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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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Ausdruck! Ein anderer Neunmalkluger
schlug vor, mein Gehirn in einem Kernspintomografen untersuchen zu lassen.
    Die Zeitungen
berichteten, dass ein gewisser James Moody und sein Vater Besuch erhalten hätten.
Eine schwarze Limousine sei vorgefahren und der Präsident der Vereinigten Staaten
habe sich höchstpersönlich vom desolaten Zustand des Mietshauses und der Not seiner
Bewohner überzeugt. Sein Stab machte daraus ein Public-Relations-Manöver. Aber das
Ergebnis war schließlich dasselbe, als wenn er aus reiner Barmherzigkeit gehandelt
hätte.
    Einen Tag
später druckte die New York Times meinen fiktiven Vortrag ab. Es gab Stimmen, die
mir eine literarische Zukunft voraussagten. Andere nahmen den politischen Ball auf
und warfen der Regierung vor, es seien darin durchaus Parallelen zur gegenwärtigen
Klimapolitik zu erkennen. Bush stecke den Kopf in den Sand, überlasse die Betroffenen
sich selbst oder fertige sie mit Peanuts ab, um das eigene Gewissen zu beruhigen.
Er rede vom Selbstverschulden der Opfer, mache höhere Gewalt geltend und versuche
mit rhetorischen Floskeln die eigene Verantwortungslosigkeit zu kaschieren …
    Danach brach
ein Sturm in den Medien los. Die Demokraten sahen sich veranlasst, das Thema Klimawandel
auf die Tagesordnung zu setzen. Ich glaube, der Präsident war wenig erfreut über
das Kuckucksei, das ich ihm ins Nest gelegt hatte. Inzwischen waren im Internet
Spekulationen über mein Gespräch mit dem Präsidenten aufgetaucht und warum es nicht
öffentlich gemacht wurde.
    Jemand behauptete,
der Präsident habe mir das Attentat der CIA auf Fidel Castro gestanden. Ein anderer
spekulierte über den Beginn des Dritten Weltkriegs. Angeblich stehe sein Termin
bereits fest. Man wolle China zu einer diplomatischen Provokation verleiten und
dann auf dem Landweg vom Ochotskischen Meer aus angreifen.
    Diesmal
ließen sich die Journalisten nicht mehr im Foyer abwimmeln. Zwei schafften es, bis
zu unserer Dachgartenwohnung vorzudringen. Einer bot mir zweitausend Dollar für
eine Abschrift meines Gesprächs mit dem Präsidenten. Er sagte: »Wenn Sie uns schriftlich
den genauen Wortlaut garantieren, bekommen Sie dreitausend.«
    Eines Nachts
gegen zwei Uhr wurde ich vom Telefon aus dem Schlaf gerissen.
    »Der Präsident
der Vereinigten Staaten«, sagte eine geschäftsmäßig klingende Frauenstimme. »Bitte
bleiben Sie am Apparat.«
    Dann meldete
sich auch schon George W. Bush.
    »Alfred?
Schön, dass ich Sie um diese späte Stunde noch erreiche. Leider lassen mir meine
Termine als Präsident immer weniger Zeit …«
    »Albert
…«
    »Bitte?«
    »Albert
Pottkämper.«
    »Oh, natürlich,
bitte verzeihen Sie. Ich möchte mich noch einmal für das informative Gespräch bedanken.«
    »Keine Ursache.«
    »Ich glaube,
wir waren so verblieben, dass wir die Ergebnisse unser gemeinsamen Denkarbeit – darf ich es so nennen? – nicht in die Öffentlichkeit tragen wollten. Wir haben
über viele wichtige Fragen diskutiert, darunter die gegenwärtigen Militärausgaben
der USA, und ich möchte ungern eines meiner improvisierten Worte in den Medien wiederfinden.
Was halten Sie davon, Alfred?«
    »Albert
…«
    »In Zeiten
des Wahlkampfs sollte man genauestens beachten, welche Schlagworte die kommenden
Auseinandersetzungen beherrschen.«
    »Bei dieser
Gelegenheit – sehen Sie die Gefahr eines Dritten Weltkriegs, Mr. President?«
    »Nein, wie
kommen Sie darauf?«
    »Ich denke
an Waffensysteme wie den Massive Ordnance Penetrator, eine 13 Tonnen schwere Bombe,
die bis zu 60 Meter Stahlbeton durchschlagen kann. Und Marschflugkörper des Typs
BGM-109, Tactical Tomahawk die ihre Ziele überprüfen und je nachdem andere Ziele
anvisieren können, was ihre Schlagkraft erheblich verstärkt. Oder die neuen Interkontinentalraketen
mit konventionellen Sprengköpfen.«
    »Ihre Detailkenntnisse
sind immer wieder verblüffend, Albert.«
    »Das Pentagon
veranschlagt beim Modernisierungsprogramm Future Combat System etwa 200 Milliarden
Dollar für die Entwicklung von Kampfrobotern, die weitgehend selbstständig Krieg
führen. Danach sollen bis zum Jahre 2015 ein Drittel der gepanzerten Fahrzeuge und
Waffen durch Roboter ersetzt werden.«
    »Wir versuchen
damit nur das Leben unserer Soldaten zu schützen.«
    »Korea,
Vietnam, Irak – Ihre Nation scheint nichts aus ihren Fehlern lernen zu wollen, Mr.
President.«
    »Man schlägt
mir vor, das Geld des amerikanischen Steuerzahlers lieber für Eimerchen, Schaufeln
und Hulla-Hoop-Reifen zu

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