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Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Titel: Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Krzywik-Groß , Torsten Exter , Stefan Holzhauer , Henning Mützlitz , Christian Lange , Stefan Schweikert , Judith C. Vogt , André Wiesler , Ann-Kathrin Karschnick , Eevie Demirtel , Marcus Rauchfuß , Christian Vogt
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ı yorlar!“ Sie waren entdeckt.
    Chronometer 00:16:51
    Peter of Waterford wies auf die Tür am Ende des Ganges. „Die Kabine des Aghas! Dort werden sie uns nicht vermuten.“
    Schwere Schritte drangen von unten herauf, und Davit wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis die Türken die Suche vom Unterdeck aus nach oben ausweiten würden. Hinter ihnen führte eine Treppe nach oben, und das Gemisch aus Maschinenöl und frischer Abendluft stieg in seine Nase.
    „Es dämmert schon“, drängte Waterford. „Wir müssen uns beeilen.“ Er stürmte auf die Tür zu, als Davit hinter sich eine Bewegung wahrnahm. Blitzschnell reagierte der armenische Söldner und rammte seinen Ellbogen mit aller Kraft nach hinten. Der Alarmschrei verstummte jäh, als die Luft die Lunge des stämmigen Türken verließ und eine seiner Rippen knirschend nachgab.
    Eine Tür fiel ins Schloss, doch Davit blieb keine Zeit, dem Adelsspross zu folgen. Große Hände schlossen sich wie ein Schraubstock um seinen Hals, bereit, das Leben aus ihm herauszuwringen. Fauchend beleidigte er die Mutter des Türken. Seine Hoffnung wurde nicht enttäuscht, Luft strömte in seine Lunge. Im letzten Augenblick ließ er sich zur Seite fallen, bevor die Faust seines Gegners dort in die Wand krachte, wo zuvor noch sein Kopf gewesen war.
    Chronometer 00:11:59
    Davit schloss schnaufend wie eine Dampflok die Tür hinter sich. Der Türke hatte ihm ein Stück des linken Ohrs abgebissen. Blut rann seinen Hals hinab, und er lehnte sich gegen das schwere Holz, um sein schmerzendes linkes Knie zu entlasten. Peter of Waterford stand vor dem gewaltigen Kartentisch und starrte angestrengt auf eine große Uhr, deren Ticken den Raum erfüllte. Sein Gesicht war von feinen roten Sprenkeln geziert, als habe es kürzlich Blut geregnet, wie in der Heiligen Schrift, wo ganze Meere zu Blut geworden waren.
    „Zehn Minuten und drei Sekunden“, sagte er und strich mit der Linken über die Karte. „Wir müssten in der Nähe von Zagreb sein.“
    Deshalb hatte er also nach der Zeit gefragt. Aber wie konnte er in der kurzen Zeit, die Davit gebraucht hatte, den Türken im Flur zu erdrosseln, bereits ihre Position bestimmt haben?
    Während Peter of Waterford die Laden und Fächer des Schreibtischs herauszog, schob Davit den schweren Sekretär vor die Tür. Man würde sie wohl kaum in der Kapitänskajüte suchen, aber er wollte ganz sicher gehen.
    „Sie wollten uns doch dorthin bringen, wo der Heißluftballon gelagert wird!“, schnaufte er und schluckte den bitteren Vorwurf hinunter.
    „Vom Fenster aus gibt es eine Leiter“, antwortete der Adlige ruhig. „Der Agha war ein Mann, der sich gerne alle Optionen offenhielt.“
    Davit war mit zwei schnellen Schritten am Heck und riss das Fenster auf. Etwa drei Meter zu seiner Rechten war eine Gondel an der Außenseite des Schiffskorpus befestigt. Erst dann erreichten die letzten Worte des Gesagten sein geschundenes Hirn. Sein Blick wanderte hinter den Schreibtisch, und vom Fenster aus sah er die große Blutlache, die sich um den Leib des Aghas ausgebreitet hatte. In seiner Kehle steckte ein großer Schraubenzieher, sein verbliebenes Auge starrte leblos zur Decke. Das andere wurde von einer Augenklappe bedeckt, die Peter of Waterford nun an sich nahm und mit ruhigen Fingern anlegte. Er schenke Davit ein warmes Lächeln, als er den großen Tornister schulterte und eine lederne Dokumentenmappe in seinem Wams verstaute.
    „Er braucht die Handelsrouten nicht mehr“, sagte er mit einem entschuldigenden Schulterzucken. „Sie sind schließlich mein einziges Kapital, seit mein Vater sicherstellen will, dass ich mich aus seinen Geschäften heraushalte.“ Er rückte die Augenklappe gerade, die noch rot war vom Blut des Aghas, dessen Lebenssaft ihm nun in dünnen Rinnsalen über das Gesicht lief.
    Chronometer 00:07:00
    „Wir haben noch sieben Minuten“, sagte Waterford und deutete auf die Uhr. „Genauer, Sie haben noch sechs Minuten und fünfundvierzig Sekunden bis das Luftschiff explodiert.“ Er lächelte, als habe man ihn gerade zu einer Teegesellschaft geladen, auf der eine ganz besondere Köstlichkeit kredenzt wurde.
    Das Blut rauschte in Davits Ohren, als er den Hebel an dem Tornister erkannte, und er spannte seine schmerzenden Muskeln.
    „Gibt es noch einen Fallschirm?“, fragte er tonlos, obwohl er fürchtete, die Antwort längst zu kennen. Er hatte bisher nie einen zu Gesicht bekommen, doch diese hochmoderne Rettungsvorrichtung war

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