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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Falkenstein-Schutzhütte, die knappe hundert Meter unterhalb des Gipfels stand.
    Fanni und Sprudel wollten soeben auch dorthin absteigen, als Fanni auf die Holzplanke deutete, die das frei zugängliche Gipfelgebiet auf der Nordostseite eingrenzte.
    »Schau«, sagte sie, »hier dahinter liegt die ehemalige Telefonschneise. Früher sind wir die manchmal mit Skiern hinuntergefahren. Vor dreißig Jahren war das noch nicht verboten. Damals hat es noch keinen interessiert, wo die Wanderer herumgestiefelt sind, und Nationalparkranger kannte man nur aus amerikanischen Filmen.« Fanni hockte sich auf die Planke und ließ die Beine baumeln. »Ende der Neunziger wurde dann plötzlich schier der komplette Bayerische Wald zum Nationalpark erklärt. Lusen, Rachel und Falkenstein, sämtliche Schachten, alles steht jetzt unter dem Dekret der Nationalparkverwaltung. Und sobald du deinen Fuß auf ein Steinchen außerhalb des markierten Weges setzt, kommt ein Ranger und pfeift dich zurück.«
    Sprudel schmunzelte. »Sind wohl nicht besonders beliebt hier, die Nationalparkranger?«
    »Grünzeug-Gendarmen werden sie von den Einheimischen genannt«, grinste Fanni und spähte die Telefonschneise hinunter.
    Sie schwang die Beine auf die verbotene Seite der Planke und zeigte auf den Felsbrocken, der die Einfahrt in die Schneise in zwei schmale Rinnen teilte. »Für mich war es immer ein Riesenproblem, mit Skiern an dem Felsen da vorbeizukommen. In den Rinnen wirst du leicht zu schnell, und dann klebst du am nächsten Baum, bevor du abschwingen kannst. Na ja«, gab sie zu, »eine Rosi Mittermaier war ich nie.«
    Sprudel beäugte den Stein. »Es sieht so aus, als käme man überhaupt nicht daran vorbei.«
    »Zugewachsen«, antwortete Fanni. »Die ganze Schneise wächst langsam zu.«
    Sie löste sich von der Planke und machte ein paar Schritte auf unerlaubtem Boden.
    Und das rächte sich auf der Stelle.
    Am Fuß des Felsens, talwärts gelegen, entdeckte Fanni eine helle Hose. Aus der Hose ragten zwei Füße, die in weißen Turnschuhen steckten.
    Fanni erstarrte.
    Sie sah schnell weg und dann doch wieder hin. Ihr Blick fand eine weiße Bluse mit rötlichen Klecksen. Er fand ein weißes Gesicht, eingerahmt von schwarzen Haaren.
    Schnell fort von hier!, riefen Fannis Gefühle. Hau ab, lass dich in nichts reinziehen.
    »Was ist, Fanni?«, rief Sprudel.
    Sag: »Nichts« und geh, riet Fannis Kleinmut.
    Eine Verletzte, die Hilfe braucht!, brachten einsichtige Gedanken Ordnung in den Krawall – Notruf! Sofort!
    Bevor Fanni auf die Anweisung ihrer Vernunft reagieren konnte, schwang sich Sprudel über das Geländer, trat zu ihr und sog scharf die Luft ein.
    Eine Sekunde später kniete er bereits am Boden und beugte sich über das weiße Gesicht. Zweige und Brombeerranken legten sich auf seine Schultern, seine Haare.
    Sprudel wischte sie weg und sah auf. »Fanni«, sagte er, »du musst zur Hütte hinunterlaufen. Der Wirt soll schnellstens den Notarzt rufen. Er wird ja wohl ein Telefon haben. Mein Handy …«
    Fanni hörte nicht mehr, weshalb Sprudel sein Handy nicht benutzen konnte – ihr eigenes lag wie immer zu Hause. Sie sprang bereits über die Planke und rannte den felsigen Pfad zur Falkenstein-Schutzhütte hinunter.
    Sie hielt auf den überdachten Eingang zu, als ihr ein silbernes Edelweiß ins Auge sprang. Es prangte auf einer Tafel am Hauseck. »Dienststelle Bergwacht« stand darunter.
    Bergwacht?
    Bei Unfällen in den Bergen rückt die Bergwacht an!
    Fanni schlug einen Haken ums Hütteneck und entdeckte eine Eingangstür, die in den Anbau an der Ostseite der Falkenstein-Schutzhütte führte. Sie drückte die Klinke hinunter, riss die Brettertür auf und trat in einen winzigen Flur. Links erzitterten ein Schrubber und ein Reiserbesen in der plötzlichen Zugluft, als wollten sie Fanni grüßen.
    Direkt vor sich sah Fanni eine zweite Tür und öffnete sie.
    Zwei Bergwächter saßen am Tisch, volle Biergläser vor sich. Der eine schnitt soeben ein Stück Geräuchertes auf, der andere säbelte dicke Scheiben von einem Brotlaib.
    »Komm nur rein«, forderten sie Fanni auf, die in der offenen Tür zum Stehen gekommen war. »Magst mitessen? Warum schnaufst du denn so?«
    »Unfall«, keuchte Fanni, »in der Telefonschneise.«
    »Was sagst du?«, fragte der eine.
    »Unfall!«, schrie Fanni.
    Da ließen die beiden seufzend ihre Halben, das Geselchte und das Bauernbrot im Stich, zogen sich rote Anoraks über, auf deren Rückseite ein weißes Edelweiß

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