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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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schlitterte der Ferrari über die glatte Fläche, wie ein Boot, das von einer heftigen Bö erfasst wurde. Craig trat gleichzeitig auf Kupplung und Bremse, ohne damit irgendetwas zu bewirken.
    Die Garage glitt rechts von der Windschutzscheibe an ihnen vorbei. Craig befürchtete schon, der Ferrari würde Kits Wagen rammen, und ihm fiel ein Stein vom Herzen, als er den Peugeot um ein paar Zentimeter verfehlte. Dann ließ der Schwung nach, und Craig hoffte schon, er sei noch einmal davongekommen, doch kurz bevor der Wagen zum Stehen kam, touchierte er mit dem vorderen linken Kotflügel den großen Baum.
    »Das war super!«, rief Sophie.
    »Das seh ich anders, verdammt noch mal!« Craig nahm den Gang heraus, sprang aus dem Wagen und betrachtete dessen Vorderfront. Obwohl man den Anprall kaum gespürt hatte, erkannte er im Schein der Lampen an der Außenmauer der Garage eine große, nicht zu übersehende Beule im schimmernden blauen Kotflügel. »Scheiße«, murmelte er betroffen.
    Auch Sophie war ausgestiegen und besah sich den Schaden. » Sooo groß ist die Delle nun auch wieder nicht«, sagte sie.
    »Red doch keinen Stuss!« Auf die Größe kam es nicht an. Die Karosserie war beschädigt, und er, Craig, war schuld daran. Übelkeit stieg in ihm auf. Was für ein Weihnachtsgeschenk für Großvater!
    »Vielleicht merken sie es gar nicht«, sagte Sophie.
    »Natürlich merken sie das«, erwiderte er wütend. »Großvater fällt das auf, sobald er den Wagen sieht.«
    »Aber das wird noch eine Zeit lang dauern. Bei dem Wetter wird er so schnell nicht wegfahren wollen.«
    »Na und? Was hilft mir das?«, antwortete Craig ungeduldig. Er wusste, dass das nicht sehr freundlich klang, aber es war ihm egal. »Ich muss dafür gradestehen.«
    »Besser, du bist nicht hier, wenn die Sache auffliegt.«
    »Ich sehe nicht, was …« Er hielt inne. O doch, er sah, was sie meinte. Wenn ich jetzt beichte, dachte er, ist das Weihnachtsfest versaut … Großmutter Marta hätte gesagt: Das wird ein bordello …, worunter sie einen Mordszirkus verstand. Wenn ich dagegen den Mund halte und erst später gestehe, was ich ausgefressen habe, ist das Theater vielleicht nur halb so groß …
    Auf jeden Fall war der Gedanke, die Aufdeckung um ein paar Tage zu verschieben, sehr verlockend.
    »Ich muss den Wagen in die Garage bringen.« Craig hatte laut gedacht.
    »Park ihn doch so, dass er mit dem lädierten Kotflügel direkt an der Wand steht«, schlug Sophie vor. »Dann wird die Delle nicht entdeckt, wenn jemand dran vorbeigeht.«
    Der Vorschlag ist gar nicht so übel, dachte Craig. In der Garage standen noch zwei weitere Fahrzeuge: ein schwerer Toyota Land Cruiser Amazon mit Vierradantrieb, den Großvater bei Wetter wie diesem benutzte, und Lukes alter Ford Mondeo, mit dem er und Lori zwischen ihrem anderthalb Kilometer entfernten Häuschen und der Farm hin- und herpendelten. Luke würde sicher heute Abend noch in die Garage kommen, um sein Auto zu holen und heimzufahren. Wenn das Wetter noch schlechter wurde, war es auch möglich, dass er sich den großen Land Cruiser borgen und den Ford hier lassen würde. Egal, wofür er sich entschied – in die Garage musste er, und da wäre es schon gut, wenn der Ferrari so nah an der Wand stand, dass die Delle nicht zu sehen war.
    Der Motor lief noch. Craig setzte sich wieder hinters Steuer, legte den ersten Gang ein und fuhr langsam an. Sophie lief in die Garage und stellte sich ins Scheinwerferlicht. Als der Ferrari hereinrollte, deutete sie mit den Händen an, wie groß der Zwischenraum zwischen Wand und Wagenseite noch war.
    Beim ersten Versuch betrug er fast noch einen halben Meter. Das war zu viel. Craig unternahm einen zweiten Versuch. Nervös sah er in den Rückspiegel, aber kein Mensch ließ sich blicken. Ein Glück, dass sie bei dem kalten Wetter alle im warmen Haus bleiben, dachte er.
    Beim dritten Versuch gelang es ihm endlich, den Abstand zur Mauer auf etwa zehn bis zwölf Zentimeter zu verringern. Er stieg aus und schaute nach: So, wie der Ferrari geparkt war, konnte man den Blechschaden von keiner Seite sehen.
    Craig schloss das Tor und machte sich mit Sophie auf den Weg zur Küche. Er war mit den Nerven fertig und hatte ein schlechtes Gewissen. Ganz anders Sophie – sie war bester Laune. »Das war wirklich schrill«, sagte sie, »endschrill!«
    Erst jetzt merkte Craig, dass es ihm endlich gelungen war, ihr zu imponieren.

19.00 Uhr
     
     

     
     
     
     
     
    Kit stellte seinen Computer in der

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