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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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ich
ja gern, aber eine unserer Katzen ist vom Dach gefallen und hat sich die Pfoten
gebrochen. Wir müssen ein paar Szenen nachdrehen.«
    Es hörte
sich an wie die typischen Ausreden der Frauen, wenn sie Kopfschmerzen oder Menstruationsprobleme
vorschützen, um sich vor der Liebe zu drücken.
    KATZEN BRECHEN
SICH NIEMALS DIE PFOTEN …
    »Mit Tennessee
Williams?«
    »Was?«
    »Die nachgedrehten
Szenen …«
    »Ja, mit
Harry. Du wirst mir doch nicht eifersüchtig, Albert? Ich würde wirklich liebend
gern mit dir ins Bett gehen.«
    »Versuchungen
sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen – Oscar Wilde .«
    »Na also,
du bist ja schon fast wieder der Alte. Wenn’s erst mal mit den Zitaten losgeht,
ist die gute Laune auch nicht weit.«
    »Das ist
heute schon mein zweites Zitat.«
    »So? Mag
sein …« Holly küsste mich geistesabwesend auf die Wange.

Pottkämper und der sprechende Wohnzimmerschrank
     
    Seit meiner Begegnung öffnete ich
keine Tür mehr, soweit es sich vermeiden ließ. Bei Zimmerfluchten dieser Größe ist
das leichter gesagt als getan. Manchmal hörte ich nebenan Stimmen, obwohl wir allein
lebten und Holly gerade im Studio war. Ich sagte mir, das sei nur eine psychische
Ausnahmesituation. Immer noch besser, als auf mein Alter Ego zu stoßen.
    Überhaupt
fragte ich mich, was seine Andeutungen über mein Leben zu bedeuten hatten. Ich fand,
ich war auch nicht schlechter als andere 14-Jährige. Jeder hat seine Eigenarten.
Was die Frage nach den sogenannten Erziehungsberechtigten, nach der Schule und den
Mädchen anbelangt, sind wir alle ziemlich gleich. Tu dies nicht, tu das nicht. Wir
hassen Bevormundungen und wir hassen sie zu Recht.
    Manche Türen
in Hollys Wohnung standen offen, also bevorzugte ich diese Zimmer, flegelte mich
in einen der tiefen Sessel und genoss das Halbdunkel und die Stille …
    Vorausgesetzt,
dass nicht gerade wieder die Stimme irgendeiner verhutzelten alten Hexe durch die
Zimmertür wisperte:
    »Möchtest
du nicht im Central Park baden gehen, Albert? Vor einiger Zeit ist dort eine junge
Frau ertrunken. Wenn du ihre Leiche finden willst, schwimm am südlichen Ufer des
Harlem Meers los und dann etwa 30 Meter nach Nordosten. Ihr Körper hat sich in einer
alten Reuse verfangen …«
    »Unsinn«,
sagte ich so laut, dass man es durch die geschlossene Tür hören konnte. »Du bist
ein altes Miststück und existierst nur in meiner Fantasie …«
    So weit,
so gut. Meist war danach Ruhe. Ich glaube, der böse Geist in meinem Kopf hatte einfach
nur zu viele schlechte Kriminalromane gelesen. Dann rauchte ich noch einen Joint
oder eine Pfeife Crack.
    Holly verabscheute
das Zeug, weil sie meinte, es ziehe einen zu tief hinunter. Es sei nur etwas für
Menschen, die mit ihrem Leben abgeschlossen hätten. Oft schlief ich danach ein und
erwachte mit ziemlichen Depressionen und rauchte noch eine Pfeife. Eigentlich hätte
man alle 30 Minuten eine Pfeife rauchen können. In der Zwischenzeit wurden die Entzugserscheinungen
nämlich so stark, dass man unwillkürlich an die nächste Pfeife dachte …
    »Er ist
nicht vollendet, er ist auf dem Wege« , lachte eine Stimme in meinem Hinterkopf.
    Ich fragte
mich, welcher Verrückte sich diese Droge ausgedacht hatte. Er musste den Dreck doch
gleich nach dem ersten Versuch durchs Fenster geworfen haben. Aber danach war er
wahrscheinlich hinuntergegangen, um das Zeug wieder einzusammeln und weiterzurauchen.
    Meine Gedanken
waren nicht mehr meine Gedanken. Meine Arme und Beine machten sich selbstständig.
Ich war ein Roboter, eine Marionette dunkler Mächte. Insekten krabbelten unter meiner
Haut.
    Aus meinem
verwesenden Körper sollen Blumen wachsen, und ich bin in ihnen und das ist Ewigkeit
– Edvard Munch.
    Und dann
wiederum, von einem Augenblick auf den anderen, schien es, als wenn ich die ganze
Welt durch meinen Willen kontrollieren konnte …
    GROSSER
GOTT, IN WAS FÜR EIN GEHIRN HAST DU MEINE UNSTERBLICHE SEELE VERPFLANZT? WAR EINSTEIN
GENAUSO VERRÜCKT WIE ICH?
    Eines Nachmittags
platzte mir der Kragen und ich sprang in einer jähen Anwandlung von Zorn aus dem
Bett, stieß mit einem Fußtritt die Tür auf und rief in die Dunkelheit des Korridors
hinaus:
    »Hast du
schon einmal einen Wegweiser gesehen, der den Weg, den er weist, auch geht …? Nein?
Und wieso nicht? Es gibt einfach zu viel Leiden in der Welt …«
    Wie zu erwarten
bekam ich keine Antwort. Bekanntlich hält sich das Universum immer bedeckt, wenn
es um die letzten Fragen

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