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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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geschüttelt hätte. Das wirklich Schlimme war jedoch, dass Kira nicht antwortete, sondern sich abwandte, um zum Sessel zu gehen, wo er sich hinsetzte und mit einem Seufzen das Gesicht in den Händen verbarg. Bei so einer Geste waren Worte kaum noch nötig. Es war wie ein nonverbales Schuldeingeständnis, das Vincent aus der Fassung zu bringen drohte. Schluckend setzte er sich in Bewegung, ging zu Kira und kniete sich vor den Sessel, um sacht nach Kiras Händen zu greifen und sie von seinem Gesicht zu ziehen.
    „Woher kann er es wissen?“, fragte Vincent sanft. Zwar versuchte er ruhig zu bleiben, aber in seinem Innern sah es ganz anders aus. Hatte Kira wirklich etwas mit Kriminellen zu tun? Und wenn ja, war das der Grund, warum er sich lieber bedeckt hielt? Auf der anderen Seite war das doch auch wieder unlogisch. Er war lediglich ein Schauspieler, und was sollte man schon von ihm wollen? All diese Fragen lagen Vincent auf der Zunge, doch er riss sich zusammen und stellte sie vorerst nicht, denn er fürchtete, dass, wenn er Kira zu harsch anging, dieser sich wie eine Auster verschließen würde. Und das war das Letzte, was er wollte. Es entstand eine angespannte Pause zwischen ihnen, bis Kira schließlich den Kopf schüttelte.
    „Ich weiß es nicht“, brachte er endlich hervor.
    Vincent spürte, wie Kira seine Hände fester drückte und erst da konnte er sich sicher sein, dass sie ehrlich miteinander sprachen.
    „Erzähl mir bitte alles“, forderte er behutsam, worauf Kira sich erhob, und Vincent es ihm nachmachte. Allerdings folgte er Kira nicht, als dieser zum Fenster trat und hinaus auf die beleuchtete Stadt blickte.
    „Dir wird es vielleicht unsinnig erscheinen, aber die Yakuza sind in Japan noch immer sehr stark vertreten. Sie sind anders, als das, was man hier in Europa von ihnen kennt, aber das ist eigentlich auch nicht wichtig“, sagte Kira und umschlang seinen Körper mit den Armen, während Vincent sich nicht zu rühren wagte, weil er den Redefluss nicht unterbrechen wollte. „Vor einigen Jahren haben sie Theaterlieferanten Schwierigkeiten gemacht. Manche der Theater kamen mit ihnen überein, dass die Lieferanten für eine gewisse, nennen wir es Gebühr , in Ruhe gelassen werden. Auch ich erhielt damals ein derartiges Schreiben, jedoch wurde von unserem Theater keinerlei Geld verlangt. Es wurde lediglich gefordert, dass ich mich bedeckt zu halten hätte und in Interviews nicht zu gesprächig. Ich weiß nicht, warum sie das wollten, aber da ich nicht wusste, worüber ich nicht sprechen durfte, habe ich beschlossen, Interviews auf ein Minimum zu reduzieren.“ Kira stockte, und Vincent trat hinter ihn. Vorsichtig legte er seine Hände auf Kiras Schultern, die unglaublich verspannt waren.
    „Und sonst haben sie nichts verlangt?“, fragte er leise weiter, wobei seine Hände langsam über Kiras Schultern und weiter über die Oberarme nach unten streichelten.
    „Nein, sonst nichts. Eine Weile habe ich mich nach dem Warum gefragt, aber am Ende dachte ich, dass es keinen Unterschied machen würde, solange das Theater keinen Schaden nimmt. Meine Eltern hätten mir das nie verziehen.“ Bei seinen letzten Worten schloss Vincent ihn ganz in die Arme und zog ihn an sich.
    „Aber dann hast du dir nichts vorzuwerfen“, beruhigte ihn Vincent. Er lehnte seine Wange an Kiras duftendes Haar und atmete tief durch. „Die Frage ist nur, woher Andrews es wusste“, entschlüpfte es ihm weiter, ohne dass er es laut hatte aussprechen wollen. Augenblicklich entwand sich Kira Vincents Armen und sah ihn mutlos an.
    „Ich weiß es nicht! Nach der Vorstellung war er einfach da. Als man mir sagte, dass ein Journalist zu mir wollte, dachte ich, dass du es wärst, aber das war dieser Kerl, und er warf mir auch gleich alles vor die Füße!“ Fahrig strich er sich durchs Haar und begann im Zimmer auf und ab zu laufen.
    „Aber wäre es so schlimm? Ich meine, selbst wenn es hier in der Presse erscheinen würde –“
    Kira unterbrach Vincent und blieb im Raum stehen. Seine Wangen waren noch immer ganz blass, aber man sah ihm ebenso an, dass ihn die Angst gepackt hatte.
    „Du hast ja keine Ahnung! Ist dir klar, dass die Yakuza seit einigen Jahren in Japan verboten sind? Allein der Kontakt zu ihnen kann einen in Schwierigkeiten bringen. Äußerlich sind sie gewöhnliche Geschäftsleute geworden, aber sollte auch nur der Verdacht aufkommen, dass ich und das Theater näheren Kontakt zu ihnen haben, dann würde man das Theater

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