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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nach dem Mord passiert ist, das versteh ich nicht. Vielleicht bin ich auch zu naiv, ich bin eben nur ein einfacher Kommissar«, sagte er höhnisch. »Aber wenn wir einen Mordfall bearbeiten und den Täter kennen, dann verhaften wir ihn, er kommt vor Gericht und wird verurteilt. So läuft das doch, so habe ich es gelernt und ...«
    »Herr Henning«, sagte Albertz und sah ihn wieder mit diesem mitleidigen Blick an, »Sie ermittelten vor etwa zwei Jahren in einem Fall, der nie von Ihnen gelöst wurde, weil man Sie permanent in die Irre geführt hat. Sie wissen, wovon ich spreche?« »Sicher. Aber woher wissen Sie das?« »Von der Person, die mich über Sie informiert hat und nur Gutes über Sie zu berichten wusste. Lassen Sie mich meine Ausführungen zu Ende bringen, es geht schließlich um den Fall Schumann und nicht um Ihre Vergangenheit, die ohnehin nicht mehr zu ändern ist«, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ. »Wir kamen sehr schnell dahinter, dass Frau Schumann von den Mordabsichten wusste, und waren bald ziemlich sicher, dass sie den Mord sogar in Auftrag gegeben hatte. Doch sie hatte ein wasserdichtes Alibi, sie war zwei Tage vor dem Mord nach Südfrankreich geflogen und erhielt dort die Nachricht vom Ableben ihres Mannes. Nach ihrer Rückkehr zeigte sie sich sehr kooperativ, sie teilte uns mit, von den außerehelichen Aktivitäten ihres Mannes gewusst zu haben ...«
    »Es tut mir leid«, wurde er erneut von Henning unterbrochen, »aber irgendwas an Ihrer Geschichte stimmt nicht. Sie waren beim BKA, und wann sind Sie beim Verfassungsschutz gelandet? Oder gehören Sie gar nicht zu der Truppe?«
    »Doch, ich gehöre dazu. Ich kenne die Truppe in- und auswendig, die meisten der dortigen Mitarbeiter jedenfalls. Und um einer weiteren Frage von Ihnen zuvorzukommen, ich arbeitete damals sowohl für das BKA als auch für den Verfassungsschutz. So, ich denke, damit wäre Ihre Frage hinreichend beantwortet...« »Nein, nicht ganz. Ist Ihr Name Karl Albertz?«
    »Das tut nichts zur Sache. Entweder lassen Sie mich jetzt ausreden, oder wir gehen wieder unserer eigenen Wege: Sie rennen gegen Gummiwände an, und ich gehe weiter meiner Arbeit nach, so wie ich das seit nunmehr dreiunddreißig Jahren tue. Was ist Ihnen lieber, endlich einmal einen Blick hinter die Kulissen werfen zu dürfen oder weiter erfolglos Phantomen hinterherzujagen? Es ist Ihre Entscheidung«, sagte Albertz kühl. »Wir hören zu«, sagte Santos schnell und warf Henning einen mahnenden Blick zu.
    »Gut. Schumann genoss eine besondere Protektion, die auch heute nur wenige genießen. Er durfte tun und lassen, was er wollte, ohne jemals fürchten zu müssen, dafür belangt zu werden. Der Grund hierfür war, dass Schumann unter anderem im Auftrag meiner Dienststellen handelte.« Er hob die Hand, als er merkte, dass Henning etwas einwerfen wollte, und fuhr sogleich fort: »Ich weiß, Sie würden jetzt am liebsten aufschreien und sagen, das kann nicht sein ...« Er fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen. »Es ist aber so. Es war damals so, und es ist auch heute noch so. Wobei es heute noch intensiver ist als Mitte der achtziger Jahre.« Er zog eine Zigarette aus seiner Hemdtasche, zündete sie an und nahm einen tiefen Zug. »Als Schumann ermordet wurde, war ich bereits seit über drei Jahren für ihn zuständig. Das heißt, ich kannte ihn, ich kannte seine Aktivitäten, ich kannte auch seine Frau Sarah und die beiden Töchter. Von Beginn an hat mich Frau Schumann fasziniert, sie ist eine außergewöhnliche Frau, die über einen langen Zeitraum mit ansehen musste, wie ihr Mann nicht nur sie, sondern auch viele andere Menschen auf das Schlimmste behandelt hat. Sie wurde von ihm des Öfteren misshandelt, und sie fürchtete, er könnte sich auch an den beiden Töchtern vergreifen, da sie um seine Neigungen wusste. Er war nicht wie ein großer Drogendealer, der andere mit Stoff versorgt, selbst aber nichts nimmt. Er hat Kinder und Frauen beschafft, und er war selbst pädophil, oder, um es anders auszudrücken, er bumste alles Weibliche zwischen zehn und zwanzig, sofern die Mädchen und Frauen seinem Geschmack entsprachen. Er genoss es, sich mit Mädchen zwischen zehn und vierzehn zu vergnügen. Er war ein verkommenes, gewissenloses Subjekt, und er wurde gedeckt, unter anderem von mir. Nebenbei liefen seine dubiosen Immobilien- und Grundstücksgeschäfte hervorragend, seine Bautätigkeiten sowieso, nun, er war ja auch schon seit

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