Eisblumen zum Valentinstag
lassen.“
Kyra betrachtete ihn einen Moment lang.
„Ach, der Mann hat doch Humor“, stellte sie schließlich fest. Die Zeitung sank ein Stück abwärts und Grant wandte ihr das Gesicht zu. Seine Miene war undurchdringlich.
„Ich vergeude ihn ungern an Menschen, die ich nicht kenne.“
Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und hielt seinem kühlen Blick stand. Wenn er sie provozieren wollte, hatte er gerade den richtigen Moment erwischt.
„Was habe ich nur für ein Glück, dass wir uns jetzt schon so nahe sind“, bemerkte sie spöttisch.
An seiner Schläfe pochte eine Ader. Er wirkte angespannt und Kyra fühlte sich plötzlich, als könnte nichts sie treffen.
„Wir sind nur Kollegen“, betonte Grant.
„Ich nehme an, du küsst all deine Kollegen auf diese Weise.“
„Wie ich dir bereits erklärte, war es als Ablenkung gedacht.“
„Wie selbstlos.“ Kyra grinste. „Was gibt es zur Landung? Einen Quickie?“
Grant starrte sie stumm an. Seine Nasenflügel bebten und sie sah, wie seine Kiefermuskeln arbeiteten.
„Hast du Interesse?“, wollte er leise wissen.
Kyra holte Luft und senkte den Blick. Sie und ihre vorlaute Klappe. So schnell war der Spieß umgedreht. Unschlüssig hob sie das Kinn und sah Grant in die Augen.
Wenn er sie jetzt so anlächeln würde wie die Stewardess, würde sie sofort Ja sagen. Sie waren schließlich erwachsene Menschen.
Natürlich tat er es nicht.
Dann hatte sie auch nichts zu verlieren, oder?
„Vielleicht.“ Seine Augen wurden eine Spur schmaler und die Zeitung sank noch weiter nach unten. „Ich fürchte nur, die Durchführung könnte problematisch werden.“
„Immer noch Probleme mit der Verdauung?“
Sie konnte ein leises Kichern nicht mehr zurückhalten. Diese Diskussion hatte durchaus ihren Reiz.
„Nein, alles bestens. Ich dachte eher an die anderen Passagiere und das Flugpersonal.“
„Ach, du hast ein Problem mit Zuschauern.“
Meinte er das ernst?
„Ehrlich gesagt, genieße ich lieber für mich.“
Er verzog den Mund und nickte verständig.
„Vermutlich bist du deshalb so untervögelt.“
Ihr wurde heiß.
Die Scham traf sie so unerwartet, dass ihr für einen Moment der Mund offen stehen blieb. Natürlich musste er ihr diese Bemerkung unter die Nase halten.
„Schön, du hast es also gehört.“
„Laut und deutlich.“
Er wandte sein Gesicht ab, schüttelte die Zeitung auf und begann wieder zu lesen.
„Melde dich einfach, wenn du an diesem Zustand etwas ändern willst. Du bist zwar nicht mein Typ, aber der Eimer Wasser wäre die deutlich schlechtere Alternative.“
3. Kapitel
Müde rieb Kyra sich über den Nasenrücken und unterdrückte ein Gähnen. Grant hatte sich bereits vor einer Stunde neben ihr in seinem Sitz zurückgelegt und schlief tief und fest. Fast zwei Stunden waren seit dem Start und ihrem heißen Kuss vergangen, genug Zeit zum Grübeln und um sich mit Dingen zu beschäftigen, die nicht die passende Ablenkung boten.
Zwar hatte Kyra nach Grants letzter Bemerkung ihren Laptop aufgeklappt und den Inhalt des Speichersticks gesichtet, aber ihre Konzentration war gleich Null. In ihrem Kopf war gähnende Leere.
Hinzu kam, dass sie sich vor einer halben Stunde trotzig einen zweiten Long Island Ice Tea bestellt hatte und die beiden Longdrinks nun ihre volle Wirkung entfalteten. Es hatte keinen Zweck weiterhin zu versuchen, aus den Informationen, die ihr vorlagen, irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen.
Sie fühlte sich in einem Schwebezustand zwischen Entspannung und Unruhe. Der Alkohol dämpfte zwar ihre Flugangst, aber dafür verstärkte er auch die sexuelle Erregung, die sie seit dem Kuss verspürte. Für einen Moment dachte sie ernsthaft darüber nach, auf die Toilette zu verschwinden und sich Erleichterung zu verschaffen. Allerdings hatte sie sich unter „Sex im Flugzeug“ immer ein gemischtes Doppel und keine einsame Einzelnummer vorgestellt.
Während sie den Laptop herunterfuhr, warf sie einen Blick auf Grant, der mit geschlossenen Augen neben ihr lag. Sie seufzte enttäuscht und bemühte sich, das warme Kribbeln zu ignorieren, das ihr nach wie vor keine Ruhe gönnte und sie in ständigen Aufruhr versetzte.
Es ärgerte sie, dass sie überhaupt daran dachte, ihn in Erwägung zu ziehen. Er hatte deutlich gemacht, dass sie nicht sein Typ war. Dennoch fragte sie sich, welche Vorlieben er wohl hatte, und hätte er nicht geschlafen, wäre ihr die Frage vermutlich ziemlich unbekümmert über die Lippen
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