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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Dass Bruhns aber schon so lange und auch ungeniert mit Kindern rumgemacht hat, erstaunt und erschreckt mich schon. Der Kerl war pädophil, einige in seinem Umfeld wussten davon, aber keiner ist eingeschritten. Und warum? Weil zu viele mit ihm unter einer Decke stecken. So ist es doch immer. Es ist immer wieder das gleiche Spiel.«
    »Er war nicht nur pädophil«, warf Santos ein. »Kinder ab elf, zwölf, junge Erwachsene bis maximal fünfundzwanzig. Ich werde das Gefühl nicht los, dass hier das Motiv zu suchen ist. Es würde auch die Positionierung der Leichen erklären. Der Täter hat uns ein Zeichen gegeben und uns gezeigt, was für ein Mensch Bruhns war. Dazu hat die Steinbauer gehört.«
    »Mag sein, aber die Steinbauer war schon achtzehn und damit volljährig. Nele war elf oder zwölf, das ist eine andere Liga.«
    »Jetzt fragt sich nur, wo setzen wir an? Mir geht diese elende DNA nicht aus dem Kopf. Das irritiert mich so sehr, das blockiert mich im Denken«, sagte Santos. »Hätte Klaus doch bloß seine Klappe gehalten! Kannst du das verstehen?«
    Henning legte eine Hand auf ihre und erwiderte: »Mir geht's ja ähnlich. Aber blenden wir das doch mal aus. Würdest du Weidrich den Mord zutrauen?«
    Santos überlegte kurz und schüttelte den Kopf. »Er ist ein Säufer und wäre gar nicht in der Lage, einen so präzise ausgeführten Mord zu begehen. Der hätte Bruhns erschlagen oder erwürgt, aber das? Nee, auf gar keinen Fall. Der hegt einen mächtigen Groll gegen Bruhns, aber Mord ... Er kommt mir nicht so vor, als hätte er den Mumm und die Energie dazu. Der ist körperlich am Ende.«
    »Na ja«, hielt Henning dagegen, »aber sieh doch mal, wie klar er trotz allem im Kopf ist. Der hält seinen Promillepegel, und die Welt ist in Ordnung. Okay, nicht in Ordnung, der Mann wurde völlig aus der Bahn geworfen, er hat keine Perspektive mehr, er lebt allein in einer versifften Bude, ich nehme an, er hat nicht mal Freunde oder Bekannte, für ihn hat das Leben keinen Sinn mehr. Nur noch Alkohol und Glotze. Was für ein Leben, wenn man es denn Leben nennen kann. Ich würde mir die Kugel geben, wenn ich so dahinvegetieren müsste.« »Ich korrigiere mich, was den Mumm und die Energie angeht. Sind nicht gerade solche Menschen in Ausnahmesituationen zu den scheinbar unmöglichsten Taten fähig? Wir haben's doch erst letztens erlebt, die Frau, die sich über Jahre von ihrem Mann hat schlagen und vergewaltigen lassen, sie eins fünfzig, er eins neunzig, und eines Tages bringt sie eine übermenschliche Energie auf, rammt ihm ein paarmal das Messer in Brust und Bauch, und den Rest kennst du.«
    »Sicher, das war eine solche Ausnahmesituation, aber nicht zu vergleichen mit der von Weidrich. Die Frau hat über Jahre hinweg die Hölle durchlebt, und sie hat sich große Sorgen um ihre beiden Kinder gemacht. Ihre Aussage war eindeutig, sie wollte die Kinder schützen, weil ihr Mann auch vor denen nicht mehr haltgemacht hat. Da hat sie in einem Moment diese übermenschliche Kraft aufgebracht, mit der vor allem ihr Mann nicht gerechnet hatte. Sein Pech. Aber zurück zu Weidrich. Er ist seit einem Jahr nicht mehr im Studio gewesen, er hat abgeschlossen, und zwar mit allem.«
    »Und wenn er in seinem Zorn doch mal schnell den beseitigt hat, den er für all sein Unglück verantwortlich macht? Hältst du das für abwegig?« »Ich halte grundsätzlich nichts für abwegig, aber diese Theorie für unwahrscheinlich. Der geht nur noch aus dem Haus, um sich Stoff zu besorgen. Wenn er keine Zeitung liest und kein Radio hört, kann er nicht wissen, was in der Welt vor sich geht. Der weiß wahrscheinlich noch nicht mal, dass Obama Präsident der USA ist.« »Da fällt mir was auf«, entgegnete Santos nachdenklich. »Ich glaube, dass Weidrich uns einen Bären aufgebunden hat. Was hat er gesagt, was er immer nur guckt? Sport? Er hat aber auch gesagt, dass er immer das Kotzen gekriegt hat, wenn er Bruhns im Fernsehen gesehen hat. Mir wäre neu, dass Bruhns im Sportfernsehen aufgetreten ist.« »Was willst du damit sagen?«
    »Nichts, nur dass Weidrich in einem Punkt gelogen hat.« »Ach komm, wir wollen doch jetzt nichts konstruieren. Er hat nicht gelogen, er hat uns höchstens nicht die volle Wahrheit gesagt. Wenn Weidrich Bruhns hätte töten wollen, hätte er so viele Gelegenheiten gehabt, dazu hätte er nicht nach Schönberg fahren müssen ... Ein Schluck zu viel, er lauert Bruhns auf, wenn dieser zum Studio kommt, und dann stellt er ihn zur

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