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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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großer und ein kleiner, standen auf dem Fußboden davor und zeigten mit den Zehen zueinander. Und an der Schranktür hing Inez’ neues Kleid, das Kleid, das Birger vor über einem Monat gekauft hatte, das Kleid, das ihr Willkommensgeschenk sein sollte, wenn sie nach Hause kam. Es war nicht besonders hübsch. Eigentlich ziemlich langweilig. Dunkelblau, mit weißem Kragen. Trotzdem hatte sie Birger den Gefallen getan und es anprobiert, war wie ein Mannequin vor ihm auf und ab gegangen und hatte den Rock in seine Richtung schwingen lassen, als sie sich umdrehte, gelächelt und gesagt, das sei eine ausgezeichnete Wahl.
    Er hatte das Lächeln erwidert. Ganz schnell. Aber dennoch. Birger hatte Elsie angelächelt, und das bewies, dass es noch Hoffnung auf der Welt gab.
    Die Tür zu Björns Zimmer war geschlossen. Sie ließ sie geschlossen, eilte nur vorbei und öffnete die Tür zum Dachboden, huschte die Treppe hinauf und streckte wie gewohnt die Hand nach dem Lichtschalter aus. Knipste das Licht an. Schaute sich um. Alles sah aus, wie es sein sollte. Der neue alte Schreibtisch, von dem Inez erzählt hatte, als sie wieder zu sich fand, stand vor der Tür zur Dachkammer. Elsie hatte ihn gekauft. Sie war in diesen Antiquitätenladen gegangen, hatte die Ausstände ihrer Schwester beglichen und hatte dann den Transport in die Svanegatan organisiert. Und jetzt stand der Schreibtisch vor der Tür zu Inez’ Arbeitszimmer. Wartete darauf, dass Inez selbst ihn hineintragen würde.
    Elsie öffnete die Tür zum Arbeitszimmer. Die Wände glänzten weiß. Nirgends war noch zu sehen, dass jemand einmal einen Namen auf sie geschrieben hatte.
    Sie ging in die Knie und sammelte die Zeitungen auf, die noch auf dem Boden lagen. Sie hatte ziemlich viel gekleckert beim Streichen. Viel mehr als Inez.
    Sie stand draußen an der Mülltonne und war dabei, die Zeitungen wegzuwerfen, als sie das Taxi kommen hörte. Sie hörte, sah aber nicht, wie Birger aus dem Wagen stieg. Hörte ihn bezahlen. Hörte ihn die Tür zum Rücksitz öffnen und Inez locken.
    »Komm, Inez! Komm jetzt! Elsie hat für dich Kaffee gekocht, sie wartet drinnen.«
    Es kam keine Antwort. Es war vollkommen still auf der Straße. Björn seufzte hinter ihrem Rücken.
    »Schuld«, flüsterte er. »Buße.«
    Elsie schloss die Augen und holte tief Luft. Strich dann mit beiden Händen ihren Rock glatt, richtete sich auf und ging zur Vorderseite des Hauses. Sah ihre Schwester, sah ihre sehr blasse Schwester vor der Pforte stehen und sich umschauen. Lächelte. Beeilte sich, zur Pforte zu kommen und sie zu öffnen.
    »Inez!«, sagte sie. »Willkommen daheim.«

Jemand
     

Nichts hat sich verändert. Trotzdem ist plötzlich alles anders.
    Um sie her geht das Fest weiter wie zuvor. Robert bekommt seinen Applaus, er verbeugt sich mit feierlicher Ironie vor dem Publikum, wirbelt herum und lässt den Schlips, der ihm lose um den Hals hängt, baumeln, dreht sich nach rechts und nach links und schließlich, als der Applaus langsam abebbt, Amanda zu. Verneigt sich erneut und macht eine elegante Geste. Und sie kann ihm den nächsten Tanz nicht verwehren, jetzt nicht mehr, nachdem alle gesehen haben, dass er sie auffordert. Sie lächelt und lässt sich von ihm in den Arm nehmen. Er lächelt und schließt sie in seine Arme. Die Musik setzt wieder ein. Robert zeigt Vincent über Amandas Schulter eine Fratze und drückt sie noch fester an sich, lässt seine Finger durch ihr langes blondes Haar gleiten.
    Susanne lässt sich wieder auf ihren Platz sinken. Greift nach ihrem Weinglas. Nimmt einen Schluck. Blinzelt.
    »Was hast du gesagt?«, fragt Anders neben ihr. »Hast du gesagt, dass er es war?«
    Sie schüttelt den Kopf, kann noch nicht antworten. John legt den Arm um sie.
    »Was ist los? Geht es dir nicht gut?«
    Susanne schüttelt noch einmal den Kopf, kann nicht sprechen, will auch gar nicht sprechen, macht sich frei und steht auf. John folgt ihren Bewegungen, aber sie schüttelt nur den Kopf und hebt die Hand, macht ein Stoppzeichen. Er lässt sich zurücksinken und nickt. Anders und Ulrika sehen sie an, sagen jedoch nichts, versuchen nicht, sie aufzuhalten. Sie lassen sie gehen.
    Sie muss den Weg über die Tanzfläche nehmen, um zur Tür zu gelangen. Muss an ihm vorbeigehen. Und ohne weiter nachzudenken, hebt sie ihre rechte Hand, legt die Fingerspitzen an ihre Schläfe, versteckt sich, versucht ihr Gesicht zu verbergen. Gleich darauf wird ihr bewusst, was sie da tut, und sie lässt die Hand

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