Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
Vom Netzwerk:
nächsten Worten nicht.
    „Guten Tag, Mr. Ferrys. Hier ist Vincent Wood, wir haben vor zwei Wochen wegen des Interviews mit Kira Miyamoto miteinander gesprochen. Sie erinnern sich noch?“
    Aus dem Telefon kam ein zustimmendes Grunzen.
    „Und? Ist es was geworden?“ Die Frage ließ Kira die Lippen aufeinanderpressen und seine Augen schmal werden. Vincent spürte schon wieder den Drang ihn zu berühren, aber er unterließ es.
    „Nein, leider ist es nichts geworden.“ Die Worte kamen einfach so über seine Lippen, und er fühlte sich, als würden seine Füße kaum noch den Boden berühren. „Leider habe ich kein Interview bekommen, und bevor Sie noch länger warten, wollte ich Sie lieber gleich darüber informieren.“ Vincents Hand schloss sich fester um das Telefon, als ein Schnaufen ertönte.
    „Da haben Sie sich wohl ein zu hohes Ziel gesteckt. Macht nichts. Wir setzen Sie wieder auf die Liste. Wenn Not am Mann ist, melden wir uns.“ Damit war das Gespräch beendet.
    Vincents Hand fühlte sich unglaublich schwer an, als er das Handy wieder in seine Manteltasche schob und selbst zu verarbeiten versuchte, was er da gerade getan hatte. Er hatte für Kira auf einen sicheren Job verzichtet, hinter dem er so lange her gewesen war. Dennoch war ein Blick auf Kira Entschädigung genug, denn dieser sah ihn ungläubig an.
    „Warum hast du das getan?“, fragte er nach einer kleinen Weile ganz erstaunt und ließ endlich die verschränkten Arme sinken.
    „Ich sagte dir doch, dass das kein Bericht gewesen ist. Ich habe es nur für mich geschrieben, um dich besser zu verstehen, um mir darüber klar zu werden, ob das zwischen uns –“ Weiter kam er nicht, denn Kiras Hände legten sich auf seine Wangen und einen Moment später wurden seine Lippen von einem warmen, süßen Mund verschlossen, der wie Balsam für seine aufgewühlte Seele war. Instinktiv schlang er die Arme um Kira, dessen Körper sich durch den Mantel kalt anfühlte.
    „Was für ein dummer, dummer Kerl du doch bist“, flüsterte er an Vincents Lippen, mit so leiser Stimme, dass Vincent sich nicht ganz sicher war, ob Kira nicht jeden Moment in Tränen ausbrechen würde. Vincent sah ihn nicht an, sondern zog seinen Kopf an die eigene Schulter und drückte Kira fest an sich.
    „Vielleicht bin ich das wirklich“, stimmte er lautlos zu und schloss die Augen. Dass er jemals für jemanden soweit gehen würde, hatte er nie gedacht. Und nun stand er in dieser kleinen Straße, hielt den Menschen an sich gedrückt, den er liebte, und klammerte sich an eine Hoffnung, die ebenso gut zerspringen konnte.
    „Komm, lass uns woanders hingehen, hier ist es kalt“, sagte er endlich sanft. Aber es dauerte dennoch etwas, bis sie sich voneinander lösten.

Sie schlenderten schweigend die Straße hinunter, bis sie an einen Kanal kamen, der zur Themse führte. Kalter Winterwind umhüllte sie, als sie am Ufer weiter gingen.
    „Das war sehr dumm von dir. Du hättest diese Chance nutzen sollen“, meinte Kira und steckte die Hände in die Manteltaschen.
    „Ich habe mich einfach für etwas anderes entschieden, für etwas, was mir wichtiger ist. Eigentlich wollte ich dir das alles heute sagen, aber nicht auf diese Weise.“ Vincent zuckte etwas ratlos mit den Schultern. Vor einigen Tagen hätte er sich noch mit Händen und Füßen an den Job zu klammern versucht, aber nun war es ihm seltsam egal. Bis jetzt war er auch über die Runden gekommen, warum sollte es dann eigentlich nicht weiter so gehen? Er wollte doch ohnehin kein Journalist sein, sondern richtige Bücher schreiben! Ständig seine Träume und Wünsche aufzugeben, konnte unmöglich der richtige Weg sein.
    „Warum hast du das Interview mit mir nicht abgelehnt?“, fragte Vincent unvermittelt, um Kira von dem anderen Thema abzulenken.
    Kira wirkte von der Frage überrascht. Er zögerte, bevor er antwortete.
    „Ich dachte einfach, dass, wenn ich einen Journalisten verschrecke, die anderen von sich aus keine weiteren Anfragen starten werden. Aber als ich dich dann gesehen habe ...“ Kira brach ab, und Vincent sah ihn fragend an.
    „Aber?“ Vincent wollte es wirklich wissen.
    „Du hast dich sehr hartnäckig bei unserer ersten Begegnung gezeigt und ehrlich gesagt, fand ich dich auch ... attraktiv und wollte dich etwas näher kennenlernen.“
    Vincent war sprachlos, weil er mittlerweile schon mitbekommen hatte, dass Kira solche Worte nicht gerade leicht über die Lippen kamen.
    „In zwei Tagen werde ich aber wieder

Weitere Kostenlose Bücher