Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)
Titel:
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt
Fingern juckte, konnte er auf keinen Fall Gewalt anwenden. In Japan hätte ihn niemand davon abgehalten. Einer der Gründe, warum er so weit gekommen war, lag in der Skrupellosigkeit, mit der er jeden Fall aufklärte. Egal mit welchen Mitteln. Deswegen waren ihm die diplomatischen Verwicklungen auch egal, solange er die Pläne zurückerhielt.
Was er mit dem Grafen machen würde, wusste er, aber diese Gedanken musste er erst einmal beiseiteschieben. Dieser Fall bedurfte seiner vollen Aufmerksamkeit und seines Feingefühls.
„Was meinst du, Akito, was wir als nächstes tun sollten?“
„Hikaru-San?“
„Welche Schritte würdest du als nächstes gehen, um herauszufinden, wer von den dreien der Langfinger ist?“
Sein junger Assistent schluckte, und sein Kehlkopf sprang auf und ab vor Aufregung, aber er antwortete schließlich. „Ich würde die drei von den anderen separieren und sie durchsuchen, um zu schauen, ob die Pläne bei ihnen liegen.“ Die Worte klangen wie eine Frage, und zuversichtlich wirkte Akito auch nicht.
„Ein guter Vorschlag. Sorge dafür, dass in einer Minute die Seitentür zum Sicherheitsraum offen steht.“
„Zum Sicherheitsraum, Hikaru-San? Warum ausgerechnet dorthin?“
„Viele Optionen haben wir auf einem Luftschiff nicht. Es bleiben noch die Unterkünfte für den Gensui und seine Familie sowie der Maschinenraum und die Brücke. Oder der Tatort des Verbrechens. Da dort aber die Untersuchung nicht abgeschlossen ist, verweilen wir im Sicherheitsraum, bis wir anderes hören.“
„Gut. Soll ich bei der Untersuchung nachfragen, ob sie etwas herausgefunden haben?“, fragte Akito schon auf dem Weg fort von ihm.
„Gute Idee“, lobte er seinen Mitarbeiter und nickte ihm zu. Vielleicht gab es doch Hoffnung für den Burschen. Er wandte sich wieder der Masse zu, die ihn von offensichtlichem Hass bis hin zu einfachem Missmut in allen schillernden Regenbogenfarben der menschlichen Stimmung anstarrten.
„Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen, dass Sie so geduldig waren. Wir werden die Suche nun fortführen.“
Unmut breitete sich in den Gesichtern der Hochwohlgeborenen, aus und Hikaru beeilte sich fortzufahren. „Die meisten von Ihnen bestanden den Test der Wahrheitszunge und dürfen das Bankett ungestört fortsetzen.“ Besonders auf den Gesichtern der Frauen offenbarte sich deutliche Erleichterung, was ihn lächeln ließ. „So einfach glücklich zu machen, diese Europäer“, dachte er und strich sich über das frisch rasierte Kinn.
„Ich werde keinen Augenblick länger an diesem menschen-unwürdigen Ort bleiben. Sie haben mich gezwungen, diese Maschine zu benutzen, als wäre ich Vieh!“, blökte Graf Ulrik und verschüttete dabei die Hälfte seines Weins.
„Nun, lieber Graf, begleiten Sie mich. Ebenso wie Monsieur Baptiste Thill und Sir Patrick Mortimer of Hallwell.“ Die beiden Männer blickten nicht minder erstaunt wie der Rest der Gruppe um sie herum. Augenblicklich wich man unauffällig vor ihnen zurück, als hätten die Umstehenden Angst, ebenfalls mitgenommen zu werden, wenn sie nur einen von den dreien berührten. Die mit deutlichen Rundungen ausgestattete Begleiterin Sir Patricks klammerte sich an seinen Arm, als ob sie ihn nicht gehen lassen wollte, doch er tätschelte ihren Oberarm und reichte ihre Hand an einen Mann weiter, der wie der persönliche Leibdiener des Lords aussah. Hikaru sah Beklommenheit in den Augen des älteren Manns, aber Sir Patrick schüttelte den Kopf, deutete erneut auf seine Begleiterin und ging dann hocherhobenen Hauptes auf Hikaru zu. Baptiste Thill hingegen schien allein auf diese Feier gekommen zu sein, da er sich nur unsicher umschaute und niemand ihn aufhielt. Wie ein geschlagener Diener trat er vor Hikaru und wagte nicht, den Blick zu heben. In Gedanken schüttelte Hikaru den Kopf über den luxemburgischen Ingenieur, der in seinen jungen Jahren bereits ein paar graue Haare zu viel auf dem Kopf trug. Hikaru fuhr sich über seine dichte, schwarze Mähne, die nur von wenigen grauen Streifen durchzogen war.
Als letztes trat Graf Ulrik vor. Sein Gang besaß kaum noch Würde, dafür führte sein Geruch mit Sicherheit die halbe Schnapsbar mit sich.
„Was verlangt Ihr jetzt schon wieder von uns? Sollen wir unsere Ärsche präsentieren, und Ihr messt anhand unserer Fürze, wo ich heute überall war?“
Ein lautes Keuchen ging durch die Halle. Viele schlugen die Hand erschrocken vor den Mund, während wieder einige sich ein Lachen nicht
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