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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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seinen neuen Liebhaber zu fragen, ob das wirklich stimmte. Doch diesen Gedanken verwarf er rasch und konzentrierte sich auf Andrews, der sein Glas in den Fingern drehte und dadurch die Eiswürfel im Innern zum Klirren brachte.
    „Doch ist es, und du weißt es auch, sonst würdest du nämlich nicht länger hier sitzen und wissen wollen, was ich sonst noch über Kira in Erfahrung gebracht habe.“
    Das selbstgefällige Arschloch hatte natürlich recht, und dennoch änderte es nichts daran, dass Vincent sich abgestoßen fühlte.
    „Woher willst du das wissen?“, fragte Vincent schwach, da er sich fühlte, als würde man ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Er wollte hinauf zu Kira und ihn zur Rede stellen, eine Erklärung bekommen, warum Kira ihm ein so pikantes Detail seines Lebens vorenthalten hatte!
    „Hat mir ein Vögelchen gezwitschert und nebenbei, Kira hat es nicht abgestritten. Wenn es nicht wahr wäre, hätte er es doch abstreiten müssen, nicht wahr?“
    Allein wegen dieser klugscheißerischen Bemerkung stieg in Vincent das Verlangen auf, auszuholen und Andrews mit einem gut gezielten Fausthieb von seinem Barhocker zu fegen.
    „Mir ist nicht ganz klar, warum du mir das alles erzählst“, gab Vincent bemüht ruhig von sich, obwohl es in seinem Innern kochte. Er war hin und her gerissen, einerseits die Sache augenblicklich mit Kira zu klären und andererseits Andrews mit Gewalt von seinem Vorhaben abzubringen, Kiras Namen in den Schmutz zu ziehen.
    „Ist es denn nicht offensichtlich? Weil ich denke, dass du noch etwas mehr von ihm weißt. Im Bett ist jeder etwas gesprächiger, und bevor du gleich anfängst abzustreiten ... Ich habe euch gesehen, wie du ihn mit zu dir genommen hast, und er ist die ganze Nacht geblieben. Außerdem, kein Mensch braucht so lange für ein Interview. Komm schon, Vincent, hilf mir ein bisschen. Ich könnte dir helfen einen Job bei einer richtigen Zeitung zu finden, nicht bei diesem Kulturmagazin .“ Er betonte das letzte Wort ein wenig, dass es wie eine Beleidigung klang. Es war unglaublich, dass Andrews ihm mit solchen Vorschlägen kam. Wortlos rutschte er vom Barhocker und sah Andrews noch einmal kurz an.
    „Was du gesagt hast, ist mir nicht bekannt und sollte mich jemand so etwas fragen, dann werde ich alles abstreiten und dich als Lügner hinstellen“, sagte er langsam und fest, bevor er sich abwandte, um die Hotelbar zu verlassen.
    „Überleg es dir noch! Meine Tür steht dir immer offen!“, rief ihm Andrews hinterher, aber Vincent wollte nur noch weg. Ihm schlug das Herz bis zum Hals, während er sich zu fassen versuchte. Er musste zu Kira und zwar auf der Stelle. Er musste einfach die Bestätigung von Kira bekommen, dass das alles nicht stimmte! Hatte Kira wirklich Kontakte zur Yakuza, dann war klar, warum er sich eher bedeckt hielt. Solche Verbindungen könnten seiner Karriere empfindlich schaden.
    Mit weichen Knien stand er im Fahrstuhl und fuhr nach oben. Seine Hände waren ganz kalt geworden, als er an Kiras Tür klopfte und voller Ungeduld darauf wartete, dass man ihm öffnete. Doch die Tür blieb verschlossen, und erst nach einem weiteren Klopfen hörte er Geräusche von innen. Die Tür wurde nur einen Spaltbreit geöffnet und in diesem Spalt erschien Kiras blasses Gesicht. Er sah aus, als hätte er das weiße Make-up, welches er während der Vorstellungen trug, nicht richtig von seinem Gesicht gewischt. Erst beim zweiten Blick erkannte Vincent, dass Kira sehr wohl abgeschminkt war und die Blässe von dem Stress kommen musste, dem er ausgesetzt war.
    Als er Vincent sah, wurden seine unergründlichen Augen etwas größer, und er senkte den Blick, um die Tür wieder wortlos zu schließen, doch Vincent hielt ihn auf, indem er seine Hand gegen das kühle Holz presste.
    „Bitte, lass mich rein. Wir müssen reden“, sprach Vincent eindringlich auf Kira ein, aber dieser schüttelte nur den Kopf.
    „Nicht heute, ich habe keine Zeit und –“ Er stockte, als Vincent ihn unterbrach.
    „Ich weiß, dass Andrews bei dir war. Lass mich rein, damit wir reden können. Bitte.“ Es überraschte Vincent selbst, wie entschlossen er auf Kira einredete, der schließlich nachgeben musste und die Tür ganz öffnete, um Vincent eintreten zu lassen. Dass Kira nichts sagte, konnte kein gutes Zeichen sein.
    „Ist es wahr, was er behauptet hat?“, fragte Vincent resigniert und versuchte nicht impulsiv zu werden, selbst wenn er Kira am liebsten an den Schultern gepackt und

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