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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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konkreten Hinweise?«
    »Das haben wir zwar gestern schon angedeutet, aber ich wiederhole es gerne. Sowohl von Frau Bruhns als auch von dem letzte Nacht leider unter unglücklichen Umständen verstorbenen Herrn Weidrich. Er und die Bruhns sind sich nur zwei Mal begegnet, aber ihre Aussagen stimmen überein. Zudem hat Bruhns' Haushälterin bestätigt, dass das unbekannte tote Mädchen vom Güterbahnhof, du erinnerst dich sicherlich an den Fall, bei Bruhns im Haus war.«
    »Wie seid ihr auf das Mädchen gekommen?«, wollte Harms wissen.
    »Frau Bruhns fing damit an. Aber das ist ja jetzt unwichtig, da man bestimmt nicht vorhat, einen Toten mit Schmutz zu bewerfen.«
    »Da hast du wohl recht. Das mit dem Durchsuchungsbeschluss könnt ihr knicken, den kriegt ihr nie und nimmer.«
    »War ja nicht anders zu erwarten. Und, bist du zufrieden?«
    Harms kaute auf der Unterlippe, stand auf, ging zum Fenster und blieb mit dem Rücken zu Henning und Santos stehen, die Hände in den Hosentaschen. Er blickte hinaus, lange fiel kein Wort. Schließlich drehte er sich zu ihnen um. »Nein, ich bin nicht zufrieden, wenn du's genau wissen willst. Ihr seid meine besten Leute, und es tut mir leid, wenn ich mich momentan wie ein Arschloch benehme. Es ist dieser verfluchte Job, der mir mörderisch auf den Senkel geht. Ich würde am liebsten alles hinschmeißen, aber das geht nicht ...« »Warum würdest du gerne alles hinschmeißen?« »Lisa, ich leite diese Dienststelle seit nunmehr acht Jahren, aber ich merke immer öfter, dass wir nur die Sklaven von ein paar Herren sind. Ich fühle mich hilflos, und das macht mich so wütend, dass ich am liebsten alles kurz und klein schlagen möchte. Das ist nicht gegen euch gerichtet, ich weiß doch, was ich an euch habe. Aber wenn dir ein Staatsanwalt sagt, bis hier dürft ihr ermitteln und nicht weiter, dann ist das bitter ...« »Hat Rüter das gesagt?«
    »Rüter oder wie immer die heißen mögen, das ist doch unwichtig. Es geht um die Hierarchie, in der wir ganz unten stehen. In unserem Fall ist es natürlich Rüter. Er hat uns vorgestern eine Frist gesetzt, gestern hat er mich hier aufgesucht und mir zu verstehen gegeben, dass er mit unserer Arbeit nicht zufrieden ist. Er hat es nicht so direkt ausgedrückt, aber doch so, dass ich es verstanden habe. Mir hat bisher noch keiner gesagt, dass wir schlecht arbeiten würden, noch keiner. Unsere Aufklärungsquote liegt bei fünfundneunzig Prozent, das ist eine absolute Spitzenquote, doch das interessiert Rüter nicht. Das war's.«
    »Nein, Volker, das war's eben nicht. Weidrich hat Bruhns und die Steinbauer nicht umgebracht, Friedmann und Müller haben keinen anonymen Anruf erhalten, sie sind meines Erachtens mitten in der Nacht zu Weidrich gefahren und haben ihn einfach umgelegt. Keine Ahnung, was hier vertuscht werden soll, Weidrich war auf jeden Fall der ideale Sündenbock, den man bedenkenlos der Öffentlichkeit präsentieren kann. Ein verbitterter Säufer, der Bruhns in- und auswendig kannte, der von ihm nach über zwanzig Jahren rausgeschmissen wurde und ab da sein Leben nur noch dem Alkohol widmete und Rachepläne schmiedete. So wird es morgen in der Presse zu lesen sein, so werden es die Fernsehsender berichten und so weiter und so fort. Man wird in Weidrichs Leben wühlen, und man wird den Medien ein paar Happen zuwerfen, die sie gerne fressen werden. Der normale Leser wird alles glauben. So läuft das doch. Ich bleibe dabei, er war's nicht, aber man brauchte jemanden, der es war ...«
    »Lisa, ich verstehe, was du meinst, aber ich würde mich an deiner Stelle zurückhalten. Uns sind die Hände gebunden. Seid bloß vorsichtig und äußert niemandem gegenüber eure Meinung. Und wenn ich niemand sage, dann meine ich auch niemand. Mir ist klar geworden, dass wir in einer Schlangengrube sitzen und höllisch aufpassen müssen, dass wir nicht gebissen werden. Was wollt ihr jetzt tun?«
    »Nichts, uns sind doch die Hände gebunden«, entgegnete Henning kopfschüttelnd.
    »Warum präsentiert man einen Täter, der gar nichts mit der Tat zu tun hat?«, fragte Harms. »Weil hinter der Sache vermutlich viel mehr steckt als nur ein simpler Racheakt. Bruhns ist permanent fremdgegangen, das sehe ich aber nicht als so relevant an, eher schon die Tatsache, dass er auch pädophil veranlagt war. Dazu kommt, dass die Steinbauer mit ihren achtzehn Jahren extrem wohlhabend war, ich aber noch nicht die Verbindung herstellen kann zwischen ihr und Bruhns und

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