Eisfieber - Roman
er. »Hast du etwa Angst?«
Sie setzten sich beide ins Auto.
Es war gar nicht so leicht. Die Sitze waren tief und befanden sich fast auf der Höhe der Türschwellen. Craig musste erst ein Bein ins Innere setzen und dann mit seiner Kehrseite über die flache Armlehne rutschen. Endlich waren sie drin und schlugen die Türen zu.
Der Schalthebel war rein zweckmäßig, nichts weiter als eine Aluminiumstange mit einem Knauf am oberen Ende. Craig vergewisserte sich, dass er sich im Leerlauf befand, und drehte den Zündschlüssel. Mit dem Röhren einer Boeing 747 sprang der Motor an.
Craig hoffte insgeheim, dass der Lärm vielleicht Luke alarmierte, damit der aus dem Haus geeilt kam, die Hände zum Protest erhoben. Aber der Ferrari stand vor dem Haupteingang, während die Familie in der Küche im rückwärtigen Teil des Hauses saß, wo die Fenster zum Hof hinaus gingen. Das grollende Röhren des Motors drang nicht durch die dicken Steinmauern.
Die träge Kraft des großen Motors ließ den ganzen Wagen erzittern wie bei einem Erdbeben. Craig spürte die Vibrationen durch den schwarzen Ledersitz. »Das ist cool!«, sagte Sophie aufgeregt.
Craig schaltete die Scheinwerfer an. Zwei Lichtkegel, durch die Schneeflocken taumelten, strahlten quer über den Garten. Craig legte die Hand auf den Schalthebel, trat die Kupplung und drehte sich um. Die Zufahrt führte in gerader Linie rückwärts zur Garage, bevor sie in die kurvenreiche Straße überging, die um die Spitze der Landzunge herumführte.
»Nun mach schon!«, sagte Sophie. »Fahr los!«
Craig spielte den Abgeklärten, um sich seine Bedenken nicht anmerken zu lassen. »Entspann dich!«, sagte er und löste die Handbremse. »Genieß die Fahrt.« Er drückte die Kupplung und legte den Rückwärtsgang ein. Dann gab er, so vorsichtig er konnte, Gas. Der Motor knurrte bedrohlich. Millimeterweise ließ Craig das Kupplungspedal zurückgleiten, und der Wagen begann ganz langsam rückwärts zu rollen.
Craig hielt das Steuerrad mit lockerer Hand und bewegte es weder nach links noch nach rechts. Nachdem er die Kupplung ganz losgelassen hatte, tippte er wieder aufs Gaspedal. Der Wagen schoss nach hinten und rollte an der Garage vorbei. Sophie stieß einen Angstschrei aus. Craig nahm sofort das Gas weg und trat auf die Bremse. Der Wagen rutschte ein wenig auf dem schneebedeckten Boden, hielt aber zu Craigs Erleichterung die Spur. Als er zum Stehen kam, fiel Craig in letzter Sekunde noch ein, dass er die Kupplung treten musste, wenn er den Motor nicht abwürgen wollte.
Er war mit sich zufrieden. Er hatte das Fahrzeug unter Kontrolle behalten, gerade noch. Besser noch: Er war nach außen hin ruhig geblieben, während Sophie sich gefürchtet hatte. Vielleicht bringt sie das von ihrem hohen Ross herunter, dachte er.
Die Garage stand im rechten Winkel zum Haupthaus, und ihre Tore befanden sich nun links vor dem Ferrari. Kits Wagen, ein schwarzes Peugeot Coupé, parkte am anderen Ende direkt vor der Garage. Craig fand die Fernbedienung für das Garagentor unter dem Armaturenbrett und drückte auf den Knopf. Das hinterste der drei Tore schwenkte nach oben.
Der betonierte Garagenvorplatz war mit einer glatten Schneeschicht überzogen. An der von Craig aus gesehen vorderen Ecke des Gebäudes standen ein paar Sträucher, am anderen Ende des Vorplatzes ein großer Baum. Er musste lediglich diese beiden Hindernisse beachten und den Wagen auf seinen Stellplatz bugsieren.
Mit gestiegenem Selbstbewusstsein schaltete er in den ersten Gang, tippte aufs Gas und ging von der Kupplung. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Craig drehte am Steuerrad, was bei der langsamen Geschwindigkeit und ohne Servolenkung recht schwer war, und der Ferrari drehte sich gehorsam nach links. Craig gab etwas mehr Gas, und das Fahrzeug wurde schneller, gerade schnell genug, dass es spannend wurde. Craig schlug nach rechts ein und zielte auf das offen stehende Tor, erkannte, dass er zu schnell war, und stieg auf die Bremse.
Das war ein Fehler.
Der Ferrari rollte relativ zügig mit nach rechts eingeschlagenen Vorderrädern über die schneebedeckte Fläche. Kaum fassten die Bremsen, verloren die Hinterräder ihren Halt, und anstatt nach rechts in die Garage zu fahren, schlitterte der Wagen seitwärts über den Vorplatz. Craig wusste zwar, was geschah, hatte aber keine Ahnung, wie er sich in dieser Situation verhalten musste. Er drehte das Steuer weiter nach rechts, was den Rutscheffekt noch verstärkte. Unerbittlich
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