Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)
Titel:
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt
verkneifen konnten. Auch Hikaru sah amüsiert zum Grafen hinüber. Stille senkte sich über den Raum, und die Anspannung wob sich um die sowieso schon dünne Luft und schnürte sie weiter zusammen.
„Wenn ich bitten darf?“, sagte Hikaru und deutete eine Verbeugung an.
Als sie den Sicherheitsraum betraten, schimpfte Graf Ulrik immer noch vor sich hin, aber Hikaru verschloss die Ohren gegen ihn. Stattdessen beobachtete er die anderen beiden. Sir Patrick schien die Ruhe selbst zu sein, während Baptiste ständig seinen Filzhut in der Hand drehte.
„Ah, der verspiegelte Raum ist von außen gar nicht verspiegelt“, bemerkte Sir Patrick und fuhr mit der Hand über das Fenster, das ihm den Raum mit den vielen anderen Gästen zeigte. „Können Sie uns hören?“, fragte er und sah neugierig zu Hikaru.
„Nein.“ Damit schloss er die Tür und bot den Gästen je einen Stuhl an, während er selbst vor ihnen auf und ab ging. „Ich will ehrlich sein. Einer von Ihnen hat etwas gestohlen, das meinem Volk gehört, und ich biete Ihnen hiermit die Möglichkeit, das Diebesgut wieder herauszugeben, ohne einen weiteren Schaden zu verursachen.“
„Sie wollen uns ja nicht mal sagen, was gestohlen wurde. Vermutlich nicht die Kronjuwelen der japanischen Krone“, spie Graf Ulrik ihm entgegen.
„Nein, es waren Pläne, die die Daten des Otori-Propellers enthalten. Wir wollten einen Teil davon heute Abend präsentieren.“
„Was ist ein Otori-Propeller?“, fragte Monsieur Baptiste und schaute ihn dabei fragend an.
„Ein lautloser Propeller“, antwortete Sir Patrick, bevor Hikaru den Mund auch nur öffnen konnte.
Der Lord lächelte, richtete seine Fliege und steckte eine Hand in die Hosentasche. „Glauben Sie etwa, ich gehe unvorbereitet auf eine Feier, noch dazu, wenn es sich um die erste Feier eines sonst unbekannten Landes handelt?“
„Sie kennen also die streng geheime Entwicklung meines Volkes?“, vergewisserte sich Hikaru noch einmal und ging einen Schritt auf den Mann zu, der sich sogar im Sitzen mit ihm auf Augenhöhe befand.
„Gewiss. Sehr attraktiv für militärische Anwendungen. Ich war schon sehr neugierig auf die Pläne, die Sie heute Abend ausstellen wollten. Umso trauriger bin ich, dass Sie entwendet wurden.“
„Wer sagt mir, dass Sie nicht der Dieb sind?“ Hikaru trat noch einen Schritt auf Sir Patrick zu und fixierte ihn. Unter der engen Kleidung, die er trug, konnte er unmöglich die Pläne versteckt haben, ohne dass er wenigstens ein Knistern hervorrief.
„Warum sollte ich so offen mit Ihnen reden, wenn ich Sie bestohlen habe?“ Er drehte eine Hand in der Luft, ehe er dazu überging, seine Nägel zu betrachten.
Hikaru verengte die Augen zu Schlitzen und beobachtete Sir Patricks offensichtliches Desinteresse an dem Verdacht, dass er der Dieb sein könnte.
Mit drei Fingern strich sich Hikaru über seinen Obi und richtete ihn an der Seite.
„Was ist mit uns? Warum sind wir hier?“, fragte Monsieur Baptiste.
Hikaru holte Luft, reinigte seine Gedanken von aller Voreingenommenheit und sprach zu den drei Verdächtigen. „Sie haben bei der Wahrheitszunge gelogen, zudem ist ihr Aufenthaltsort zum Zeitpunkt des Diebstahls ungewiss, und ich will von Ihnen wissen, warum und über was.“
„Das kann ich erklären. Ich bin schon gut über Ihre Propeller informiert, aber das wollte ich meinen Konkurrenten dort hinten nicht mitteilen, deshalb habe ich gelogen.“ Sir Patrick deutete desinteressiert hinter die Scheibe, gab aber keinerlei Anlass, ihm nicht zu glauben. Hikaru kniff die Augen zusammen, versuchte, durch die Maske des Lords zu schauen, aber er schien die Wahrheit zu sprechen. Es wäre auch zu schön gewesen, in einen bestehenden Markt mit einer neuen Erfindung einzudringen, die niemand erwartete, aber er kannte Sir Patricks Geschichte zu gut, als dass er nicht von dem halben Dutzend Spionen in seinen Diensten wusste.
„Was ist mit Ihnen, Monsieur Baptiste? In welchem Punkt haben Sie gelogen?“, fragte er den schwitzenden Mann, der sich gerade über die Stirn fuhr. In ihm wallte so etwas wie Mitgefühl für den armen Kerl auf, doch auch er musste sich dem Verhör weiterhin unterziehen.
„Ich …“, stammelte er und sah sich hilfesuchend im Raum um. „Ich habe gelogen, weil …“
„Hören Sie schon auf, den Mann zu quälen. Der arme Wicht würde nicht einmal meine Brieftasche stehlen, wenn ich Sie ihm vor die Füße werfe!“, schnaufte Graf Ulrik und wälzte sich auf dem
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