Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Nachricht, daß der Legat der ersten Legion vor lauter Freude über unsere glückliche Heimkehr alle Termine abgesagt habe und den Tribun sofort empfangen wolle …
    Nachdem Justinus fort war, machte ich mich darauf gefaßt, daß Helena mich gezielt nach ihm ausfragen werde, aber obwohl er ihr Lieblingsbruder war, wollte sie sich diesmal seltsamerweise nur mit mir befassen.
    Ich hätte mich natürlich wehren können, aber das Mädchen war offenbar so versessen darauf, mich zu schamlosem Gerangel in eine dunkle Ecke zu zerren, daß ich es nicht übers Herz brachte, sie zu enttäuschen.
     
    Ich hatte meinen Auftrag nach besten Kräften erfüllt, ja hatte mehr getan, als Vespasian von Rechts wegen erwarten durfte, aber ich war nicht so naiv, mir einzubilden, daß der unbelehrbare Tyrann mir darin beipflichten würde. Der alte Geizkragen würde mich erst wieder nach Hause lassen, wenn alles bis aufs I-Tüpfelchen erfüllt war. Für mich bedeutete das, ich mußte erst noch Civilis zur Vernunft bringen.
    Im Moment hatte ich es freilich auch aus privaten Gründen nicht so eilig mit der Heimreise. Wichtige Entscheidungen standen ins Haus und plagten mich um so mehr, als ich den Ausgang bereits kannte. Aber da sie offenbar nicht bereit war, den entscheidenden Schritt zu tun, mußte ich Helena auf den richtigen Weg bringen.
    Ich tat so, als müsse ich im Kastell bleiben, um meinen Bericht über die Vierzehnte fertigzuschreiben. Ich behauptete, der sei sehr schwierig. Eine Tortur (tatsächlich hasse ich es, Protokolle zu schreiben). Dieses hätte ich relativ leicht zuwege gebracht, konnte mich aber einfach nicht aufraffen anzufangen.
    Stundenlang saß ich im Studierzimmer des Tribun, kaute auf einem Stylus herum und schaute Helena Justina zu, die gegen sich selbst Dame spielte. Ich fragte mich, wie lange sie brauchen würde, um zu merken, daß ich sie beim Schummeln ertappt hatte. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Daraufhin zog sie beleidigt ab, was ärgerlich war, denn ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen, als in meinem Stuhl vor mich hinzuträumen und ihr zuzusehen.
    Ich plagte mich weiter. Der Stylus war inzwischen kürzer geworden. Spuckefeuchte Holzfasern brachen immer wieder ab und ritzten mir die Zunge. Als ich wieder einmal eine Ladung ausspuckte, sah ich, daß meine Nichte und ihre Freundin geheimnisvoll tuschelnd in der Tür standen. Seit meiner Rückkehr hatte ich sie schon öfter so wichtigtuerisch im Haus herumgeistern sehen, aber diesmal langweilte mich mein Bericht dermaßen, daß ich mich leise von hinten anschlich, dann mit lautem Gebrüll hervorstürzte und die beiden am Kragen packte. Ich schleppte sie zum Schreibtisch, setzte mich und hob je eine Nervensäge auf ein Knie.
    »Jetzt seid ihr meine Gefangenen und kommt erst wieder frei, wenn ihr mir verraten habt, was diese Spioniererei soll.«
    Zuerst schien es nur eine harmlose Kinderei. Ich war zufällig der Verdächtige des Tages. Sie spielten oft Privatermittler. Das war freilich kein Kompliment für mich, denn sie taten es aus dem gleichen Grund, aus dem Festus und ich früher immer Lumpensammler werden wollten: weil es ein verrufenes Geschäft war, bei dem man nach Herzenslust im Dreck wühlen konnte. Und natürlich, weil unsere Mutter eisern dagegen war.
    »Aber wir verraten dir nicht, was wir gesehen haben!« prahlte Augustinilla.
    »Auch recht. Dann habe ich wenigstens nichts damit zu tun.« Sie schien mit der Antwort zufrieden, bestätigte sie doch die Familienmeinung über den verkommenen Onkel Marcus, der sich lieber den ganzen Tag faul im Bett herumfläzte, als auch nur einen ehrlichen Denar zu verdienen. Ich grinste hinterhältig. »Was Brauchbares habt ihr sicher sowieso nicht gefunden. Dazu seid ihr gar nicht schlau genug. Die meisten Ermittler stehen sich wochenlang die Beine in den Bauch, wenn sie Verdächtige überwachen, und fast nie kommt etwas dabei heraus.«
    Ich sah, wie Rattenschwänzchen mit sich kämpfte. Im Gegensatz zu meiner Nichte war sie aufgeweckt genug, um sich Anerkennung für ihre Intelligenz zu wünschen. Soweit, sie zu verbergen und so erst recht wirkungsvoll einzusetzen, war sie zum Glück noch nicht. »Erzähl ihm von dem Jungen mit den Pfeilen!« platzte Arminia heraus.
    Irgendwas klingelte bei mir. Jetzt war mein Interesse geweckt, um so mehr bemühte ich mich um einen gelangweilten Gesichtsausdruck. Augustinilla fiel nicht darauf herein, sondern schüttelte energisch den Kopf. Also mußte ich Arminia

Weitere Kostenlose Bücher