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Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Titel: Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Krzywik-Groß , Torsten Exter , Stefan Holzhauer , Henning Mützlitz , Christian Lange , Stefan Schweikert , Judith C. Vogt , André Wiesler , Ann-Kathrin Karschnick , Eevie Demirtel , Marcus Rauchfuß , Christian Vogt
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Stuhl.
    „Dann bleiben Sie als letzter Verdächtiger.“ Hikaru verschränkte die Arme hinter dem Rücken und musterte den Grafen mit deutlicher Abscheu.
    „Ich? Was ist mit ihm?“ Seine Wurstfinger deuteten auf Sir Patricks breite Brust.
    „Ich glaube ihm.“
    „Ach, und mir nicht?“, entrüstete sich Graf Ulrik. Für seinen wuchtigen Körper erstaunlich behände sprang er auf und stand fast Nase an Nase vor Hikaru. Sein Oberkörper wankte noch einen Augenblick, ehe er zum Stehen kam. – und da roch Hikaru etwas, was ihn stutzen ließ. Der Geruch kam ihm seltsam bekannt vor, ließ sich aber unter dem überwältigenden Gestank von Schweiß und Alkohol kaum ausmachen. Hikaru hob die Nase und schnüffelte noch einmal genauer. Da, nur ein Hauch steckte in der Atemluft des Grafen. Eindeutig in der Atemluft. Hikaru lächelte und ließ Graf Ulrik nicht aus den Augen.
    „Um ehrlich zu sein: nein, Graf. Ihr lügt, seit ihr diese Feier betreten habt. Euer ungebührliches Benehmen und die frechen Bemerkungen sind alles nur Schau. Nur für wen?“
    „Was meint ihr damit?“, lallte der breite Mann und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen.
    Hikaru ging nochmals die Ereignisse des Abends durch.
    „Ihr habt heute Abend noch nicht einen Tropfen Alkohol zu euch genommen und benehmt euch dennoch wie ein angeheiterter Tölpel. Weshalb?“
    Die wulstigen Augen des Grafen verengten sich, und er starrte ihn wütend an. Doch das erste Mal an diesem Abend sprach noch etwas anderes aus seinem Blick. Das Aufblitzen einer Vermutung. Hikaru kannte es nur zu gut. Im Krieg hatte er dieses Aufblitzen in den Gesichtern der Generäle gesehen, wenn sie einen Gegner fanden, der ihnen ebenbürtig war.
    „Woher wusstet Ihr es?“, fragte Graf Ulrik, diesmal ohne den Hauch von Sprachschwierigkeiten. „Was hat mich verraten?“
    „Der Geruch nach Kamille.“
    Sir Patrick und Monsieur Baptiste starrten überrascht zu Hikaru hinüber, schnüffelten in der Luft, ehe sie sich kopfschüttelnd ansahen. „Ich rieche nichts. Und Graf Ulrik, wieso tun Sie das?“, fragte Sir Patrick und senkte seine vorher noch so interessante Hand.
    „Kamille? Ah, ich sollte nicht mehr so viel Tee vorweg trinken.“
    „Warum spielen Sie mir etwas vor?“
    „Wissen Sie, wie langweilig diese Feiern sind? Wenn nicht der dicke, besoffene Graf Ulrik dabei ist, stehen sich diese neureichen Halunken die Beine in den Bauch und fressen sich die Wampe voll.“ Graf Ulrik lachte laut auf und sein wohlgeformter Bauch schaukelte auf und ab.
    Hikaru sah Graf Ulrik in die nun glasklaren, blauen Augen und erkannte, dass er die Wahrheit sprach. „Aber warum wussten Sie dann von dem Propeller?“
    „Sie glauben gar nicht, was die Leute einem alles anvertrauen, wenn Sie glauben, man wäre voll wie eine Strandhaubitze. So erfahre ich alles auf Festlichkeiten.“ Graf Ulrik lehnte sich zurück und verschränkte vergnügt die Hände vor dem Bauch.
    „Graf Ulrik, ich muss Sie beglückwünschen und Ihnen sofort eine Stelle in meinen Reihen anbieten. Was halten Sie von kombinierter Spionage?“
    Dankend lehnte der Graf ab. „Ich denke, ich werde mir etwas Neues einfallen lassen. Wo bleibt sonst die Herausforderung?“
    Hikaru schüttelte den Kopf. Wenn das der Wahrheit entsprach, dann … „Monsieur Baptiste, möchten Sie uns etwas sagen?“ Dabei packte Hikaru den Griff seiner geschwungenen Waffe und zog sie hervor, um sie sicherheitshalber auf den Ingenieur zu richten.
    Der junge Mann mit dem viel zu alten Gesicht brach in sich zusammen, ehe Hikaru auch nur die Sicherung der Waffe lösen konnte. „Ich wollte doch nur helfen!“, jammerte er auf Französisch und schaute tief in sich zusammengesunken auf seinen Hut.
    „Wem und weshalb – und wo sind die Pläne?“
    „Meinem Betrieb. Es geht ihm nicht gut. Wenn wir nicht schnell etwas Neues entwickeln, geht die Produktion pleite, und Hunderte verlieren ihre Arbeit. Wir haben nicht viel Arbeit in Luxemburg, verstehen Sie?“ Baptiste sah auf, und in seinen Augen lag die Forderung nach Verständnis.
    „Wo sind die Pläne?“, wiederholte Hikaru und entsicherte seine Schusswaffe. Das leise Klicken des Metallblocks am Ende sandte immer noch einen Schauer über seinen Rücken, da wollte er gar nicht wissen, wie Baptiste sich gerade fühlte.
    Zwei Elektroden krochen quälend langsam aus dem Lauf, die samt ihrer Kabel durch Luftdruck abgeschossen werden und hohe Stromstärken in ihr Ziel jagen konnten.
    „Schon gut. Unter der

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