Eisige Naehe
Mörder von Bruhns und seiner Geliebten wurde letzte Nacht erschossen.« »Hör ich zum ersten Mal. Wer und warum?« »Ein Toningenieur, der vor einem Jahr von Bruhns gefeuert wurde. Schwerer Alkoholiker, der Typ war total kaputt, wir konnten uns gestern selbst ein Bild von ihm machen. Der wäre in seinem physischen Zustand nie in der Lage gewesen, diese Morde auszuführen ...« »Alles klar. Und was wollt ihr jetzt von mir?« »Die Sache stinkt zum Himmel. Weidrich, so heißt der Toningenieur, kann es unmöglich gewesen sein, wir haben ihn gestern bei sich zu Hause befragt - jeder, aber nicht er. Doch jetzt ist er tot, und der Fall wird zu den Akten gelegt.«
Klose lehnte sich zurück. »Damit erzählst du mir nichts Neues, so was habe ich selbst schon erlebt. Wie kann ich euch helfen?«
»Sagen dir die Namen Friedmann und Müller etwas?« Klose nickte. »Die arbeiten hier im Haus. Drogenfahndung.«
»Kennst du sie persönlich?«
Klose holte tief Luft und lachte leise auf. »Ja, leider. Unglaublich harte Hunde, denen nachgesagt wird, des Öfteren das Gesetz außen vor zu lassen. Nachweisen konnte man ihnen bisher nichts. Nein, ich korrigiere mich, man wollte ihnen bisher nichts nachweisen, sonst wären sie schon längst nicht mehr im Dienst. Sie sind die Männer fürs Grobe. Das bleibt aber auch unter uns, ich krieg sonst mächtig Ärger.«
»Klar. Die beiden sind letzte Nacht um kurz vor halb zwei angeblich nach einem anonymen Anruf zu Weidrich gefahren, der soll sofort das Feuer eröffnet haben, woraufhin er erschossen wurde. Er soll ein Bekennerschreiben auf seinem Laptop hinterlassen haben, in dem er den Mord an Bruhns und Steinbauer gestanden hat.« »Auch das kenne ich. So was wird meistens gemacht, wenn man einen Fall besonders schnell ad acta legen möchte oder etwas unter den Teppich gekehrt werden soll. Das ist starker Tobak, würde aber zur Vorgehensweise der beiden passen. Ich bin froh, dass ich mit denen bisher nichts zu tun hatte. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.«
»Wir gehen davon aus, dass Weidrich ein Sündenbock ist und viel mehr hinter den Morden steckt, als wir bisher wissen ...«
»Erzählt mir was Neues«, sagte Klose beinahe gelangweilt.
»Scheiße, Mann, du kennst das also alles. Es gibt nichts sonst. Es ging eigentlich nur um Friedmann und Müller. Sören und ich sind der Meinung, dass es sich bei Weidrichs Tod um einen kaltblütigen Mord handelt.« »Mag sein, aber ich würde mich an eurer Stelle hüten, das laut auszusprechen. Wenn es tatsächlich so war, dann haben die auf Anweisung gehandelt. Das wiederum bedeutet, die beiden sind extrem gefährlich, weil hinter ihnen Leute stehen, von denen sie gedeckt werden. Behaltet eure Vermutung für euch, das ist gesünder.« »Von wem könnte eine solche Anweisung gekommen sein?«
Klose schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Staatsanwalt, Richter, möglicherweise auch jemand von außerhalb der Justiz. Ich habe keine Antwort.« »Von außerhalb? Wie meinst du das?« »Habt ihr das noch immer nicht kapiert? Politik, Wirtschaft, Justiz, die sind untereinander vernetzt. Wir sind nur Marionetten. Aber erspart mir lange Erklärungen, ein andermal vielleicht.« »Warum?«
»Ich habe zu tun. Tut mir leid.«
»Du hast uns schon sehr geholfen. Vielen Dank. Wir machen uns dann mal wieder auf den Weg.« Klose beugte sich vor und faltete die Hände. »Wohin führt dieser Weg? Noch mal - versucht nicht, die Wahrheit herauszufinden, der Weg dorthin ist nicht nur sehr verschlungen, sondern auch voller Gefahren. Wer sagt euch am Ende, dass ihr die Wahrheit gefunden habt? Lasst euch von einem sagen, der schon durch die größte Scheiße gewatet ist: Ich habe aufgehört, an eine Wahrheit zu glauben, weil ich sie von der Lüge schon lange nicht mehr unterscheiden kann. Bevor ich mich in Gefahr begebe, bleib ich lieber auf meinem Stuhl hocken und beobachte. Haltet euch eins vor Augen: Wir sind nur kleine Bullen und beliebig austauschbar. In dem Moment, da ein Staatsanwalt mein Büro betritt und mir eine Anweisung gibt, habe ich strammzustehen und zu allem ja und amen zu sagen. Und wisst ihr was? Ich tu's. Aber ich werde natürlich das Gespräch vergessen, sobald ihr draußen seid. Auf meine Loyalität könnt ihr euch verlassen.« »Warum machen wir eigentlich noch diesen Job, wenn wir ohnehin nichts ausrichten können? Bruhns und Steinbauer war doch ein ganz normaler Mordfall, für den wir zuständig waren ...«
»Es war kein normaler Mordfall, dazu war
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