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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sein Herz in immer wilderem Staccato hämmerte, als wollte es seinen Brustkorb mitsamt dem Panzer zersprengen. Ein letztes verkrampftes Aufbäumen und Zucken, dann war es vorbei, und die unnatürlich geweiteten Augen hatten jeglichen Glanz verloren.
    George Hamilton alias Hans Schmidt stieg mit versteinerter Miene aus, vergewisserte sich, dass er noch allein war, zog die Handschuhe hoch, holte ein Tuch aus der Tasche, beträufelte es mit einer Flüssigkeit aus einer kleinen Flasche und wischte den Türgriff des BMW ab. Er war zufrieden. Ein letzter verächtlicher Blick auf den Toten, dessen Augen jetzt nur noch einen winzigen Spalt offen standen, bevor er zu Fuß nach oben ging, beinahe unbemerkt die große Eingangshalle durchschritt und sich nach draußen begab. Gut hundert Meter vom Hotel entfernt parkte sein Wagen.
    Es war weit nach Mitternacht, als der Tote in dem nagelneuen BMW 760i von einer jungen Frau gefunden wurde, die sich über den reglos dasitzenden Mann wunderte, der in dieser Luxuskarosse zu schlafen schien, wo es doch zu den Zimmern mit den komfortablen Betten nur ein Katzensprung war. Sie trat näher, klopfte ein paarmal an die Scheibe, doch der Mann reagierte nicht. Sie sah die halbgeöffneten Augen, rannte nach oben und erklärte aufgeregt, dass in der Tiefgarage vermutlich ein Toter in seinem Auto sitze. Zehn Minuten später war die Polizei vor Ort und kurz darauf ein Arzt, der nur noch den Tod feststellen konnte.
    »Ich möchte mich nicht festlegen, aber nach meinem Dafürhalten ist er einem Herzinfarkt erlegen oder einem plötzlichen Herzversagen«, sagte er nach der ersten Leichenschau. »Er weist keine äußeren Verletzungen auf, es gibt keine Kampfspuren ... Ich stelle einen vorläufigen Totenschein aus mit dem Vermerk >Todesursache unklare Alles Weitere müssen Sie entscheiden, ob er in die Rechtsmedizin kommt oder ob Ihnen meine Aussage genügt.« Nachdem der Arzt sich verabschiedet hatte, riefen die Beamten beim KDD an, die zwei Leute schickten. »Wer ist das?«, fragten sie.
    »Dieter Uhlig, vierundfünfzig Jahre alt, Inhaber einer Import-Export-Firma. Mehr geht aus dem, was wir bei ihm gefunden haben, nicht hervor. Wir haben auch nur seine Brieftasche angefasst.«
    »Okay, wir kümmern uns um ihn. Habt ihr das Kennzeichen überprüft?«
    »Haben wir, ist auf seinen Namen zugelassen.« »Tja, hier sieht tatsächlich nichts nach einem Gewaltverbrechen aus, er wurde so in seinem Auto aufgefunden, der Arzt diagnostiziert Herzinfarkt ... Wir überstellen ihn trotzdem der Rechtsmedizin, dann soll die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob er obduziert wird.« Uhlig wurde mit einem Leichenwagen in das Institut für Rechtsmedizin gebracht, wo er am nächsten oder übernächsten Tag obduziert werden würde oder auch nicht. Ein normaler Todesfall, dessen Bearbeitung nicht sonderlich eilig war.
     

MITTWOCH, 20.30 UHR
    Henning und Santos waren seit sechs Minuten in Schönberg, gut fünfzig Meter von Bruhns' Haus entfernt. Sie saßen im Auto, hörten leise Musik und schwiegen. Sie waren nervös. Die Straße war nur schwach beleuchtet, die Fenster der meisten Häuser verdunkelt, kein Mensch hielt sich draußen auf. Seit dem Nachmittag regnete es fast unaufhörlich, so dass man sich am liebsten in den eigenen vier Wänden verkroch, die Heizung aufdrehte oder den Kamin anmachte. »Ob er schon im Haus ist?«
    »Das werden wir gleich sehen. Komm!« Henning zog den Zündschlüssel ab.
    Um Punkt halb neun stiegen sie aus und gingen auf das Haus zu. Das Tor war nur angelehnt, die Haustür ebenfalls. Ein schwacher Lichtschein drang aus dem Wohnbereich zu ihnen.
    Als sie näher traten, sagte eine Stimme: »Wie schon gestern pünktlich auf die Minute. Willkommen.« Albertz kam ihnen entgegen und reichte erst Santos, dann Henning die Hand. »Nehmen Sie Platz, ich hoffe, Sie haben etwas Zeit mitgebracht.«
    »Warum treffen wir uns ausgerechnet hier?«, fragte Santos, bevor sie sich setzte. Drei Gläser standen auf dem Tisch.
    »Wie ich bereits sagte, hier sind wir garantiert ungestört. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Bruhns hat eine gutsortierte Bar. Einen Whiskey vielleicht? Sie würden mir einen großen Gefallen tun.« »Was soll das? Wird das ein gemütliches Beisammensein? Ein Plausch unter Freunden?«, fragte Henning mit kaum verhohlener Ironie.
    »Das liegt ganz an Ihnen. Wir können auch hier und jetzt abbrechen und so tun, als wären wir uns nie begegnet. Ich bin da flexibel.« Kühl lächelnd

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