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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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schließen! Das, wofür meine Eltern soviel aufgegeben haben, was meinen Bruder vertrieben hat, würde zusammenbrechen!“ Diese plötzliche Leidenschaft, mit der Kira sprach, machte Vincent langsam klar, wie das alles für Kira sein musste. Das Theater war das Einzige, woran er sich noch klammern konnte, was ihm von seiner Familie geblieben war, und nun stand es auf unsicheren Beinen, weil ein skandalsüchtiger Journalist Unsinn schreiben wollte.
    „Schon gut, ich will dir ja helfen. Beruhige dich“, redete Vincent auf ihn ein und legte seine Hände wieder auf Kiras Schultern, dieses Mal etwas fester, um ihn dazu zu bringen, nicht in Panik zu verfallen. „Wer hat davon noch gewusst, und wer hätte mit Andrews sprechen können? Von irgendwem hat er seine Informationen, denn ganz ins Blaue hätte er nicht geschossen.“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Kira seufzend und drehte den Kopf weg. „Es wissen nur sehr wenige Leute, und die würden nicht davon sprechen.“
    „Ganz sicher? Ist keiner dabei, dem daran liegen könnte dir zu schaden?“ Vincent riet einfach, weil er helfen wollte, und kaum hatte er zu Ende gesprochen, ruckte Kiras Kopf zu ihm zurück. Für eine Sekunde sahen sie sich nur an, und er konnte regelrecht zusehen, wie sich auf Kiras Gesicht ein Verstehen abzuzeichnen begann.
    „Das ist nicht wahr“, hauchte er, bevor er Vincents Hände abstreifte, sich umdrehte und aus dem Zimmer stürmte. Vincent war so perplex, dass er ihm erst mit einer kleinen Verzögerung folgte.
    Kira lief den Flur entlang, ganz zielstrebig bis zum Ende und klopfte energisch gegen die letzte Tür auf der rechten Seite. Vincent holte ihn gerade ein, als die Tür sich öffnete. Zu seiner Überraschung war es der gleiche Kerl, mit dem er Kira in der Garderobe angetroffen hatte!
    „Wie konntest du das tun, Osamu?“, fauchte ihn Kira an und stieß die Tür auf, was den anderen Mann in den Raum zurückweichen ließ.
    Vincent blickte kurz über seine Schulter, denn Kira sprach nicht gerade leise, und das Letzte, was sie brauchten, waren Zuschauer. Also folgte er dem wütenden Kira in das Zimmer, das um einiges kleiner war, als Kiras. Er schloss die Tür, blieb aber selbst im Hintergrund, da er sich nicht einmischen wollte.
    Osamu war nur ein wenig kleiner als Kira, hatte dunkelblond gefärbte Haare und war etwas stämmiger. Seine Gesichtszüge waren erst verwirrt, aber Kiras ärgerliche Worte schienen schnell für Klarheit zu sorgen. Osamu verstand, und Vincent verlor den Faden, denn Kira hatte fließend ins Japanische gewechselt. Seine Worte prasselten wie Steine auf Osamu ein, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und keine Anzeichen von schlechtem Gewissen zeigte.
    Es entbrannte ein Streit, in welchem Osamu kein Blatt vor den Mund zu nehmen schien. Kira wurde erst noch blasser und dann wurde er rot vor Zorn, dass Vincent einen Moment dachte, dass es in Handgreiflichkeiten ausarten würde, als der hitzige Streit seinen Höhepunkt erreichte. Angeekelt musterte Kira Osamu.
    „Sobald wir wieder in Japan sind, bist du entlassen“, sagte er voller empörter Abscheu, als würde es ihn alle vorhandene Kraft kosten, nicht noch schlimmere Dinge zu sagen oder gar zu tun. „Ich bedaure, dass du jemals den Weg in mein Theater gefunden hast, und ich bedaure ebenso alles andere“, warf er ihm entgegen.
    Osamu presste die Lippen zusammen und warf Vincent einen Blick zu, der keinen Hehl aus seinem Hass auf ihn machte. So plötzlich im Mittelpunkt zu stehen, brachte Vincent dazu die Gestalt zu straffen, denn er überragte Osamu um mindestens einen halben Kopf und fühlte sich dennoch nicht ganz wohl, von einem so zornigen Blick gestreift zu werden.
    „Das ist alles deine Schuld“, sagte Osamu mit starkem japanischem Akzent, in den sich Vincent sehr reinhören musste, um ihn überhaupt zu verstehen.
    „Du irrst dich“, sagte Kira, der sich schon zum Gehen abgewandt hatte und Osamu diese Worte nur noch über die Schulter hinweg zuwarf. „Du hast es dir selbst zuzuschreiben.“ Und mit diesen letzten Worten öffnete Kira die Tür, um das Zimmer zu verlassen.
    Vincent folgte ihm. Kira war doch zu Osamu gegangen, um ihm Vorwürfe wegen Andrews zu machen, weil er wahrscheinlich geplappert hatte, aber offensichtlich hatte das Gespräch eine Wendung genommen, die schließlich bei Vincents Person und der Eifersucht auf ihn, ihr Ende gefunden hatte.

Der Rückweg ins Zimmer war nicht mehr ganz so energisch, aber die Spannung, die

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