Eisblumen zum Valentinstag
und offensichtlich immer loyal gewesen war. Grant wusste jedoch aus Erfahrung, dass gerade Menschen, die Extremsituationen ausgesetzt waren, oft falsche Entscheidungen trafen.
Wenn sie in New York wären, würde er sich Kyras Akte noch einmal genauer ansehen. Da war etwas mit einem Autounfall vor zwei Jahren gewesen, bei dem ihr direkter Vorgesetzter ums Leben gekommen war. Grant hatte sich bislang nicht weiter damit beschäftigt, weil er sie nur unter dem Namen Cook kannte und dieses viel gepriesene IT-Ass für einen Mann gehalten hatte.
Die Tatsache, dass sie genau das nicht war und er wusste, dass der verstorbene Nikolai Wanjew nie etwas hatte anbrennen lassen, änderte den Sachverhalt. Die Loblieder, die Manning am Vormittag auf Kyra angestimmt hatte, überzeugten Grant auch nicht von ihrer Unschuld. Im Gegenteil, sie bestärkten seinen Verdacht gegen die junge Frau noch, weil er sich nun fragen musste, warum der große Boss so große Stücke auf sie hielt.
Was lief da zwischen den beiden?
Kyra atmete zitternd ein und schloss endlich die Augen, um sich in ihrem Sitz gegen die Rückenlehne zu pressen. Grant musterte sie nachdenklich. Immerhin hatte sie seinen Ratschlag befolgt und sah heute Abend nicht mehr aus wie eine Endzwanzigerin, die ihre Garderobe aus der Altkleidersammlung fischte.
Die weiße Bluse und ihre ausgewaschene Jeans entsprachen zwar noch keineswegs dem Bild der Businessfrau, das er von den weiblichen Mitarbeiterinnen der New Yorker Filiale gewohnt war, aber es war zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Fort von dem Image des Freaks.
„Flugangst, hm?“
Kyras Lider flatterten einen Moment, ehe sie die Augen öffnete und ihn ansah. Er hielt ihrem frostigen Blick gelassen stand.
„Sie sollten mit autogenem Training daran arbeiten.“
„Habe ich versucht“, erwiderte sie. Ihre Stimme klang heiser. „Hat nicht funktioniert.“
„Vielleicht haben Sie einfach noch nicht gelernt, sich wirklich zu entspannen“, stellte er fest.
„Vielleicht.“
„Ich hoffe, es gibt kein Problem mit dem Kabinendruck“, bemerkte er. Sie runzelte die Stirn und musterten ihn fragend. Er deutete mit dem Kinn auf ihren Bauch. „Wegen der Blähungen.“
Ein Lächeln glitt über ihre Lippen und sie gab ein ziemlich unglückliches, kleines Kichern von sich. Das Vibrieren der Motoren wurde stärker, als die Piloten die Startvorbereitungen zum Abschluss brachten. Grant beobachtete seine Sitznachbarin prüfend. Ihr Gesicht wurde geradezu grau. Als die Anschnallzeichen über den Sitzen aufleuchteten, zuckte sie sichtlich zusammen und drückte die Fersen in den Boden.
„Versuchen Sie ruhig zu atmen“, bemerkte er. „Die Chance, einen Autounfall zu haben, ist potenziell höher, als mit dem Flugzeug abzustürzen.“
„Ich kenne die Statistiken“, erwiderte sie mit bebender Stimme, „trotzdem gefällt mir der Gedanke nicht, keinen festen Boden mehr unter den Füßen zu haben.“
„Der Boden ist immer noch da, wir entfernen uns nur ein kleines Stück davon“, gab er zurück. „Schließen Sie die Augen und versuchen Sie, nicht so verkrampft zu sein.“
Der hatte leicht reden!
Es ärgerte sie, dass er plötzlich so verständnisvoll tat. Die Vorstellung des arroganten Idioten hatte ihr irgendwie besser gefallen. Vermutlich verspürte er einfach nur den Drang, den Besserwisser zu mimen.
„Ich muss hier raus!“
„Das ist nicht mehr möglich.“
Kyra bemerkte flüchtig, dass er nach ihrer Hand griff und ihre Finger vorsichtig drückte. Sie brauchte keinen Trost. Sie wollte an die frische Luft. Raus aus dieser Blechbüchse. Ihre Finger lösten sich von den Armlehnen, rutschten in ihren Schoß und begannen an dem Gurt herumzunesteln, der sie an den Sitz fesselte.
Manning konnte sich beschweren, so viel er wollte, sie würde diesen Flieger jetzt augenblicklich verlassen und nach Hause zurückkehren. Sollte er doch jemanden von außen beauftragen. Es musste einen anderen Weg geben.
Sie musste hier raus.
Sofort!
Neben ihr gab Grant einen ärgerlichen Laut von sich, beugte sich vor und hielt ihre Finger fest. Gerade als Kyra endgültig die Nase voll hatte und ihn in seine Schranken verweisen wollte, spürte sie seinen Atem in ihrem Gesicht und seine Lippen pressten sich auf ihren Mund.
Ihr erster Impuls war, ihn von sich zu stoßen. Kyras linke Faust rutschte auf seine Brust. Dann wurde ihr warm und die Panik fiel von ihr ab. Er hob den Kopf, löste seine Lippen kurz von ihren und sah ihr
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