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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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verwenden. Aber Kinderspielzeug statt Kriegsgerät ist nun
einmal der schnellste Weg eines Landes, seinen Status als Supermacht zu verlieren.«
    »Krieg ist
nur zu führen, wenn sich eine Gruppe wegen eines bestimmten Autostereotyps ihren
Konkurrenzgruppen gegenüber als überlegen versteht. Diese Gruppe fühlt sich besser,
weil sie die richtigen Werte hat, weil sie demokratisch ist, weil sie menschlich
ist, weil sie das allgemeine Wahlrecht hat, weil weil weil … und deshalb müssen
wir jetzt Krieg führen zugunsten der Gerechtigkeit, der Menschlichkeit, des Fortschritts
– was auch immer.«
    »Ohne Frage
eine bedenkenswerte Sicht der Dinge. Stammt diese Analyse von Ihnen, lieber junger
Freund?«
    »Nein, es
handelt sich um ein Zitat unseres deutschen Theologen Eugen Drewermann.«
    »Schöne
Worte, aber wie setzt man sie um?«
    »Fangen
Sie einfach irgendwo an. In einem globalisierten Kreuzzug für die Menschenrechte
mit Waterboarding zu foltern, hat schon einen seltsamen Beigeschmack von Heuchelei
und Unwahrhaftigkeit.«
    »Gewalt
verlangt Gegengewalt, wenn sich der Gegner verweigert.«
    »ABC News
meldet, eine hochrangige Gruppe von Regierungsvertretern habe sich regelmäßig im
Weißen Haus getroffen, um Verhörmethoden abzusegnen – darunter Condoleezza Rice,
Dick Cheney und Donald Rumsfeld.«
    »Wobei wir
niemals aus den Augen verlieren sollten, dass meine Politik immer darauf abzielt,
Schlimmeres zu verhindern.«
    »Hochrangige
US-Beamte haben der Misshandlung von Gefangenen nicht nur zugestimmt, so die New
York Times, sondern waren an der detaillierten Planung brutaler Verhöre beteiligt
– und halfen, eine Rechtsstruktur zu schaffen, um die Ausführenden vor Strafverfolgung
zu schützen.«
    »Vergessen
wir bei solchen Mutmaßungen und Verdächtigungen nie, dass auch die sogenannte freie
Presse ihre eigenen kommerziellen und politischen Motive verfolgt. Deshalb lege
ich großen Wert darauf, dass unser Gespräch im Weißen Haus nicht von professionellen
Wortverdrehern missbraucht wird.«
    »Mister
President, Sie können sich auf meine Diskretion verlassen.«
    »Dann haben
wir uns also verstanden, Albert?«
     
    Nach diesem Anruf wagte ich mich
kaum noch auf die Straße, weil ich fürchtete wie John F. Kennedy aus einem der umliegenden
Hochhäuser abgeknallt zu werden …
    … oder ich
könnte einen jener mysteriösen Unfälle erleiden, die aussehen, als sei man im Supermarkt
mal eben über einen Karton Kartoffelchips gestolpert und habe sich dabei zur Überraschung
aller Umstehenden das Genick gebrochen …
    »Was ist
los?«, fragte Holly. »Vor wem versteckst du dich?«
    »Ich verstecke
mich nicht, ich nehme nur etwas Auszeit nach all den Turbulenzen.«
    »Du verkriechst
dich in meinem Arbeitszimmer. Du sitzt auf dem Fußboden, mit dem Rücken zum Schreibtisch.
Da ist doch etwas faul?«
    »Ich glaube,
ich hätte dem Präsidenten lieber ein anderes Geschenk machen sollen.«
    Holly hatte
noch gar nichts von meinen Problemen mitbekommen. Sie steckte so tief in ihren imaginären
Filmgeschichten – diesen auf Effekt getrimmten Charakteren und aus der Luft gegriffenen
Melodramen –, dass die Realität völlig an ihr vorübergegangen war. Ich reichte ihr
den Abdruck aus der New York Times und sie brach in schallendes Gelächter aus, als
sie ihn gelesen hatte.
    »Grandios.
Das läuft dem Vollidioten noch bis in seine Memoiren nach.«
    »Bist du
sicher?«, fragte ich besorgt.
    Auf die
Idee war ich noch gar nicht gekommen. Damit wurde ich unweigerlich zur historischen
Persönlichkeit. Dann tauchte mein Name in seinen Memoiren auf. Bekanntlich wird
der Überbringer der schlechten Nachricht schon seit dem Altertum genauso verfolgt
wie der Täter. Manchmal überleben sogar die Täter und die Boten werden gehängt.
    Einen Moment
lang spielte ich ernsthaft mit dem Gedanken, das Land zu verlassen. Aber wahrscheinlich
wurden längst alle Flughäfen überwacht.
    »Du siehst
blass aus«, sagte Holly. »Ist dir schlecht?
    »Mir ist
hundeelend.«
    »Warte mal,
ich gebe dir was …« Holly holte ein Glas Wasser und reichte mir eine kleine weiße
Pille. Amerikaner regeln Probleme gern mit Pillen …
    Danach sahen
wird uns ein Video mit meiner Pressekonferenz an. Es war ein Mitschnitt, den Hollys
Kollegen im Studio angefertigt hatten. Man fragte mich, ob es schon früher Fälle
von besonderer Begabung in meiner Familie gegeben habe. Keinen einzigen, gab ich
bereitwillig zur Antwort, in der trügerischen Hoffnung, dass mein

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