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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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Arschlöcher sind.«
    »Und treibst dich gleich wieder rum.«
    »Wo soll ich denn hin, Mann? Du hast Ricky ja eingesperrt! Ricky war der Einzige, zu dem ich gehen konnte! Und ihr Kackbullen …« Sie brach ab, wühlte in ihren Jackentaschen und zog ein Päckchen Tabak hervor. Brander nahm ihr das Päckchen weg.
    »Ey, spinnst du?«, fuhr sie ihn an.
    »Hier ist Rauchverbot. Im Übrigen bist du erst vierzehn und darfst noch nicht rauchen.«
    »Interessiert mich ‘n Scheißdreck!«
    »Wo hast du den Tabak her?«
    »Geklaut.« Sie sah ihm provozierend in die Augen. »Willste mich jetzt auch einbuchten?«
    »Tabakklau? Da kriegst du vermutlich nur ein paar Sozialstunden aufgebrummt.«
    »Alten Omas den Arsch abputzen, oder was?«
    Brander seufzte laut. »Nathalie, können wir bitte versuchen, normal miteinander zu reden?«
    »Ich red doch normal!«
    »Nein, das tust du nicht. Du motzt nur rum und redest ordinär daher! Wir möchten dir helfen, aber das können wir nur, wenn du das auch willst.«
    »Ich will in keine verfickte Wohngruppe, verdammte Scheiße! Kapierst du das nicht?«
    »Das verlangt doch keiner von dir.« Brander lehnte sich zurück und ließ die Hände in den Schoß fallen. »Warum hast du mich nicht angerufen, wenn es gestern gleich schon wieder so schlimm zu Hause war? Was denkst du, warum ich dir meine Telefonnummer gegeben habe?«
    »Wie denn? Ich hab kein Handy mehr. Die scheiß Wichser in Stuttgart haben mir doch alles geklaut.«
    »Es gibt Münztelefone.«
    Sie zog eine Grimasse. »Hab ich Kohle?«
    »Eine Ausrede hast du zumindest immer.«
    Sie benahm sich unmöglich, aber aus irgendeinem Grund mochte er dieses störrische, kämpferische Mädchen. Wie konnte er sie nur erreichen? Aber wollte sie seine Hilfe überhaupt? Cecilia hatte gesagt, sie könnte nur helfen, wenn er hundertprozentig offen zu ihr wäre. Nur gemeinsam könnten sie diese Aufgabe bewältigen, und damit hatte sie sicherlich recht. Hier ging es nicht um Babysitting bei einem süßen Kleinkind der Nachbarn. Hier ging es darum, einem wütenden, verstörten jungen Menschen einen Halt zu geben. Das Mädchen gesellschaftsfähig, lebensfähig zu machen. Ihr zu zeigen, dass sie etwas wert war und das Leben auch eine positive Herausforderung sein konnte. Brander sah fragend zu Cecilia.
    Sie rückte etwas näher an den Tisch.
    »Du bist müde, oder?«, wandte sie sich an das Mädchen.
    »Scheißmüde«, brummte Nathalie.
    »Wir haben verstanden, dass du in keine Wohngruppe möchtest, und wir sehen auch, dass das bei dir zu Hause kein Zustand ist. Du kannst heute Nacht bei uns bleiben, wenn du willst. Und morgen, wenn du ausgeschlafen und wieder nüchtern bist, unterhalten wir uns in aller Ruhe über deine Situation. Wir werden dir helfen, eine Lösung für dich zu finden.«
    Nathalies Augen gingen unsicher von Brander zu seiner Frau. »Ey, meint ihr das ernst?«
    »Ja, es ist uns sehr ernst. Allerdings gibt es ein paar Bedingungen: Alkohol, Zigaretten und Drogen sind Tabu, solange du bei uns bist, und ich will keinen Gossenslang mehr hören. Davon krieg ich Ausschlag.«
    »Ey, Scheiße … Scheiße darf ich sagen, ja?«
    Cecilia hob die Augenbrauen hoch.
    »Ich darf auch nicht rauchen?«, wandte sich Nathalie an Brander.
    Der Kommissar nickte.
    »Das ist aber krass streng.«
    »Du kannst auch hierbleiben«, erklärte Brander.
    »Nee, ich … Ist kein Trick, oder? Ihr bringt mich jetzt nicht in so eine Kackwohngruppe, oder?«
    »Wir bringen dich weder in eine normale noch in eine ›Kack‹-Wohngruppe. Nathalie, du musst nicht mit uns kommen, wenn du nicht willst.«
    Ihre Augen bekamen einen leichten Schimmer. Sie drehte den Kopf zur Seite, biss die Zähne zusammen. »Mich will doch sonst keiner.«
    Branders Herz zog sich zusammen. Er wollte dieses Kind. In diesem Augenblick wusste er ganz genau, dass er diesem Mädchen helfen wollte. Doch trotz der Gewissheit, machte diese Erkenntnis ihm Angst. Es würde keine leichte Aufgabe werden. Er griff nach Cecilias Hand, und sie erwiderte den Druck seiner Finger. Eine geheime Zusage. Gemeinsam würden sie eine Lösung finden. Man kommt meistens zu spät, erinnerte er sich wieder an Ebru Iscans Worte. Dieses Mal nicht!
    Er stand auf und lächelte Nathalie aufmunternd an. »Lass uns gehen. Du darfst heute Nacht in einer spießigen Doppelhaushälfte in einem kleinen Dorf im Grünen übernachten.«
    Nathalie sah zu ihm, lächelte schüchtern zurück. »Ey, ich hab’s doch gewusst!«

 
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