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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Sonne des Nordens sterben. Es war so einfach, aufzugeben und sich in die Dunkelheit, aus der es kein Zurück mehr gab, fallenzulassen. Doch sollte die ganze übermenschliche, tapfere Anstrengung, die er für die Menschen in der Schlucht auf sich genommen hatte, umsonst gewesen sein?
    Plötzlich tauchten zwei abgetragene Lederstiefel vor Pitts halbblinden Augen auf. Und dann wälzten ihn zwei geisterhafte Hände auf den Rücken, und er blickte in ein Gesicht, das sich gegen den leeren Himmel abhob – ein finsteres Gesicht mit meerblauen Augen. Graues Haar hing wirr in die hohe Stirn. Ein alter Mann, der weit in den Siebzigern stand und einen Rollkragenpullover trug, beugte sich herab und schlug Pitt sanft auf die Wangen.
    Ohne ein Wort weiter zu verlieren, hob er Pitt mit einer Kraft, die bei einem Mann seines Alters überraschte, hoch und schleppte ihn davon. Kaum mehr bei Sinnen, wunderte sich Pitt noch über den unwahrscheinlichen Zufall, der den alten Mann herbeigeführt hatte. Aber nur ein paar Schritte hinter dem kleinen Hügel lag eine Straße; Pitt war einen Steinwurf weit von dieser schmalen, staubigen Straße zusammengebrochen. Sie verlief parallel zu einem tosenden Gletscherfluß, der durch eine enge schwarze Schlucht rauschte. Doch was Pitt zuletzt vernommen hatte, war nicht das Brausen des dahinstürzenden Wassers gewesen, sondern der Motorenlärm eines zerbeulten, staubbedeckten englischen Jeeps.
    Wie ein Kind, das seine Puppe in einen Kinderstuhl setzt, hob der alte Isländer Pitt auf den Beifahrersitz seines Wagens. Dann kletterte er hinter das Steuer und ratterte mit dem klapprigen Fahrzeug die kurvenreiche Straße entlang. Er hielt mehrmals an, um ein Viehgatter zu öffnen. Endlich kamen sie in eine sanft gewellte Gegend mit saftig grünen Weiden.
    Schwärme von Kiebitzen stoben in die Luft, sobald der Jeep wieder vor einem Gatter anhielt.
    Die Fahrt endete vor einem kleinen, weißgekalkten Bauernhaus mit rotem Dach.
    Pitt ignorierte die hilfreichen Hände und wankte in den Wohnraum des gemütlichen kleinen Hauses. »Ein Telephon, schnell! Ich brauche ein Telephon!«
    Die blauen Augen zogen sich zusammen. »Sie sind Engländer?« fragte der Isländer langsam in seinem schwerfälligen Akzent.
    »Amerikaner«, antwortete Pitt ungeduldig. »Da draußen liegen zwei Dutzend schwer verletzter Menschen, die sterben, wenn sie nicht rasch Hilfe bekommen.«
    »Es liegen noch andere Leute dort?« Der Isländer geriet in Aufregung.
    »Ja, ja!« Pitt nickte heftig mit dem Kopf. »Guter Mann, das Telephon! Wo steht es?«
    »Kommen Sie«, sagte der Isländer, und Pitt folgte ihm in ein kleines, hell erleuchtetes, spartanisch eingerichtetes Zimmer. Das Mobiliar beschränkte sich auf einen Stuhl, ein Schränkchen und einen alten, von Hand gezimmerten Tisch, auf dem ein matt schimmerndes, fast neues Telephon stand.
    Erstaunlich rasch kam die Verbindung mit dem amerikanischen Konsulat in Reykjavik zustande.
    »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?« explodierte Sandeckers Stimme im Hörer, als stünde er leibhaftig in der Tür.
    »Ich habe auf die Straßenbahn gewartet und inzwischen einen Spaziergang im Park gemacht«, bellte Pitt zurück. »Aber lassen wir das jetzt. Wie lange brauchen Sie, um ein Ärzteteam zusammenzutrommeln und eine Maschine startklar zu machen?«
    Es dauerte einige Sekunden, bis sich Sandecker wieder meldete. »Ich kann innerhalb von dreißig Minuten einen Trupp von Air-Force-Sanitätern flugbereit haben«, sagte er zögernd. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erklären, warum Sie nach einem Ärzteteam verlangen?«
    Pitt antwortete nicht gleich. Er konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Dankbar nickte er dem Isländer zu, der ihm einen Stuhl unterschob. »Jede Minute, die wir mit Erklärungen verschwenden, kann den Tod eines Menschen bedeuten. Um Himmels willen, Admiral«, beschwor ihn Pitt, »nehmen Sie Verbindung mit der Air Force auf, lassen Sie Ihre Sanitäter in Hubschrauber verladen und mit den nötigen Mitteln versehen, um den Opfern eines Flugzeugunglücks zu helfen. In der Zwischenzeit kläre ich Sie dann über die Einzelheiten auf.«
    »Verstanden«, erwiderte Sandecker, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. »Halten Sie sich bereit! Legen Sie nicht auf!«
    Pitt ließ sich erschöpft in den Stuhl zurücksinken. Jetzt ist das Schlimmste überstanden, dachte er. Hauptsache, sie machen schnell. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, wandte sich halb um und brachte ein

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