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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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dadurch ändern, und niemand profitierte davon. Das stimmte bis zu einem gewissen Grade. Es lag keine Bedrohung mehr vor, und es ging nur um die Interessen einiger weniger. Aber Erlendur wusste es besser. Seiner Ansicht nach hatte die Zeit keinen Einfluss auf einen Vermisstenfall. Zwar betäubte sie mit der Zeit den Schmerz, aber dafür machte sie ihn zum ständigen Begleiter der Lebenden, und sie vertiefte ihn gleichzeitig auch auf irgendeine Weise, für die er keine genaue Erklärung hatte, und umso verletzlicher wurden die Lebenden.
    Er dachte an seine Tochter und ihr letztes Zusammentreffen, als sie ihm sagte, sie habe ihm die jahrelange Vernachlässigung nach der Scheidung von ihrer Mutter verziehen. Er dachte an seinen Sohn, der nie etwas von ihm erwartete, und an Valgerður, die versuchte, ihm das Leben leichter zu machen. An den einsamen Tod von Marian Briem. Er dachte auch an seine Mitarbeiter bei der Kriminalpolizei, Elínborg und Sigurður îli, und die Fälle, die sie gemeinsam bearbeitet hatten, die Jahre der Zusammenarbeit.
    Es wurde nun rasch dunkel, und als er befand, dass es finster genug war, um sich mit Lampe und Schaufel auf den Friedhof zu begeben, stieg er aus. Während er zum Grab von Þórhildur ging, war er froh, dass an diesem Ende des Ortes sehr wenig Verkehr war. Er stellte die Lampe auf den Boden und begann, den Schnee vom Grab zu schaufeln. Dann hob er ein großes Rasenstück ab und stach in die Erde.
    Erlendur ging bedächtig vor. Er dachte eine Weile darüber nach, was er sagen könnte, falls er bei seiner Tätigkeit erwischt würde, aber eigentlich bereitete ihm das relativ wenig Kopfzerbrechen. Im Zweifelsfall würde er einen offiziellen dienstlichen Auftrag vorschützen. Es war zwar an höherer Stelle nicht gern gesehen, dass man auf eigene Faust Nachforschungen anstellte, aber seine Motive und Absichten waren vollkommen integer. Er hatte nichts anderes vor, als ein altes Verbrechen aufzuklären. Deswegen hatte er sich die Freiheit genommen, Jakobs Sarg aufzubrechen. Deswegen nahm er sich jetzt die Freiheit, Þórhildurs Grab anzutasten.
    Er hatte die Gaslampe an den Rand des Lochs gestellt, das er vorsichtig aushob. Die Schaufel traf auf keinen Widerstand. Er nahm die Lampe und leuchtete das Loch aus, sah aber nichts Auffälliges. Die Lichter aus dem Dorf erhellten den Hafen und den Hang oberhalb der Häuser. Eskifjörður war wie viele andere Orte in den Ostfjorden wenig mehr als eine Ansammlung von Häusern um den Hafen, die Hauptstraße führte am Meer entlang. Aber dahinter verbarg sich eine lange Geschichte, die Erfahrung von Generationen, die große gesellschaftliche Umwälzungen erlebt hatten. Die größte und weitreichendste erlebten sie im Augenblick mit dem Bau des riesigen Staudamms mitten im unbewohnten Hochland und einer Aluminiumhütte im Nachbarfjord. Wieder einmal verabschiedete sich die alte Zeit auf unwiderrufliche Weise, und eine neue nahm ihren Anfang.
    Er schaufelte weiter, blickte sich aber ab und zu um, ob sich irgendjemand in der Nähe des Friedhofs herumtrieb, der ihn bei der Arbeit stören und Erklärungen verlangen könnte. Aber niemand war unterwegs.
    Wieder setzte er die Schaufel an. Das Loch war kaum mehr als einen halben Meter tief.
    Schon beim nächsten Stich der Schaufel hatte er das Gefühl, dass sie auf etwas traf und abglitt, vielleicht an einem Stein. Doch das Geräusch hatte eher metallisch geklungen.
    Er legte die Schaufel zur Seite, leuchtete in das Loch, sah aber nichts. Dann grub er weiter, und jetzt spürte er deutlich den Widerstand. Er schabte die Erde mit dem Schaufelblatt weg und griff wieder zur Laterne.
    Den Gegenstand sah er sofort, konnte ihn aber nicht gleich zuordnen. Er schob die Schaufel darunter, holte ihn heraus und betrachtete ihn im Schein der Gaslampe, hatte aber immer noch keine Idee, um was es sich handelte. Doch als er die Erde mit der Hand abkratzte, wurde es ihm plötzlich klar. Er hielt ein Messer in der Hand. Das Blatt war verrostet und schartig, und das hölzerne Heft völlig vermodert. Erlendur erinnerte sich an Ezras Worte, dass Jakob etwas aus dessen Besitz bei der Leiche deponiert hatte. Das Messer musste Ezra gehören.
    Er legte es zur Seite, nahm die Schaufel wieder zur Hand und grub weiter. Eine Schaufelbreite tiefer stieß er ein weiteres Mal auf Widerstand in der Erde.
    Zuerst konnte er nichts erkennen, doch bei näherem Hinsehen fügte es sich wie ein Puzzle, das sich nach und nach dem Betrachter

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