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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hindurch und fuhren zum Präsidium. »Und, zufrieden?«, fragte Santos.
    »Jetzt ja. Es sei denn, sie ist die beste Schauspielerin Deutschlands.«
    »Sie ist einfach ehrlich, doch wir haben den Blick dafür verloren, sondern gehen immer erst mal vom Schlechtesten aus. Ist doch so, oder?« »Hm.«
    »Nix hm. Es stimmt. Sie war's nicht, sie hat damit nichts zu tun, und wir streichen sie endgültig von unserer Liste.«
    »Jawohl, Boss«, antwortete Henning lächelnd. »So ist's recht.«
    Im Präsidium fanden sie nur noch Harms vor, der sich gerade zum Gehen bereitmachte.
    »Hi«, sagte Henning und legte seine Jacke ab. »Ich dachte schon, ich würde gar nichts mehr von euch hören«, entgegnete Harms kurz angebunden. »Das hatte einen guten Grund - es gab nichts zu berichten. Wir waren bei Tönnies und Jürgens, bei der Bruhns und bei dem ehemaligen Tontechniker. Wir haben uns mit einer Horde von Reportern angelegt ... Mehr war nicht. Und hier?«
    »Nichts«, war die lapidare Antwort von Harms.
    »Hat keiner von der Soko irgendwas rausgefunden?«,
    fragte Santos zweifelnd.
    »Nein, und wenn, erfahren wir es wohl erst morgen früh. Um halb neun ist Lagebesprechung.« »Und Rüter?«
    »Habe ich nicht zu Gesicht bekommen. Die Zeit wird knapp.«
    »Weißt du was? Dann soll Rüter seinen Mist allein machen. Ich werde mich mit ihm ganz gewiss nicht anlegen. Sollte er sagen, wir sind raus, werde ich das ohne Wenn und Aber akzeptieren.« Henning kratzte sich am Kinn und fuhr fort: »Übrigens, das mit der DNA war eine Fehlinformation. Sowohl Tönnies als auch Jürgens haben eingestanden, einem Irrtum aufgesessen zu sein. Du brauchst dir also keine Gedanken mehr zu machen, dass ...« »Ich habe mir keine Gedanken gemacht. Noch was? Es ist halb sieben durch, und ich möchte nach Hause.« »Ja, da wäre noch eine Kleinigkeit«, sagte Santos. »Wie es aussieht, war Bruhns pädophil. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass der Mord an dem unbekannten Mädchen vor einem Jahr ebenfalls mit ihm zusammenhängt. Dieses Mädchen war bei Bruhns im Haus, das haben wir sowohl von Frau Bruhns als auch von der Haushälterin erfahren ...«
    »Und das erfahre ich so nebenbei? Nun gut, was soll's, wir sprechen morgen darüber. Ich habe einen wichtigen Termin. Sonst noch was?«, sagte er und sah auf seine Armbanduhr. Er wirkte nervös. »Nein, nichts weiter. Schönen Abend noch.« »Den werde ich garantiert nicht haben.« Harms zog seinen Mantel über, nahm seine Aktentasche, die er mit sich führte, seit Henning ihn kannte, und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Sie warteten, bis die Tür ins Schloss gefallen war, dann fragte Santos: »Was ist bloß mit Volker los? Als wären wir Fremde für ihn.« »Oder als wäre er sauer auf uns.« »Oder ihm macht der Druck von oben zu schaffen.« »Oder er hat private Probleme. Egal, er ist unser Vorgesetzter, aber so wie heute habe ich ihn noch nie erlebt. Gestern war er doch noch ganz anders drauf. Ich kapier das nicht. Ich dachte immer, wir wären eine verschworene Gemeinschaft.«
    »Das dachte ich auch. Komm, wir fahren heim und bestellen uns eine Pizza.«
    Henning nickte, und sie verließen das Präsidium. Es war ein höchst unbefriedigender Tag gewesen, der sie bei der Suche nach dem Täter nur unwesentlich vorangebracht hatte. Henning hasste solche Tage, denn er wusste aus Erfahrung, je mehr Zeit verging, desto geringer wurde die Chance, den Mörder zu fassen. Noch hatte er Victoria Bruhns und Weidrich nicht ganz von der Liste gestrichen, doch er würde sich hüten, dies Lisa Santos mitzuteilen. Er hatte das Gefühl, dass auch Weidrich nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, vielleicht hatte er auch aufgrund seines Alkoholmissbrauchs Wesentliches vergessen. Bruhns hatte in seinem Leben unzählige Affären gehabt, und er war, so viel stand für Henning fest, pädophil gewesen. Womöglich war er sogar in einen Mord an einem Kind verwickelt. Gründe genug, ihn zu beseitigen, aber warum auch Kerstin Steinbauer ihr Leben lassen musste, lag noch im Dunkeln.
    Als sie in Lisas Wohnung ankamen, versuchte er, die Gedanken an den Fall zu verdrängen. Es gelang ihm nicht. Der Abend war einer der schweigsamsten, seit er und Lisa zusammen waren. Sie ließen sich Pizza und Tomatensalat kommen, tranken Wasser. Der Fernseher lief, während beide ihren Gedanken nachhingen, ohne darüber zu sprechen.
    Um kurz vor neun klingelte Santos' Handy. »Koslowski, Kripo Düsseldorf. Tut mir leid, wenn ich so spät noch störe,

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