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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sehr zuverlässig. Wenn du nachher kommst, weiß ich vielleicht sogar schon mehr.«
    Schmidt stand bereits in der Tür, als er sich noch einmal umdrehte, Sarah Schumann ansah und sagte: »Etwas stimmt nicht mit dir. Was ist es?«
    »Was soll mit mir nicht stimmen? Ich bin doch wie immer. Solltest du auf meine Avancen anspielen, das ist ein Teil meines Wesens. Ich bin eine Skorpionfrau und spreche die Dinge direkt an. Ich dachte immer, das magst du an mir.«
    »Schon, das ist es aber nicht allein. Sarah, ich habe gelernt, in die Menschen hineinzuschauen, das bringt mein -Beruf mit sich. Wir sprechen nachher noch mal darüber. Ich muss jetzt los.« »Wohin?«
    »Das erfährst du noch.«
    Als Schmidt das Haus verließ, sondierte er unauffällig die Umgebung, doch da war niemand, nur ein paar Kinder und ein älteres Ehepaar auf der anderen Straßenseite. Er war verunsichert und sagte sich: Ich darf es nicht tun, ich darf nicht zulassen, dass meine Hormone mit mir durchgehen. Du wirst einen klaren Kopf bewahren. Nur noch ein paar Tage. Sarah hat vermutlich recht, wenn sie behauptet, dass sie mich jagen.
    Zu Hause absolvierte er seine Übungen, duschte, zog sich um und veränderte abschließend sein Aussehen. Hans Schmidt war, wie so oft in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren, nicht mehr Hans Schmidt. Er hatte noch ein paar Minuten Zeit, setzte sich in seinen Sessel, die Arme auf die Lehnen gelegt, und dachte nach. Irgendetwas war anders gewesen bei Sarah Schumann. Sie war anders gewesen, auch wenn sie es bestritt. Warum beharrte sie darauf, zwei Wochen in Kiel zu bleiben? Warum wollte sie unbedingt mit ihm schlafen, wo sie doch wusste, dass er in festen Händen war und seinen Treueschwur Maria gegenüber ernst nahm? Vielleicht würde er ihn heute Abend brechen, er wusste es nicht.
    Ein seltsames Gefühl beschlich ihn. Sarah Schumann hatte sich anders als sonst verhalten. Es war, als brannte ihr etwas auf der Seele, das sie ihm unbedingt mitteilen wollte, aber noch scheute sie sich davor, es zu tun. Er meinte, Angst in ihren Augen gesehen zu haben. Er konzentrierte sich und zwang sich, nicht weiter an Sarah zu denken. Nun ging es um die vor ihm liegenden drei Stunden.
    Für den Abend hatte er etwas Besonderes geplant, etwas, mit dem niemand rechnete, denn Hans Schmidt war unberechenbar.
    Nein, ihr werdet mich nicht kriegen, aber ich kriege euch und werde euch zeigen, dass ihr verwundbar seid.
     

MITTWOCH, 16.45 UHR
    Er trommelte mit den Fingern der rechten Hand ungeduldig auf den Tisch, sein Blick hatte etwas Bedrohliches. Er hatte die Krawatte gelockert, der oberste Knopf seines weißen Hemdes stand offen. Seit zehn Minuten saßen sie zu dritt beisammen und diskutierten. »Wie kommen wir an ihn ran?«, fragte er mit gefährlich leiser Stimme.
    »Woher sollen wir das wissen? Er ist uns bei Bruhns zuvorgekommen und jetzt ...«
    »Das interessiert mich einen feuchten Dreck. Ich will wissen, wie wir an ihn rankommen. Unser Boss will das auch endlich wissen. Wie?«, wurde er plötzlich sehr laut, sein Gesicht lief rot an, er beugte sich vor und musterte einen nach dem anderen. »Wer kennt ihn? Wer hat ihn schon einmal zu Gesicht bekommen?« »Wir haben doch schon alles versucht und es bis heute nicht geschafft. Der Kontakt wurde bisher immer entweder über eine dritte Person oder seit den Neunzigern übers Internet hergestellt.«
    »Mein Gott, erzähl mir was Neues! Ich will, dass ihr diesen Bastard findet und ihn herschleift. Lebend! Damit ich ihn in seine Bestandteile zerlegen kann.« Er hielt inne, stand auf, ging zum Fenster und wieder zurück, den Kopf gesenkt, um in gemäßigterem Tonfall fortzufahren: »Zugegeben, er hat in der Vergangenheit hervorragende Arbeit geleistet, aber jetzt zieht er ganz offensichtlich sein eigenes Ding durch, und ich habe keine Ahnung, was ihn dazu bewogen hat. Es ist mir auch völlig egal, warum er auf einmal austickt, wichtig ist, dass er aus dem Verkehr gezogen wird. Bei Bruhns hat er uns die Arbeit abgenommen, aus welchem Grund auch immer. Ich kann mir nur vorstellen, dass er von seiner Vorliebe für kleine Mädchen erfahren hat, aber ich habe ihm keinen Auftrag erteilt. Oder war das etwa jemand von euch?«, fragte er in die Runde.
    Kopfschütteln.
    »Dachte ich mir. Das ergibt alles überhaupt keinen Sinn. Sollte er wegen der Mädchen töten, dann bedeutet das, er weiß auch von unseren Aktivitäten. Irgendwer muss ihm da was gesteckt haben, da bin ich mir sicher. Und dann auch noch

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