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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Und warum? Weil ich so ein gottverdammter Idiot bin, der auf die Scheißversprechungen von Bruhns reingefallen ist. Er hat gemeint, er würde mir genauso viel zahlen, wie die anderen mir geboten haben, und ich kann Ihnen sagen, das war nicht wenig. Einer hätte mir fünfzehntausend im Monat gezahlt, dafür hätt ich aber nach Berlin ziehen müssen, die Amis haben mir sogar bis zu vierzigtausend im Monat geboten, aber ich würde nie nach Amiland ziehen ... Ich könnt mich nicht entscheiden und habe alles abgesagt und bin bei dem verfluchten Gangster geblieben. Seine Versprechen hat er natürlich nicht gehalten, der hat genau gemerkt, wie sehr ich an Kiel und meiner Heimat hänge. Ich habe nicht mehr Kohle gekriegt, dafür musste ich mir weiter jeden Tag sein Gemaule und Gemeckere anhören ... Soll ich Ihnen was sagen? Es tut mir kein Stück leid, dass er krepiert ist. Die Welt ist von einem Stück stinkender Scheiße befreit worden.«
    »Waren Sie mal verheiratet?«
    »Ist 'ne Ewigkeit her. Sie hat 'nen andern gefunden, der ihr mehr bieten konnte, der ein paar Häuser über die ganze Welt verteilt hatte, all das, was sie für ihr Leben brauchte. Aber dann kam der Krebs, und sie ist vor sechs Jahren gestorben.«
    »Wann haben Sie Bruhns nun tatsächlich das letzte Mal gesehen?«
    »Keine Ahnung, irgendwann vor 'nem halben Jahr oder so. Aber nur aus der Ferne. Noch was?«
    »Ja. Wer hat nach Ihnen bei Bruhns angefangen?«
    »So ein junger strohblonder Schnösel. Bei Bruhns musste alles jung, jünger, am jüngsten sein. Dass er auf Blond steht, weiß ja jeder. Ha, guter Witz, was?«
    »Nicht unbedingt. Kennen Sie diesen jungen >Schnösel    »Nur vom Sehen. Hat mir aber schon gereicht.« »Gab es außer Ihnen und Bruhns noch weitere Mitarbeiter?«
    »Nur 'ne Putzfrau. Die kam zweimal die Woche, manchmal auch dreimal. Die hatte aber keinen Schlüssel, die kam nur, wenn Bruhns auch da war. Weiß nicht, wie das im letzten Jahr war.« »Der Name der Putzfrau?«
    »Elli, alle haben sie nur Elli genannt. Keinen Schimmer, wie die heißt.« »Wo wohnt sie?«
    »Woher soll ich das wissen? Ist schon ein etwas älteres Semester, so wie ich, um die fünfzig, vielleicht auch ein paar Jahre älter. Keine Ahnung.«
    »Ist Ihnen damals außer den Kindern irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen? Personen, die nicht ins Studio gehörten?«
    Weidrich überlegte und antwortete nach einer Weile nickend: »Ja, da sind immer mal so zwei Typen gekommen, um mit Bruhns was zu bequatschen. Ich weiß nicht, worum es da ging, aber ich habe gespürt, das war nicht sauber.«
    »Wie sahen die aus?«
    »Kennen Sie den Film >Men in Black    »Das haben Sie einfach so mitbekommen?«
    »Nee, keiner von denen hat gemerkt, dass ich da war. Ich war gerade aufm Lokus und habe das zwangsläufig mitgekriegt. War wie im Film, ehrlich.« »Waren es Deutsche?«
    »Nee, aus Deutschland kamen die nicht, eher aus Polen oder Russland, auf jeden Fall haben die irgend so einen osteuropäischen Scheiß gelabert.« »Hat Bruhns eine dieser Sprachen gesprochen?« »Sonst hätten die sich ja wohl kaum unterhalten können.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Ein paar Tage bevor ich rausgeflogen bin, hab ich die das letzte Mal gesehen.«
    »Sagen Sie mal, Sie haben wirklich nicht gewusst, dass Bruhns tot ist? Das kann ich kaum glauben. War doch überall im Fernsehen und im Radio, von den Zeitungen ganz zu schweigen.«
    »Ich lese keine Zeitung und hör kein Radio. In der Glotze guck ich nur Sport. Da gibt's keine Nachrichten. Und jetzt lassen Sie mich allein, ich bin müde und will schlafen.«
    »Hier«, sagte Henning, »meine Karte. Falls Ihnen doch noch was einfällt, rufen Sie mich an. Komm, Lisa, wir gehen.«
    »Sie finden bestimmt allein raus«, sagte Weidrich, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Sicher. Wiedersehen.«
    »Muss nicht sein. Ich trink einen drauf, dass der Bastard verreckt ist«, rief Weidrich ihnen noch hinterher. »Ich sauf mir die Hucke voll vor Freude! Rock 'n' Roll!«
     

MONTAG, 16.25 UHR
    Der Typ ist so was von kaputt«, sagte Santos auf dem Weg ins Präsidium. »Wie kann man in diesem Dreck leben? Die Bude könnte so schön und gemütlich sein.« Ohne darauf einzugehen, bemerkte Henning: »Aber er hat im Wesentlichen das bestätigt, was die Bruhns uns gesagt hat.

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