen Schlaf.
Mit geschlossenen Augen neigen die Gedanken dazu, ein Eigenleben zu führen. Ich
erging mich in düsteren Fantasien, welche Todesart man wohl für mich ausersehen
hatte. Erschießen oder vergiften? Mit Polonium, um mich radioaktiv zu verstrahlen?
Sturz von Deck einer Fähre, genau in die Schiffsschraube? Oder einfach nur Stoß
vor die einlaufende U-Bahn?
    Irgendwie
schien Hollys Tablette meine Fantasie noch zu beflügeln. Das dunkle Zimmer mit den
Oberlichtern und der Silhouette des Kleiderständers wurde mir immer unheimlicher

    Nach einer
Weile war mein Mund so trocken, dass ich aufstand, um mir ein Glas Wasser zu holen.
Ich staunte nicht schlecht, als ich die Küchentür öffnete …
    Der Bursche,
der im selben Moment wie ich die Hand nach der Türklinke ausstreckte, war mein genaues
Ebenbild. ICH MEINE NICHT MEIN SPIEGELBILD, SONDERN JEMAND AUS FLEISCH UND BLUT
WIE ICH. Er trug dieselben Klamotten und hätte mein Zwillingsbruder sein können.
Allerdings konnte ich mich nicht erinnern, jemals so arrogant gegrinst zu haben.
    »Hallo,
das ist aber eine Überraschung«, sagte ich. »Waren das Hollys Scherzbolde in den
Studios? Kompliment, sieht ja täuschend echt aus …«
    »Was quatschst
du für einen Blödsinn, Pottkämper … du weißt doch wer ich bin …«
    »Nein, keine
Ahnung. Hatten wir schon mal die Ehre?«
    »Ich finde
dich zum Kotzen«, sagte er.
    »Immer heraus
mit den Nettigkeiten …«
    Pottkämper
ZWEI öffnete die Tür des Kühlschranks, goss sich den Rest des Wassers aus der Karaffe
ein und trank es in kleinen Schlucken. Er leerte wahrhaftig das ganze Glas und sah
mich unverwandt dabei an, obwohl ich wegen des Wassers in die Küche gekommen war.
    »Danke für
die Einladung«, sagte ich. »Kann ich dich mal anfassen?«
    »Nein, wozu?«
    »Um zu sehen,
ob du wirklich aus Fleisch und Blut bist. Bis du vielleicht Albert Einsteins vierter
Sohn? Ich bin nämlich sein dritter.«
    »Untersteh
dich … lass deine Drecksfinger, wo sie sind.«
    »Gibt es
irgendeinen Grund dafür, dass du so unfreundlich bist?«
    »Kann man
wohl sagen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich werde
den Teufel tun, mich in deine Angelegenheiten zu mischen. Jeder muss selbst herausfinden,
was in seinem Leben schiefläuft.«
    Damit wandte
er sich auch schon ab, ging zur gegenüberliegenden Tür, die meines Wissens nur in
die schmale Vorratskammer führte, und warf sie krachend hinter sich zu.
    Einen Moment
war ich versucht, ihm zu folgen. Doch dann trank ich lieber nur ein Glas Leitungswasser
und legte mich wieder hin. Aber ich konnte einfach nicht einschlafen. Es war, als
wenn ich zu hohen Blutdruck hätte. Das Blut pochte in meinen Schläfen …
    Gegen 18
Uhr hörte ich, dass Holly nach Hause kam. Sie war über und über beladen mit Paketen
und Päckchen aus der Modeboutique und sah aus, als hätte sie gerade das große Los
gezogen.
    »Was hast
du mir eigentlich gegeben?«, fragte ich. »Irgendetwas ist passiert mit mir. Wenn
ich die Augen öffne, sehe ich merkwürdige Dinge.«
    »Na was
schon … LSD. Das Zeug nehmen wir gern anstelle von Aspirin. Wirkt schneller und
hält länger an.«
    »Ich hatte
gerade eine Begegnung der dritten Art«, sagte ich. »Und ehrlich gesagt, ich war
drauf und dran, morgen einen Psychiater aufzusuchen.«
    »Sei doch
froh, dann bist du schon in der richtigen Stimmung. Ich hab ein paar Leute aus den
Studios eingeladen. Heute ist Party bei uns.«
     
    So war Holly. Partys, Partys, Partys.
Freunde aus dem einen Studio, Freunde aus anderen Studios. Filmkritiker, Produzenten,
Regisseure. Und die Assistenten der Regisseure und Assistentinnen der Assistenten.
Und Liebhaber der Assistentinnen, echte oder Möchtegernliebhaber. Und Kritiker Hollywoods
und Kritiker, die das New Yorker Kino zum Kotzen fanden. Und Wünschelrutengänger,
Astrologen und alte Damen, die einmal Astrologinnen gewesen waren und jetzt ihre
Memoiren schrieben. Und seltsame Irrläufer und Wanderer, die

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