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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Rede, Bruhns lässt einen dummen Spruch los, und Weidrich tickt im Affekt aus und knallt ihn ab oder ersticht ihn. Das könnte ich mir vorstellen, aber eine solche inszenierte Tat - nie und nimmer. Außerdem hätte er von hier nach Schönberg fahren müssen, ich glaube aber kaum, dass er ein Auto hat. Und wenn, dann wäre er ein enormes Risiko eingegangen, nur mal angenommen, er wäre in eine Polizeikontrolle geraten. Der Mann ist zu nichts mehr fähig, der kann ja nicht mal mehr seine Wohnung aufräumen. Dann noch die Plazierung der Leichen, auf so eine Idee würde der gar nicht kommen, so weit reicht sein kreativer Horizont nicht. Lass gut sein, ich schließe ihn aus, und das solltest du auch tun.«
    »Der Anrufer hat explizit gesagt, wir sollen in Bruhns' Umfeld suchen. Das fängt bei seiner Frau an und hört wo auf? Beim Personal, beim Nachfolger von Weidrich im Tonstudio, bei dubiosen Geschäftspartnern, bei Künstlern, die sich von Bruhns über den Tisch gezogen fühlten? Oder bei Freunden und Ehemännern von Frauen, mit denen Bruhns im Studio rumgevögelt hat? Oder ein Vater, der wusste, dass Bruhns seine Tochter missbraucht hat? Damit sind wir länger beschäftigt als bis Sonntag.« »Willst du meine Theorie hören? Der Mörder ist entweder jemand, der von Bruhns' pädophilen Aktivitäten wusste und es nicht mehr dulden wollte oder konnte, aber kein Vertrauen in die Polizei hatte, oder es handelt sich um jemanden, der von Bruhns schäbig behandelt wurde. Davon soll es ja eine ganze Menge geben, siehe Weidrich.«
    »Oh, da würde mir aber noch einiges mehr einfallen. Aber lassen wir das, je mehr wir spekulieren, desto mehr verrennen wir uns. Wir schreiben gleich alles an die Tafel und ...«
    »Von mir aus. Sag mal, gestern habe ich die Bruhns noch ausgeschlossen. Wenn ich's recht bedenke, hätte sie aber doch ein sehr starkes Motiv gehabt. Sie wusste von den Kindern, ihr Mann war ein notorischer Fremdgänger, sie wurde von ihm, wenn es denn stimmt, wie eine Gefangene gehalten und auch geschlagen, er hat sie bedroht, als sie ihn verlassen wollte, aber sie wollte nicht auf ihr Luxusleben verzichten, wovon ich jetzt einfach mal ausgehe. Aber da sie es nicht selbst war, müsste sie jemanden beauftragt haben. Hört sich zwar an wie in einer schlechten Seifenoper, soll aber alles schon vorgekommen sein. Oder?« »Viel zu weit hergeholt ...«
    »Warum? Stell dir vor, sie hat selbst einen Geliebten, von dem keiner etwas weiß, mit dem sie diesen perfiden Plan ausgeheckt hat ... Auch das soll's schon gegeben haben.«
    »Blödsinn. Sie hat eine einjährige Tochter, wir haben beide erlebt, wie liebevoll sie mit ihr umgeht, und da willst du mir eine Theorie, ach, was sage ich, eine weit hergeholte Hypothese unterjubeln, dass diese Frau einen Geliebten haben soll und praktisch eine Art Jekyll und Hyde ist? Nein, nein, nein! Aber bitte, wenn es dich beruhigt, dann fragen wir sie doch einfach, wir werden sofort an ihrer Reaktion merken, ob sie lügt. Lass uns hinfahren.«
    »Okay«, sagte Henning nur und lenkte den Wagen in Richtung Bruhns' Haus. »Ich will Klarheit haben.« »Du Kleingläubiger, du«, erwiderte Santos lächelnd und streichelte seine Hand.
    »Nee, ich bin nur ein gebranntes Kind. Außerdem können wir fast alle eben genannten Theorien über den Haufen werfen, denn wer außer einer Person mit einer extremen kriminellen Energie könnte über die DNA der unbekannten weiblichen Person verfügen? Unser Ansatz ist falsch.« »Okay, du hast recht. Ich blende das mit der DNA immer wieder aus. Tut mir leid.« »Geht mir doch nicht anders.«
     

MONTAG, 17.55 UHR
    Sie schon wieder? Habe ich nicht alles gesagt?« Victoria Bruhns schien über das erneute Auftauchen der Beamten nicht erfreut.
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Henning. »Wir haben auch nur eine Frage: Haben Sie ...« »Was mein Kollege sagen will: Gab oder gibt es in Ihrem Leben einen anderen Mann?«
    Ein spöttischer Blick traf Santos. »Lassen Sie mich überlegen. Hm, ja, es gibt da den einen oder anderen Mann, aber keiner von denen ist aktuell. Ich war auch nie mit einem von denen im Bett, es sind nämlich alles Männer aus meiner Schulzeit. Aber ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Da ist eine Frau, die von ihrem Mann schlecht behandelt wird, die in einem goldenen Käfig gefangen gehalten wird, die aus ihrer Ehe ausbrechen will, die einen Geliebten hat und mit ihm zusammen beschließt, den ungeliebten Ehemann loszuwerden. Habe ich

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