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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wie geht’s der Ratte?«, fragte er.
    »Er heißt Leonard«, antworte Caroline mit leicht vorwurfsvollem Unterton.
    »Aha, Leonard. Wo hast du ihn her?«
    »Aus dem Tierladen in der Sauchiehall Street.« Sie ließ die Ratte los, und das Tier lief ihren Arm hinauf und hockte sich auf die Schulter.
    Kit hielt das Mädchen für verrückt – schleppte sie da eine Ratte mit sich herum wie ein Baby! Caroline sah mit ihren langen schwarzen Haaren und den buschigen schwarzen Augenbrauen wie ihre Mutter Olga aus, doch während Olga ausgebufft und spröde war, war Caroline noch mehr als feucht hinter den Ohren. Aber sie war ja auch erst siebzehn, das konnte sich noch auswachsen.
    Hoffentlich ist sie so sehr mit sich und ihrer Ratte beschäftigt, dass ihr die Aufschrift »Oxenford Medical« auf der Chipkarte im Lesegerät nicht auffällt, dachte er. Selbst Caroline musste es merkwürdig vorkommen, dass er neun Monate nach seiner Entlassung aus dem Kreml noch eine Chipkarte besaß, mit der er sich Zugang zur Firma beschaffen konnte.
    »Was machst du da?«, fragte sie.
    »Ich arbeite. Ich muss den Job noch heute fertig kriegen.« Am liebsten hätte er die Karte aus dem Lesegerät gerissen und weggesteckt, aber er hatte Angst, Caroline dadurch erst darauf aufmerksam zu machen.
    »Ich stör dich nicht, mach ruhig weiter.«
    »Ist unten nichts los?«
    »Mama und Tante Miranda stopfen im Wohnzimmer gerade die Geschenke in die Strümpfe, deshalb haben sie mich rausgeschmissen.«
    »Ach so.« Er wandte sich wieder seinem Computer zu und stellte die Lesefunktion an. Sein nächster Schritt bestand darin, seinen eigenen Fingerabdruck zu scannen, aber das ging nicht, solange Caroline ihm dabei zusah. Auch wenn sie selbst vielleicht gar nicht verstand, was er da trieb, so konnte sie weitererzählen, was sie gesehen hatte, und ihre Gesprächspartner waren möglicherweise weniger naiv. Kit tat so, als studiere er intensiv den Bildschirm, doch in Wirklichkeit zermarterte er sich sein Hirn darüber, wie er sie loswerden konnte. Nach ungefähr einer Minute kam ihm eine Idee. Er täuschte einen Nieser vor.
    »Gesundheit!«, sagte Caroline.
    »Danke.« Er nieste noch einmal. »Weißt du was? Ich glaube, dass ich das dem lieben kleinen Leonard zu verdanken habe.«
    »Wie denn das?«, fragte Caroline empört.
    »Ich bin ein bisschen allergisch – und in einem so kleinen Raum …«
    Sie stand auf. »Wir wollen doch nicht, dass andere Leute unseretwegen niesen müssen, Lennie, oder?«, sagte sie und ging.
    Dankbar schloss Kit die Tür hinter ihr, setzte sich wieder an den Computer und drückte den Zeigefinger seiner rechten Hand auf das Glas des Scanners. Das Programm untersuchte den Abdruck und kodierte die Merkmale. Kit sicherte die Datei.
    Zum Schluss lud er die Angaben über seinen Fingerabdruck auf die Chipkarte und überschrieb damit die Daten seines Vaters. Niemand sonst hätte dies bewerkstelligen können, es sei denn, Kits Software hätte ihm zur Verfügung gestanden und dazu eine gestohlene Chipkarte mit dem richtigen Ortscode. Selbst wenn Kit das System noch einmal entwickelt hätte – er hätte sich nicht die Mühe gemacht, einen zusätzlichen Schutz gegen das Überschreiben der Daten einzubauen. Dieser Toni Gallo war allerdings auch das zuzutrauen. Wieder starrte er mit klopfendem Herzen auf den Bildschirm und rechnete schon fast mit einer Meldung, die ihm den Zugang verweigerte.
    Aber es erschien keine solche Meldung. Diesmal hatte Toni ihn nicht ausgetrickst. Er prüfte die Daten noch einmal, um sicherzustellen, dass der Vorgang erfolgreich abgeschlossen war – und tatsächlich: Die Karte enthielt jetzt nicht mehr die verschlüsselten Fingerabdruckdaten seines Vaters, sondern seine eigenen. »Geschafft!«, sagte er laut und genoss still seinen Triumph.
    Er zog die Karte wieder aus dem Gerät und steckte sie in die Tasche. Damit bekam er Zugang zum BSL - 4 -Labor. Wenn er dem Lesegerät am Eingang die Karte zeigte und seinen Finger auf die interaktive Oberfläche legte, würde der Computer die Daten auf der Karte lesen, mit dem Fingerabdruck vergleichen, Übereinstimmung feststellen und dann die Tür entriegeln.
    Sobald er wieder auf der Farm war, wollte er die Prozedur wieder rückgängig machen – das heißt, die eigenen Fingerabdruckdaten löschen, jene von Stanley wieder aufspielen und dann irgendwann im Laufe des Vormittags die Chipkarte wieder in Vaters Brieftasche stecken. Im Kreml-Computer wäre dann gespeichert, dass

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