Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)
Titel:
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt
Treppe finden Sie eine Rolle, in der die Papiere versteckt sind. Bitte, versprechen Sie mir, dass mein Unternehmen nichts davon erfährt. Ich habe diesen Plan allein ausgeheckt!“
Hikaru sog die Luft zischend ein, drehte dann den Kopf in Richtung Seitentür. „Akito, haben Sie das protokolliert? Schnell, suchen Sie die Papiere, und wenn Sie in Sicherheit sind, geben Sie Bescheid, dass die Gäste aufs Flugdeck gehen können, um die Otori-Propeller zu demonstrieren.“
Sir Patricks Augen leuchteten auf. „Wir sind in der Luft? Dann funktioniert es wirklich! Faszinierend!“
„Bitte versprechen Sie mir, dass meiner Firma kein Schaden entsteht!“
Hikaru steckte die Waffe zurück unter seinen Kimono, wo sie sich kühl an seine Haut schmiegte. Dan hob er den Blick, starrte Baptiste Thill an und ging langsam auf ihn zu. „Das kann ich nicht.“
Doppeltes Spiel
von Eevie Demirtel
Chronometer 04:00:00
S ein Körper zitterte so sehr, dass er meinte, das Luftschiff unter ihm stünde kurz vor einer Explosion. Doch es war nicht das Schiff, das sich gleichermaßen erhaben wie behäbig dem Horizont entgegen schob. Der Strom hatte seine Muskeln krampfen lassen, und noch immer zuckten seine Arme und Beine, wenn er versuchte, sich aufzurichten. Zwei Tage hatten ihn die osmanischen Hunde nun in ihrer Gewalt. Es kam ihm vor, als seien es Jahre gewesen, und selbst der lange Krieg in seiner Heimat hatte ihn nicht auf die Schmerzen vorbereiten können. Wahrscheinlich hatte der alte Waterford ihn eher deshalb ausgesandt, weil er als Armenier des Türkischen mächtig war – und weil er wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte. Langsam versuchte Davit, sich aufzurichten, doch seine Arme gaben nach, geschwächt wie sie waren, und er sank auf den feuchten Metallboden zurück. Er flehte zu Gott, dass das Wasser bald trocknen und ihn nicht länger an seine Folter erinnern möge.
Chronometer 02:15:04
Das heisere Gebell der Aufseher riss Davit aus dem unruhigen Dämmerschlaf. Stiefelschritte, der dumpfe Aufprall von Schlägen und Tritten. Dann wurde die Tür zu seinem Gefängnis aufgerissen, und der bullige Folterknecht stieß eine zusammengesunkene Gestalt herein. Erst als das Metall schwer ins Schloss gefallen und außer den gelegentlichen Bewegungen des Höhenruders nichts mehr zu hören war, wagte es Davit, sich dem reglosen Körper zu nähern. Die einst feine Kleidung des Mannes war zerschlissen und an einigen Stellen mit getrocknetem Blut verkrustet. Das halblange Haar wirkte stumpf vor Dreck, doch Davit erkannte, dass es blond sein musste, und sein Herz raste. Vorsichtig streckte er die Hand aus und strich mit den Fingern die wirren Strähnen zurück. Als er sah, was darunter lag, unterdrückte er nur mühsam einen Schrei.
„Was haben sie Ihnen nur angetan?“, flüsterte er heiser und wandte den Blick von der entstellenden Narbe ab, die sich rot und frisch über die rechte Augenhöhle zog, aus der ihm Dunkelheit entgegen starrte.
Für einen Augenblick überlegte er, ob es gnädiger wäre, den jungen Mann in seiner Ohnmacht zu erdrosseln, doch er drängte den Gedanken nur wenige Herzschläge später angewidert beiseite. In seiner Heimat gab es viele versehrte Veteranen, denen die Gesellschaft trotz ihrer Behinderung mit Achtung begegnete. Der vlæmische Adel mochte dies anders sehen, doch es war nicht an Davit, diese Entscheidung zu treffen. Er hatte lange Jahre bei seinem Dienstherrn verbracht und ihm treu gedient. Doch dieser Auftrag sollte sein letzter sein. Es war an der Zeit, in die Heimat zurückzukehren.
Chronometer 01:03:28
„Wer sind Sie?“, ertönte die Stimme aus dem Dunkel. Das Halblicht, das durch die Holzbalken schien, die ihr Gefängnis im Heck des türkischen Luftschiffes begrenzten, zeichnete bedrohliche Muster auf das Gesicht des jungen Mannes. Aus dem Schatten starrte Davit ein Auge an, das so blau war wie die Fluten des Schwarzen Meeres an einem strahlenden Sommertag. Sein Mienenspiel aber war eisig wie ein Gletscher, voller Misstrauen und Härte.
Er hatte ihn auf Türkisch angesprochen, in der Sprache seiner Entführer. Davit schluckte. Er sah nicht umsonst aus wie einer dieser Banditen, selbst die Freibeuter hatten seine Tarnung erst vor kurzem durchschaut. Dann hatten sie mit den Befragungen begonnen. Er schob die übergangslos aufkommenden Gedanken an die Folter beiseite. In dieser Zelle war kein Platz mehr für Ausflüchte.
„Ich bin hier, um Sie zu befreien“, flüsterte er auf
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