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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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Kopf heben.
    „Ich habe gesagt, dass ich ihn überreden werde auf den Artikel zu verzichten. Also mach dir keine Sorgen“, sagte Vincent und lächelte, wobei ihm ganz klar war, dass er sich hier gerade wie ein Held aufspielte, der er gar nicht war. Er hatte nicht den geringsten Schimmer, wie er das anstellen sollte. Immerhin würde es kaum genügen zu Andrews zu gehen und ihn darum zu bitten. Dafür weidete sich der verdammte Mistkerl einfach viel zu sehr an den halb garen Geschichten, die er immer wieder in Umlauf brachte. Aber je länger Vincent in Kiras Augen blickte, desto entschlossener wurde er.
    „Danke“, wisperte Kira schließlich und streckte den Körper, um einen Kuss auf Vincents Lippen zu hauchen. Dabei hatte Vincent noch gar nichts getan als ein voreiliges Versprechen gegeben, von dem er selbst nicht wusste, ob er es würde einhalten können. „Ich sollte duschen gehen. Im Theater habe ich mich nicht mal richtig abgeschminkt und nach dem ganzen Chaos wäre es sicher nicht verkehrt, eine heiße Dusche zu nehmen“, sagte Kira und löste sich aus Vincents Armen, um aufzustehen. Sollte er nun gehen oder warten?
    „Es wird nicht lange dauern, du kannst also in der Zwischenzeit den Wein genießen.“
    Das war eine eindeutige Aufforderung, und Vincent nickte. Er folgte Kiras schlanker Gestalt in Richtung Schlafzimmer. Noch im Gehen zog der sein Hemd über den Kopf und warf es achtlos auf einen Stuhl, bevor er im Badezimmer verschwand.
    Vincent blieb alleine zurück. Er seufzte, griff nach seinem unberührten Weinglas und ließ sich gegen die bequeme Lehne sinken. Er war noch immer ganz durcheinander und wusste nicht, ob er Kira glauben konnte. Natürlich hätte er das niemals zugegeben, denn schließlich waren nun wirklich Gefühle im Spiel. Warum sollte die Yakuza gerade sein Theater verschonen? Und was machte es für einen Sinn, dass er die Auflage erhalten hatte, bei Interviews nicht allzu viel zu erzählen? Wollte man verhindern, dass Kira in den Fokus der Öffentlichkeit geriet? Er machte nicht gerade den Eindruck, als würde er darauf erpicht sein, in der Öffentlichkeit besonders präsent zu sein. Sicherlich war er in Japan kein Unbekannter, doch auch da glänzte er lediglich mit seinen Rollen, über sein Privatleben hatte Vincent nichts finden können. Er war eindeutig ein seltsamer Mann, aber Vincent musste zugeben, dass er anziehend war und dass Vincent sich gerne von ihm anziehen ließ. Wenn er länger darüber nachdachte, war er sich sogar ziemlich sicher, dass er auf andere Männer nicht stehen würde. Der Vorfall mit Gabriel war ein Experiment gewesen, und darum ließ er seinen Freund außen vor. Ansonsten konnte er sich nicht vorstellen, einen anderen Mann, als Kira attraktiv zu finden.
    Ein paar Schlucke Wein später bemerkte er, dass seine Lider schwer wurden. Der Wein war gut und trocken und würde Vincent einschlafen lassen, wenn er nicht aufpasste. Vielleicht war es ohnehin besser zu gehen. Zwar hatte Kira gesagt, dass Vincent gerne noch bleiben konnte, aber vielleicht war das lediglich eine höfliche Floskel gewesen. Heimlich gehen kam auf gar keinen Fall infrage, doch Vincent befürchtete eingeschlafen zu sein, bis Kira endlich fertig geduscht hatte. Also beschloss er ins Badezimmer zu gehen.
    Dampf schlug ihm entgegen, als er das vornehme Badezimmer betrat. Es war hell erleuchtet und erweckte den Eindruck eines Dampfbades, anstatt einer simplen Nasszelle, die zweckdienlich sein sollte. Hinter der gläsernen Duschkabinentür stand Kira. Seine schemenhafte Gestalt bewegte sich nicht, und Vincent hatte gleich das ungute Gefühl, dass mit Kira etwas nicht stimmte. Mit einem flauen Gefühl im Magen näherte er sich der Tür.
    „Kira?“, rief er unsicher, erhielt jedoch keine Antwort. Vielleicht hatte er ihn nicht gehört? Vincent gab sich einen Ruck und öffnete die Tür. Augenblicklich schlug ihm heißer Dampf entgegen, der ihn für einen Moment zwinkern ließ. Kira stand mit dem Rücken zu ihm, die Stirn gegen die kühlen Kacheln vor sich gelehnt. Der Wasserstrahl prasselte auf seinen Nacken und den Rücken. Die fransigen Haarsträhnen hatten sich im Nacken geteilt und entblößten leicht gerötete Haut. Wasserperlen fielen, um dann über einen geraden Rücken nach unten zu fließen. Er rührte sich noch immer nicht, und Vincent streckte die Hand aus, um ihn zu berühren. Wasser benetzte seine Hand und auch den Pulloverärmel. Als seine Fingerspitzen Kiras Rücken streichelten,

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