Eischrysanthemen
während Vincent sein Gesicht an Kiras Nacken barg. Die Leute gingen an ihnen vorüber, und Vincent lehnte sich Halt suchend an Kira.
„Das war fies, aber gut“, nuschelte Vincent halb verlegen und halb außer Atem. Inzwischen hatte Kira die Hand schon zurückgezogen und drehte sich in Vincents Armen, sodass er es nun war, der einen Arm um Vincents Taille schlingen konnte.
„Hat man dir etwa nicht gesagt, dass ich gemein bin?“, fragte er amüsiert.
„Nein, hat man nicht“, erwiderte Vincent, bevor er Kiras Mund mit einem heftigen Kuss in Besitz nahm. Sie standen eine ganze Weile am Wasser und küssten sich. Mal rieben sich ihre Zungen sanft aneinander, dann wurden sie wieder leidenschaftlicher.
„Wenn wir weitermachen, dann werden wir noch wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet“, sagte Kira im Scherz und schmunzelte. Vincent wollte zwar nicht wirklich aufhören, aber sie ließen doch voneinander ab, um eng umschlungen ihren Spaziergang fortzusetzen.
Sie verbrachten den ganzen Tag miteinander, wobei sich Vincent alle Mühe gab, den Fremdenführer zu spielen und Kira möglichst viel von der Stadt zu zeigen. Allerdings kam es immer wieder zu Verzögerungen, die sie selbst verursachten, indem sie an etwas einsameren Orten in intensive Küsse versanken oder sich von flüchtigen Berührungen anheizen ließen. Vincents Hoffnung, dass sie an diesem Tag noch einmal in seine Wohnung zurückkehren würden, erfüllte sich nicht, aber der Tag war auch so schön genug, dass er es nicht unbedingt vermisste.
„Du könntest heute Nacht bei mir bleiben“, schlug Kira vor, den am nächsten Vormittag noch Abschiedsfotos im Theater erwarteten. So verlockend der Vorschlag war, so bedauernd musste Vincent ihn ablehnen.
„Leider kann ich heute Abend nicht, da ich noch etwas zu tun habe.“ Eigentlich hatte er es nicht erwähnen wollen, aber sie waren schon auf dem Rückweg ins Hotel, und Vincent wollte es nicht zwischen Tür und Angel sagen müssen. „Ich muss noch mit Andrews reden.“ Deutlicher musste er nicht werden und es tat ihm leid, es überhaupt sagen zu müssen, da Kiras Lächeln schmolz und er leicht nickte.
„Meinst du, dass es überhaupt etwas bringen wird?“, wollte er nach einer kleinen Pause wissen. „Ich meine, er kann genauso gut Nein sagen und den Artikel dennoch veröffentlichen.“ Kiras Unbehagen war fast greifbar. Vincent hatte das Gefühl, die Sorgenspirale, in die Kira zu geraten drohte, aufhalten zu müssen. Bestimmt ergriff er seine Hand und drückte sie zärtlich.
„Ich habe dir versprochen, dass ich mich darum kümmern werde und das tue ich auch. Mach dir keine Gedanken um den Kerl“, erklärte er ganz zuversichtlich, selbst wenn er noch keine Ahnung hatte, ob die Idee, die er sich zurechtgelegt hatte, überhaupt funktionieren würde. Aber einen Versuch war es wert, und wenn er damit Kiras Ruf retten konnte, dann war ihm jede Möglichkeit recht.
„Du bringst dich aber damit nicht in irgendwelche Schwierigkeiten?“, hakte Kira etwas misstrauisch nach, woraufhin Vincent seinen Handrücken küsste.
„Ganz sicher nicht“, bestätigte er mit einem breiten Lächeln, als würde sich alles ganz von selbst in Wohlgefallen auflösen.
Sie verabschiedeten sich vor dem Hotel, und Vincent drehte sich erst um, als Kira hinter der gläsernen Tür verschwunden war. Das Lächeln schwand aus seinen Zügen, und er steckte die Hände in die Manteltaschen, um sie nicht auskühlen zu lassen. Sein Entschluss stand fest und er war selbst überrascht, dass sein Gewissen sich nicht meldete. Aber vielleicht war es auch von dem Strom der Glückshormone überlagert.
Vincents Weg führte ihn in einen etwas weniger vornehmen Teil von London, in eine Bar, die sich Chuck’s nannte und einem ehemaligen Journalisten gehörte, der zufällig vor ewiger Zeit auch Andrews‘ Freund gewesen war. Bis dieser ihn bei einer Story ausbootete und ihre Wege sich trennten. Danach hatte Chuck eine Bar eröffnet und seine Journalistenkarriere an den Nagel gehängt.
Ab und an war Vincent hier Gast gewesen, nicht weil er den Mann mochte, sondern weil Andrews Vincent am Anfang seiner Karriere öfter hierher mitgenommen hatte. Bei einer dieser Gelegenheiten hatte Andrews gemeint, dass man so wie Chuck enden konnte, wenn man sich im Leben falsch entschied. Dennoch hatten Vincents seltene Besuche dazu geführt, dass Chuck ihm unter die Arme gegriffen und das Vorstellungsgespräch bei Mr. Ferrys besorgt hatte.
Als er
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