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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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Kira im Griff hatte, war nicht zu übersehen. Vincent wollte fragen, was genau gesprochen wurde, aber er hielt sich zumindest zurück, bis sie wieder alleine in Kiras Zimmer waren.
    „Was hat er gesagt?“, fragte Vincent vorsichtig und steckte die Hände in die Hosentaschen, weil er sich so ratlos fühlte.
    „Er sagte, dass es meine Schuld gewesen wäre, weil ich ihm nicht zuhören wollte“, antwortete Kira, ging zu einem der kleinen Beistelltische, auf welchen allerlei Geschenke standen, die Kira im Laufe seines Aufenthalts in London erhalten hatte. Süßigkeiten, kleine kitschige Souvenirs sowie zwei Weinflaschen waren ordentlich nebeneinander aufgestellt und von einem riesigen Blumenstrauß verdeckt, den Vincent schon bei seinem ersten Besuch gesehen hatte. Kira griff nach einer der Weinflaschen und einem Korkenzieher und versuchte sie zu öffnen, aber seine Hände rutschten immer wieder ab, bis Vincent ihm die Flasche aus der Hand nahm und mit einem beherzten Zug öffnete. Kira musste ziemlich aus der Fassung sein, wenn er schon Alkohol trinken wollte.
    „Setz dich, ich werde dir etwas einschenken“, sagte Vincent bestimmt und ging zu der kleinen Bar, um zwei Gläser zu holen. Froh etwas zu tun zu haben, füllte er sie beide mit rotem Wein und setzte sich dann neben Kira aufs Sofa, nachdem er ihm ein Glas gereicht hatte. Seine Augen klebten an Kira, der einen großen Schluck nahm und gleich darauf husten musste. Vincent erinnerte sich, dass Kira auch in der Hotelbar vor Tagen kaum etwas getrunken hatte und daraus leitete er ab, dass Kira allgemein nicht häufig Alkohol konsumierte.
    „Er ist eifersüchtig“, brachte Kira nach einem weiteren, vorsichtigeren Schluck hervor. „Er sagte, dass ich ihn für dich fallen lassen hätte, aber in Wirklichkeit hat er Angst, dass ich auf die Idee kommen könnte ihm einige Rollen wieder wegzunehmen, die er sich erarbeitet hatte.“ Er schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück, was ihn, zumindest in Vincents Augen, das erste Mal wie einen jungen Mann wirken ließ, der von dem, was er mit sich schleppte, fast erdrückt wurde.
    „Hat er recht?“, wollte Vincent nach Sekunden der Stille wissen. Er erwartete einen ärgerlichen Blick, aber Kira hob erstaunt den Kopf und blickte Vincent offen an.
    „Natürlich nicht!“, sagte er ernsthaft. „Er ist gut, und ich wäre nie auf die Idee gekommen ihn mit hierherzunehmen, wenn ich nicht von seinem Talent überzeugt gewesen wäre.“
    Als Vincent nicht antwortete, schien ihm zu dämmern, dass Vincent etwas ganz anderes meinte, und auf einmal musste er den Blick abwenden. Er drehte das Glas in seinen Fingern, bevor er weitersprach.
    „Er und ich, das war nur ein Spiel. Es war nichts Ernsthaftes, vielleicht weil ...“ Kira stockte und atmete tief durch, bevor er zu Vincent blickte. Es war zu sehen, dass es ihn einiges an Nerven kostete. „Vielleicht weil ich auch ein wenig einsam war und mich nach etwas Nähe gesehnt habe.“
    Vincent konnte sich nur vage vorstellen, wie schwer es Kira fiel, das zu sagen. Für einen so stolzen Menschen musste es ein wahrer Kraftakt gewesen sein, noch dazu ausgerechnet vor Vincent, der allgemein sehr wenig von Kiras Leben verstand.
    Vincent nahm Kira sein Glas ab und stellte beide Gläser auf den Tisch. Dann zog er einen deutlich überrumpelten Kira wortlos in die Arme. Unter dem leichten Druck von Vincents Körper entspannte sich Kira bald und umschlang Vincent seinerseits.
    „Wird er es wirklich veröffentlichen?“, fragte Kira nach einer ganzen Weile, den Kopf auf Vincents Brust gebettet. Es war nicht nötig, den Namen auszusprechen, denn sie wussten beide, dass Kira nur Andrews meinen konnte.
    „Ich weiß es nicht, aber ich werde auf jeden Fall noch einmal mit ihm reden. Vielleicht kann ich ihn davon abbringen. Auf jeden Fall wird er es nicht schon morgen veröffentlichen. Selbst er muss mehr recherchieren, und das wird ein wenig dauern.“ Vincent hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis Andrews befand, dass er genug zusammengereimt hatte. Allerdings war er fest entschlossen, alles zu unternehmen, um diese Schmähschrift nicht zur Veröffentlichung kommen zu lassen. Irgendetwas würde er sich einfallen lassen müssen.
    „Und wenn er sich nicht darauf einlässt, sondern es dennoch veröffentlicht wird?“, fragte Kira mit unsicherer Stimme, was in Vincent das Bedürfnis weckte, Kiras Angst zerstreuen zu müssen. Er schob seine Finger unter Kiras Kinn und ließ ihn den

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