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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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nichts von alledem
zu sein schienen, sondern einfach nur herausgefunden hatten, wo gerade mal wieder
eine Party stattfand.
    Der einzige
Ort, an dem man sich vor diesen Leuten sicher fühlen konnte, war der Platz hinter
Hollys Schreibtisch, wo ich gern auf dem Boden sitzend meine Auszeit nahm. Doch
als ich irgendwann todmüde vom Händeschütteln in ihr Arbeitszimmer stolperte, saß
da schon das spindeldürre Mädchen mit der kreisrunden Hornbrille, das ich auf Hollys
Geburtstag kennengelernt hatte.
    »Nanu, was
machst du denn hier?«
    »Konnte
mir den ganzen Stuss nicht länger anhören.«
    »Du sitzt
auf meinem Platz …«
    »Ich bin
völlig fertig. So viele Menschen auf einmal kann ich einfach nicht ertragen.«
    »Mir geht’s
genauso.«
    »Warum sind
wir eigentlich hier?«, fragte sie. »Warum sollte man so tun, als sei man am Gerede
wildfremder Menschen interessiert?«
    »Und wieso
gibt es überhaupt etwas und nicht viel mehr nichts?«
    »Bist du
Philosoph?«
    »Nein, wie
kommst du darauf?«
    »Stammt
das nicht von Aristoteles?«
    »Nanu, ich
dachte, die Amerikaner hätten noch nie etwas von Aristoteles gehört?«
    »Wir sind
gar nicht so ungebildet, wie ihr Europäer glaubt.«
    »Irgendeinen
Dünkel brauchen wir schließlich, wenn wir schon nicht gegen eure wirtschaftliche
und militärische Übermacht ankommen.«
    »Fällt dir
was an mir auf?«, fragte sie und hielt ihre Hände waagerecht vor die Brust, die
Handflächen nach oben geöffnet, als wolle sie damit Regenwasser auffangen oder was
weiß ich …
    »Nein, was?«
    »Meine Titten.
Hormonkur.«
    »Wahrhaftig,
die sehen ja blendend aus«, sagte ich, um ihr einen Gefallen zu tun, obwohl ihre
Brüste höchstens zwei oder drei Millimeter gewachsen sein konnten.

24
     
    Ich magerte bis auf die Knochen
ab und mir fielen zwei Schneidezähne aus. Wegen Vitaminmangel oder Parodontose oder
was auch immer einen Körper so herunterbringt. Ich glaube, ich bot wirklich keinen
appetitlichen Anblick.
    Manchmal
schleppte ich mich mit letzter Kraft zum Kühlschrank, betrachtete angeekelt seinen
Inhalt – und warf die Tür wieder zu.
    Nachts fuhr
ich oft aus dem Schlaf, weil ich glaubte, der Präsidentenhubschrauber lande auf
dem Dach …
    Mein Gang
war so unsicher, dass ich im Korridor an den Wänden entlangschrammte. Selbst Four
Roses 100° oder Jack Daniel’s Single Barrel wollten mir nicht
mehr schmecken, und das will schon etwas heißen. Ich glaube, es war die verdammte
Pille. Bekanntlich kann LSD bereits bei einmaligem Konsum eine schwere Psychose
auslösen, die manchmal unheilbar ist. Vielleicht lag es auch an all dem Zeug wie
Pilzen, Crack und Ecstasy, das Holly mir gegeben hatte, um mein Problem in den Griff
zu bekommen. Bei manchen Drogen verschmoren die Platten der Nervenenden, die den
Serotoninfluss weiterleiten. Das führt dann dazu, dass man für den Rest seines Lebens
schlecht gelaunt ist.
    Ich traute
mich schon nicht mal mehr, die Tür zum Nachbarzimmer zu öffnen, weil ich Angst hatte,
mein Alter Ego könne auf der anderen Seite warten, um mir wieder einen Vortrag über
mein verpfuschtes Leben zu halten.
    »Geht’s
dir schon besser?«, fragte Holly. »Nein, sieht nicht so aus … willst du noch eine
Pille?«
    »Danke,
ich glaube, ich habe die Nahrungsaufnahme eingestellt.«
    »Was ist
los? Liebst du mich nicht mehr? Ist das gerade eine Beziehungskrise bei dir?
    »Wenn überhaupt,
dann sind es die Naturkatastrophen, die schnappenden Krokodile, Malariamücken und
Aidsviren, die mir zu schaffen machen. Und die Selbstmordattentäter. Irgendetwas
läuft schief in diesem Universum, Holly – als wenn uns eine große Hand aus den Wolken
in einen Raubtierkäfig geworfen hätte. Fragt sich nur, wessen Hand? In unserer Ecke
des Käfigs geht es gerade mal etwas friedlicher zu.«
    »Hört sich
an, als wenn du einen Moralischen bekommst?«
    »Andererseits
sollte man sich mal vor Augen führen, dass es über sechs Milliarden Menschen auf
unserem Planeten gibt.«
    »Was hat
das mit schnappenden Krokodilen und Malariamücken zu tun?«
    »Sechs Milliarden
Menschen bedeutet sechs Milliarden Mal Orgasmus bei der Zeugung. Das sind sechs
Milliarden Glücksmomente. Rechnen wir den Schmerz der Welt gegen das Glück auf,
dann hat der Dalai Lama vielleicht doch nicht so unrecht.«
    Ich versuchte
Holly auf den Hals zu küssen, doch irgendwie schien sie nicht den alten Spaß daran
zu empfinden.
    »Gehst du
mit mir ins Bett? Das ist keine Frage, sondern ein Befehl.«
    »Würd’

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