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Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Titel: Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Krzywik-Groß , Torsten Exter , Stefan Holzhauer , Henning Mützlitz , Christian Lange , Stefan Schweikert , Judith C. Vogt , André Wiesler , Ann-Kathrin Karschnick , Eevie Demirtel , Marcus Rauchfuß , Christian Vogt
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Vlæmisch. Sein Gegenüber fuhr hoch, als er seine Muttersprache hörte und starrte ihn mit offenem Mund an.
    „Ihr Vater schickt mich“, fuhr Davit fort und beugte sich zu ihm hinüber. Er glaubte, eine kurze Regung im Gesicht Peter of Waterfords zu erkennen, doch er vermochte sie nicht zu deuten, bevor er sich wieder vor ihm verschloss.
    „Vater?“
    War da etwa Spott in seiner Stimme? Er schob den Gedanken so rasch beiseite, wie er gekommen war, als er sah, wie der junge Mann die Knie an den Körper zog, während er Davit nicht aus den Augen ließ.
    „Er hat das Lösegeld nicht gezahlt!“, sagte er nüchtern. „Warum sollte ich Ihnen glauben?“
    Davit rutschte bäuchlings näher an ihn heran, versuchte aber, ihn nicht zu bedrängen. Er wusste nur zu gut, wie gefährlich ein in die Ecke getriebener Mann sein konnte.
    „Die Übergabe in Edirne ist gescheitert. Deshalb hat er mich geschickt.“
    Der junge Waterford starrte ihn weiter unverwandt an, bevor er das Wort an ihn richtete.
    „Ich will Ihre edlen Absichten nicht infrage stellen, Herr …“
    „Davit. Davit Baratashvili.“
    „Herr Baratashvili. Aber, mit Verlaub, glauben sie nicht auch, dass Ihr kühner Befreiungsplan einige Schwächen aufweist? Schließlich …“ Er strich sich das Haar tiefer in die Stirn, um seine grauenhafte Entstellung hinter den stumpfen, blonden Strähnen zu verbergen. „Schließlich sitzen Sie nun mit mir in diesem Loch.“
    Chronometer 00:25:15
    Davit entrollte den dünnen Draht, den er von der Apparatur heruntergerissen hatte, mit der seine Peiniger den Strom durch seinen Körper gejagt hatten. Seine Finger zitterten, doch er wusste, dass das marode Schloss keine Herausforderung für ihn darstellen würde. Zumindest nicht lange.
    „Sie kennen den Weg nach oben?“, versicherte er sich noch einmal. Der junge Mann nickte und begab sich auf seinen Posten neben der Tür, die sie von den Gängen des Unterdecks trennte.
    „Wissen Sie, wie spät es ist?“, fragte Peter of Waterford unvermittelt, als Davit den Draht vorsichtig in das grobe Türschloss schob.
    „Natürlich nicht“, gab er barsch zurück und bereute es bereits im nächsten Augenblick. Die Zeit der Gefangenschaft hatte an den Sohn aus reichem Hause wohl nicht nur körperliche Spuren hinterlassen.
    „Ich denke aber, wir sollten uns beeilen“, brummte Davit. Er hatte nicht vor, auch nur einen Augenblick länger als nötig in der Gewalt der Türken zuzubringen.
    Das Schloss klickte, und erst jetzt bemerkte er, dass der Schweiß von seiner Stirn tropfte. Leise öffnete er die Tür zu ihrer Zelle und spähte in den Gang. Wenn man sie auf ihrer Flucht erwischte, würde man kurzen Prozess mit ihnen machen.
    Davit signalisierte, dass die Luft rein war, und beide schoben sich behutsam durch die Türöffnung hinaus in den Gang. Im Bauch des Luftschiffs war das leise Surren des Antriebsrotors zu hören, das sich über den metallenen Rahmen auf die Wände übertrug und sie zum Schwingen brachte. Früher hatte Davit dieses Gefühl geliebt, wenn alles um ihn herum surrte und ratterte und er schwerelos durch die Luft gleiten konnte. Inzwischen verabscheute er es. Aber es war ein gutes Zeichen, denn an der Art der Vibration erkannte er, dass sie ausreichend tief flogen. Tief genug, dass ihr gefährlicher Plan gelingen konnte. Davit betete, dass sie nicht gerade über dem Ozean waren.
    Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, um nicht durch verdächtige Geräusche die Aufmerksamkeit der Luftpiraten zu erregen. Eine metallene Treppe am Ende des Ganges führte nach oben, und Davit erklomm gerade die unterste Stufe, als es hinter ihm schepperte. Sein Kopf fuhr herum, und aus den Augenwinkeln sah er, dass der Adlige sich offenbar an einer Metallverkleidung zu schaffen gemacht hatte. Dahinter befand sich eine Nische, in der die Mannschaft Ersatzteile zur Wartung des Luftschiffs aufbewahrte. Peter of Waterford hielt einen spitz zulaufenden Schraubenzieher in der Hand. Sein verbliebenes Auge funkelte in kaltem Blau, und Davit wusste in diesem Moment, dass er mit dem Werkzeug töten würde, wenn es darauf ankam. Er hoffte nur, dass er sie nicht in Schwierigkeiten bringen würde, indem er versuchte, sich an seinen Peinigern zu rächen.
    Die Probleme ließen allerdings nicht lange auf sich warten. Von der letzten Kreuzung erklang ein Schrei. Davit packte den jungen Waterford am Revers und zog ihn die Leiter nach oben, während Alarmrufe über das Unterdeck schallten. „Kaç

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