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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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Maria. »Wahre Mutterliebe. Wie manche von uns empfinden.«

Inez sang. Sie stand in ihrer duftenden Küche und sang, während sie altmodisch Kakao kochte, dafür Kakao, Zucker und einen Schuss Sahne miteinander verrührte. Wie es sich gehörte. Richtig. Die Milch stand bereits auf dem Herd und mischte einen fast unmerklichen Hauch von Dampf in den Duft der Wecken. Sie hatte sie im Blick, während sie im Becher rührte, bereit, sofort den Topf von der Platte zu ziehen, wenn sie anfangen würde zu kochen, überlegte kurz, ob sie die Platte schon ausschalten sollte, und entschloss sich dann dazu. Die Milch war jetzt heiß genug, sie würde im nächsten Moment aufkochen, innerhalb der wenigen Sekunden, die es brauchte, bis er zur die Tür hereinkam …
    »Pfingsten kam mit grünem Laub«, sang Inez und lachte, als sie feststellte, dass sie tatsächlich Tränen in den Augen hatte. »In Blütenpracht stehn Feld und Wald …«
    Als Björn klein war, liebte er dieses Lied, er wollte immer auf ihrem Schoß sitzen und hören, wie sie von dem kleinen Mädchen im Krankenhaus sang, das niemals zu seiner Mutter nach Hause durfte. Inez verzog das Gesicht, hörte auf zu singen. Nun ja. Später hatte er andere Lieder gemocht. Sogar Kirchenlieder. Morgen in den Bergen , zum Beispiel. Und Schön ist die Erde. Einmal war er sogar in Tränen ausgebrochen, als sie das gesungen hatte, und sie hatte so einen Schreck bekommen, dass sie zu singen aufgehört, ihn in die Arme genommen und gefragt hatte, was denn falsch war. Aber es war gar nichts falsch, hatte er gesagt. Es war nur so schön.
    Fünf Jahre war er damals alt gewesen. Erst fünf. Es hatte ihr fast das Herz gebrochen vor Glück und Anteilnahme. Es war einzigartig, wie empfindsam er war, das würde ihn groß und überwältigend machen, fantastisch und einmalig, das wusste sie. Und gleichzeitig wusste sie, dass es ihn viel kosten würde. Unendlich viel. Denn man kann nun mal unmöglich so dünnhäutig in einer Welt wie dieser herumlaufen, dieser elenden, jämmerlichen, widerwärtigen … Nein. Sie wollte nicht daran denken. Sie hatte oft genug daran gedacht.
    Inez schaute sich in der Küche um. War alles bereit? Ja. Der Kaffee war frisch gekocht. Die duftenden Heißwecken warteten unter gestärkten und gemangelten Geschirrtüchern. Der Kakao war so gut wie fertig. Die Sahne, die als Häubchen obendrauf liegen sollte, stand steif geschlagen in ihrer Schale. Sie warf einen Blick auf die Uhr, runzelte dann die Stirn. Viertel nach drei. Und er war immer noch nicht da. Merkwürdig.
    Sie zögerte einen Moment, ging dann aber mit entschlossenem Schritt in den Flur, warf einen Blick durch das Fenster auf die Treppe und den Garten. Doch da war er nicht. Sie öffnete die Tür und ging hinaus, lief in bloßen Pantoffeln den Gartenweg hinunter bis zum Zaun, schaute erst nach rechts und dann nach links, sah jedoch nichts. Es war bereits dunkel geworden, es war schon eine ganze Weile dunkel, und das machte sie nervös. Richtig unruhig.
    Und wenn ihm nun etwas passiert war? Wenn ihn auf dem Heimweg von der Schule ein Auto überfahren hatte? Wenn ihn irgendwelche gemeinen Jungen auf Abwege gelockt und dann alleingelassen hatten, einsam und verlassen, ohne die Möglichkeit nach Hause zu finden? Doch nein. So war es natürlich nicht. Er war sicher nur zu irgendwelchem Freund mit nach Hause gegangen. Um dessen neue Dinky Toys anzugucken beispielsweise. Einen Moment lang zog ein anderes Bild vorbei, das Bild von Björn als fast Erwachsenem, langhaarig und schlaksig, ein junger Mann, der mit einem Mikrofon in der Hand auf der Bühne stand, es dicht an seinen Mund hielt und zu singen schien, aber das war ein so merkwürdiger Gedanke, dass sie ihn sofort beiseiteschob. Blödsinn. Björn war doch erst neun Jahre alt. Ging in die dritte Klasse. Und bald, ganz bald, würde er von der Schule nach Hause kommen, würde seinen Ranzen im Flur auf den Boden werfen, obwohl sie ihm mindestens tausend Mal gesagt hatte, er solle ihn an den Haken hängen, den sie nur für seine Schultasche an der Wand angebracht hatte, und dann würde er in die Küche kommen, auf der Schwelle stehen bleiben, lächeln, sein wunderbares, etwas scheues Lächeln, wenn ihm klar wurde, dass sie Heißwecken gebacken und Kakao für ihn gekocht hatte. Mit Schlagsahne. Und dass nur sie beide, Inez und Björn, gleich zu zweit am Küchentisch sitzen und sich unterhalten würden.
    Lächelnd schlug sie sich die Arme um den Leib, stellte auf einmal

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