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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Rumpelkammer auf, einem winzigen Raum, den man nur von seinem Schlafzimmer aus erreichte. Er verkabelte einen Fingerabdruck-Scanner und ein gebrauchtes Schreib- und Lesegerät für Chipkarten, das er bei eBay für 270 Pfund erstanden hatte, mit dem Laptop.
    Die Rumpelkammer war schon immer sein Reich gewesen. Als er noch klein war, besaß die Familie nur die drei Schlafzimmer im Altbau: Das große war für Mutter und Vater reserviert, Olga und Miranda schliefen im mittleren, und Kit in einem Kinderbettchen in der angrenzenden Rumpelkammer. Nach der Errichtung des Anbaus und nachdem Olga zum Studium fortgezogen war, konnte Kit das ehemalige Mädchenzimmer übernehmen. Dennoch war die Rumpelkammer immer seine »Bude« geblieben, in der er sich am wohlsten fühlte.
    Das Mobiliar entsprach immer noch den Bedürfnissen eines Schülers: ein billiger Schreibtisch, ein Bücherregal, ein kleiner Fernsehapparat und ein Sitzmöbel, das als »Schlafsessel« bezeichnet wurde, denn es ließ sich zu einem schmalen Bett ausklappen. Oft hatte es Schulfreunden, die bei ihm übernachteten, als Lager gedient. Als er sich jetzt an den Schreibtisch setzte, musste er unwillkürlich an die vielen öden Stunden denken, die er hier über den Hausaufgaben zugebracht hatte – Erdkunde, Biologie, Könige des Mittelalters und unregelmäßige Verben. Ave , Caesar! Er hatte so viel gelernt – und alles längst vergessen.
    Er nahm die Chipkarte, die er seinem Vater gestohlen hatte, zur Hand und steckte sie in das Schreib-Lese-Gerät. Der obere Teil sah aus dem Schlitz heraus, und es waren deutlich die aufgedruckten Worte Oxenford Medical zu erkennen. Hoffentlich kommt jetzt keiner rein, dachte Kit. Die übrigen Mitglieder der Familie hielten sich in der Küche auf, wo Lori gerade osso bucco nach Mamma Martas berühmtem Rezept zubereitete. Kit konnte den Oregano riechen. Daddy hatte eine Flasche Sekt geöffnet. Inzwischen waren sie so weit, dass sie Geschichten erzählten, die mit den Worten »Wisst ihr noch, wie …« begannen.
    Der Chip auf der Karte enthielt Detailangaben zu Vaters Fingerabdruck. Es handelte sich nicht bloß um ein einfaches Bild, denn das wäre zu leicht zu fälschen gewesen – ein Foto des Fingers hätte einen normalen Scanner täuschen können. Stattdessen hatte Kit eine Vorrichtung erfunden, die durch die Messung winziger elektrischer Spannungsunterschiede zwischen den Erhebungen und Vertiefungen fünfundzwanzig Punkte des Fingerabdrucks erfasste. Außerdem hatte er ein Programm zur Codierung der Daten entwickelt. In Kits Wohnung standen mehrere Prototypen des Fingerabdruck-Scanners, und er hatte natürlich auch eine Kopie von seiner eigenen Software behalten.
    Er gab dem Laptop den Befehl, die Karte zu lesen. Die einzige Gefahr lag darin, dass irgendwer bei Oxenford Medical – Toni Gallo zum Beispiel – auf die Idee gekommen war, die Software zu modifizieren, sodass Kits Programm nicht mehr funktionieren würde und ein neuer Zugangscode erforderlich war, um die Karte zu lesen. Zwar war es höchst unwahrscheinlich, dass sich jemand diese teure Mühe gemacht hatte, nur um einem Risiko vorzubeugen, welches für jeden normalen Menschen eher im Reich der Fantasie anzusiedeln war – aber hundertprozentig auszuschließen war es eben nicht. Nigel gegenüber hatte Kit dieses potenzielle Problem nicht erwähnt.
    Sekundenlang starrte er besorgt auf den Bildschirm. Dann endlich flackerte er und präsentierte eine Seite mit codierten Daten: die Angaben zu Stanleys Fingerabdrücken. Kit seufzte erleichtert auf und speicherte die Datei ab.
    In diesem Augenblick ging die Tür auf, und seine Nichte Caroline betrat den Raum. Sie hatte natürlich eine Ratte dabei.
    Caroline kleidete sich jünger, als sie war. Sie trug ein geblümtes Kleid und weiße Strümpfe. Die Ratte hatte weißes Fell und rosa Augen. Caroline setzte sich in den Schlafsessel und streichelte ihren Liebling.
    Kit unterdrückte einen Fluch. Er konnte seiner Nichte kaum sagen, dass er in Ruhe gelassen werden wollte, weil er mit etwas beschäftigt war, das niemanden etwas anging. Andererseits konnte er, solange sie im Zimmer saß, nicht weiterarbeiten.
    Das Mädchen hatte ihn immer nur gestört. Von klein auf hatte Caroline ihren jungen Onkel Kit vergöttert. Schon als Junge war ihm das bald auf die Nerven gegangen, weil sie die Angewohnheit hatte, ihm auf Schritt und Tritt zu folgen. Doch sie ließ sich nur schwer abschütteln.
    Er versuchte es auf die nette Art. »Na,

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