Eisige Naehe
hat nie jemanden gefoltert. Bei ihm ging immer alles sauber und schnell vonstatten. Genau so, wie wir es wollten.«
»Also gut«, gab der Angesprochene nach. »Schließen wir zunächst mal unseren alten Freund aus, auch wenn mir das mit der DNA Kopfzerbrechen bereitet. Bisher hat er häufig seine DNA hinterlassen, sozusagen als persönliche Duftnote ...«
»Tut mir leid, wenn ich dich unterbreche, aber es war nicht seine, sondern die DNA einer Frau. Was wissen wir denn über ihn? Doch so gut wie nichts. Keiner von uns hat ihn je zu Gesicht bekommen. Ergo wissen wir auch nicht, ob er allein unterwegs ist oder von einer Frau begleitet wird.«
»Ich kenne einige Auftragskiller, und keiner von ihnen arbeitet mit einer zweiten Person zusammen. Das wäre etwas völlig Neues. Die sind allesamt Einzelgänger, weil sie sonst fürchten müssten, irgendwann durch einen Fehler des Partners aufzufliegen. Nee, ausgeschlossen, der arbeitet alleine.«
»Ich halt's trotzdem nicht für unmöglich. Ausnahmen bestätigen nun mal die Regel.«
»Himmel noch mal, mir ist es scheißegal, ob es möglich ist oder nicht, und spar dir deine dummen Sprüche, ich will endlich wissen, mit wem wir es zu tun haben! Wenn das so weitergeht, sehen wir bald sehr, sehr alt aus, sollte er auch noch anfangen, in unseren Reihen zu wildern. Wie steht's um unsere Freunde vom Kl? Die sollen ziemlich hartnäckig sein, wie mir zu Ohren gekommen ist.«
»Die sind raus. Rüter hat den Deckel draufgemacht. Blieb ihm ja auch nichts anderes übrig«, sagte der Angesprochene grinsend.
»Ich find das alles andere als lustig. Kapiert?«
»Sei doch nicht so gereizt, damit lösen wir das Problem nicht. Machen wir's wie immer, analysieren, umhören, einschleusen, den Markt sondieren. Und Informanten befragen.«
»Klar. Um noch mal auf Henning und Santos zurückzukommen, meint ihr, die halten sich dran? Ihr kennt sie besser als ich.«
»Was sollen die schon tun? Von denen ist nichts mehr zu befürchten. Andernfalls finden die sich schneller auf der Straße wieder, als sie gucken können, und dürfen Knöllchen verteilen. Sie stehen unter Beobachtung.« »Also gut, dein Wort in Gottes Gehörgang. Ich lasse mir was einfallen, und ihr denkt ausnahmsweise auch mal mit, wie wir die Kuh vom Eis kriegen. Ich erwarte euch morgen um dieselbe Zeit hier.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Ich habe noch einen wichtigen Termin. Ihr kümmert euch persönlich um die Lieferung, die heute Nacht eintrifft. Nehmt aber vorher noch eine Mütze voll Schlaf, damit ihr wach seid. Und jetzt verzieht euch, ich habe vor meinem Treffen noch einige Telefonate zu tätigen.« Um Viertel nach fünf verließ er das Büro, schloss hinter sich ab und ging zu seinem Wagen. Sein Handy klingelte, als er gerade den Motor gestartet hatte. »Ja?«
»Sind Sie schon auf dem Weg?«, fragte der Anrufer mit amerikanischem Akzent.
»Im Prinzip ja. Warum fragen Sie?«
»Weil bei mir leider etwas dazwischengekommen ist. Ist die Leitung sicher?«
»Selbstverständlich.«
»Ich befinde mich noch mitten in einem Meeting, das erst in etwa anderthalb Stunden beendet sein wird. Passt es Ihnen auch etwas später?«
»Wenn's unbedingt sein muss. Wann?«
»Um sieben?«
»In der Hotellobby?«
»Natürlich. Danach gehen wir in mein Zimmer, so sagt man doch, oder?«
»Auf mein Zimmer. Auf, nicht in. Ich bin um sieben im Hotel. Lassen Sie mich bitte nicht zu lange warten.« »Sollte ich mich wider Erwarten verspäten, nehmen Sie einen Drink auf meine Rechnung. Oder auch zwei. Aber ich werde versuchen, pünktlich zu sein.« »Scheißamis«, fluchte er, nachdem er aufgelegt hatte, und beschloss, doch schon jetzt zum Hotel zu fahren und dort an der Bar einen oder zwei Drinks zu sich zu nehmen.
Ab sieben blickte er immer wieder auf die Uhr, um halb acht wurde er wütend und bestellte sich noch einen Wodka Lemon. Um Viertel vor acht ging er zur Rezeption und fragte nach George Hamilton.
»Es tut mir leid, aber Herr Hamilton ist leider nicht auf seinem Zimmer«, antwortete die Dame hinter dem Schalter.
»Er hat doch Zimmer 242, oder?« »Ja.«
»Darf ich fragen, wann er eingecheckt hat?« »Moment«, sagte die Dame und sah im Computer nach. »Herr Hamilton ist gestern eingetroffen. Soll ich eine Nachricht für ihn hinterlassen?«
»Nein danke, nicht nötig. Oder teilen Sie ihm mit, dass ich über eine Stunde vergeblich auf ihn gewartet habe und er mich bitte umgehend kontaktieren möchte.« »Und Ihr
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