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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Gelegenheit gegeben, uns langsam wieder an die Welt zu gewöhnen. Allerdings würde diese Welt vielleicht länger brauchen, um mit uns Wilden klarzukommen. Den Fluß säumten zivilisierte Städte mit Thermen und römischen Restaurants. Auch zivilisierte Kontakte mit Menschen, deren Sprache wir verstehen konnten, ergaben sich, obwohl wir uns die meiste Zeit absonderten und so eng zusammenrückten, als seien unsere germanischen Abenteuer zu ungeheuerlich, um sie mit Fremden zu besprechen, ja, als drückten sie uns eine Art Quarantänestempel auf.
    Als wir endlich vor dem Kastell, von dem wir aufgebrochen waren, landeten, trugen wir die Asche des Zenturio hinauf zum Schrein in der Principia. Anschließend verabschiedeten sich die Rekruten von Justinus und mir. Ich würde die Festung bald verlassen, und auch ihr enger Kontakt zu ihrem Ersten Tribun mußte jetzt, da man von ihm die Rückkehr in die seinem Rang entsprechenden höheren Kreise erwartete, ein Ende haben. Unsere abgerissene Truppe war fast den Tränen nahe, da kam just im rechten Moment eine befreundete Einheit vorbei, die ihnen ein fröhliches Willkommen zurief; ich sah, wie unsere Jungs sich in die Brust warfen; und schon stolzierten sie den Daheimgebliebenen mit großer Gebärde entgegen. Nur Lentullus drehte sich in letzter Minute noch einmal um und winkte schüchtern, Justinus hatte sich offenbar verschluckt. »Der Haufen wird mir fehlen, verdammt!«
    »Ach, keine Sorge!« Auch mir war ganz eigenartig zumute. »Jetzt stehst du wieder im Geschirr, Quintus, und glaube mir, im Nu hast du genug andere Sachen, über die du dich ärgern kannst.«
    Er fluchte lautstark in einem der vielen Dialekte, die er aufgeschnappt hatte, um überall mit den Damen plaudern zu können.
    Er hatte den guten Einfall, seinem Legaten durch Boten zu melden, daß sein Rapport über Gebühr lang sei und daher einer gesonderten Audienz bedürfte – später. Dieser Trick gab uns genügend Zeit, um erst einmal zu ihm nach Hause zu gehen; lässig, so als hätten wir nichts Besonderes vor, schlenderten wir los.
    Helena war im Garten. Eigentlich war es schon zu kalt draußen, aber nur hier konnten wir ungestört allein sein. Sie grämte sich um uns. Seite an Seite traten ihr Bruder und ich unter den Portikus. Ihr Gesicht schien vor Freude aufzuleuchten, noch bevor sie unsere Schritte erkannt haben konnte; und dann hatte sie nur noch das Problem, wem sie zuerst um den Hals fallen sollte.
    Wir hielten uns beide zurück, wollten einer dem anderen den Vortritt lassen. Ich ging aus dem Wettstreit als Sieger hervor. Was ich auch beabsichtigt hatte. Sollte Quintus sie ruhig einmal nach Herzenslust an seine brüderliche Brust drücken. Wenn er seine Schwester dann an mich weiterreichte, würde ich sie so schnell nicht mehr loslassen. Aber Helena Justina machte den schönen Plan zunichte, flog an ihrem Bruder vorbei und fiel mir um den Hals.
    Er brachte es fertig zu lächeln, bevor er sich traurig abwandte. »Bleib doch, mein Freund …«
    Helena schaltete wie der Blitz. Als ob sie es nie anders geplant hätte, machte sie sich von mir los und warf sich lachend dem Bruder an die Brust. »Falco, du schrecklicher Mensch, was hast du nur mit Quintus gemacht?«
    »Dein Bruder ist erwachsen geworden«, sagte ich. »Ein Leiden, um das sich die meisten Leute herummogeln, aber wenn’s doch mal einen trifft, dann geht das in der Regel nicht ohne Schmerzen ab.«
    Sie lachte. Fast hatte ich vergessen, wie sehr ich dieses Lachen liebte. »Und wie ist es zu diesem bedauerlichen Unfall gekommen?«
    »Frag mich nicht. Aber es muß so schlimm gewesen sein, daß er nicht darüber reden will.«
    Helenas versonnener Blick gab ihrem Bruder zu verstehen, daß sie ihn schon bald zur Beichte überreden würde. Jetzt hielt sie ihn auf Armeslänge von sich weg und musterte ihn kritisch. »Ich glaube, du bist noch gewachsen, Quintus.«
    Quintus lächelte nur wie einer, der ein Geheimnis zu wahren versteht und das auch nicht ändern wird.
    Da erst ging mir auf, daß ich sein Abenteuer in Veledas Turm womöglich doch nicht ganz richtig gedeutet hatte. Aber ich kam nicht mehr dazu, ihn zu fragen, weil meine schreckliche Nichte und ihre kleine Freundin mit den Flachszöpfen von unserer Ankunft erfahren hatten und mit gellendem Geschrei, das als Willkommensgruß gelten sollte, auf uns zustürzten. Dann richtete der Hund des Tribun sich wieder häuslich ein, indem er einen Diener ins Bein biß, und gleich darauf kam die

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