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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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mittelgroß und hatte eisgraue Augen, mit denen er die Beamten eingehend musterte.
    »Sie sind sehr pünktlich, eine Eigenschaft, die ich schätze. Bitte, treten Sie ein und folgen Sie mir.« Sie kamen in eine Bibliothek, Bücherregale an zwei sich gegenüberliegenden Wänden waren bis unter die Decke mit Büchern gefüllt, in der Nähe des Fensters, das einen grandiosen Blick auf den Garten bot, standen ein Tisch und vier grüne Ledersessel mit Nieten am Rückenteil und an den Lehnen. Auf dem Tisch ein Aschenbecher, daneben eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug. »Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte Albertz und setzte sich auf den dem Fenster am nächsten stehenden Sessel. Er nahm sich eine Zigarette und hielt den Beamten die Schachtel hin, doch Henning und Santos lehnten dankend ab. Er zündete sich die Zigarette an, inhalierte tief und blies den Rauch zur Seite hin aus.
    »Herr Albertz, wieso wollten Sie sich mit uns treffen?«, fragte Henning.
    »Geben Sie mir ein paar Sekunden, ich muss erst meine Gedanken sortieren ... Ja, ich bin so weit. Wie ich bereits andeutete, hat ein Ihnen wohlgesinnter Mensch mich kontaktiert und gebeten, mit Ihnen zu sprechen. Bitte fragen Sie nicht, den Namen werde ich nicht nennen, der tut nichts zur Sache. Sie ermitteln beziehungsweise haben in der Sache Bruhns ermittelt?«
    »Ja, aber das dürfte Ihnen ja bekannt sein, sonst säßen wir jetzt nicht hier«, erwiderte Henning mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme, denn die ganze Situation war ihm suspekt.
    »Richtig. Mir wurde gesagt, dass Sie absolut vertrauenswürdig seien. Ich möchte die Bestätigung gerne aus Ihrem Mund hören.«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort, dass alles, was wir besprechen, unter uns bleibt. Sie können es auch gerne schriftlich haben«, sagte Henning, sein Zynismus war nicht zu überhören.
    »Nicht nötig. Ein paar Worte vorab zu meiner Person: Ich heiße Karl Albertz, bin achtundfünfzig und werde aller Voraussicht nach den nächsten Winter nicht mehr erleben, der Krebs hat mich besiegt, aber noch lebe ich und kann meine Zigaretten rauchen, das einzige Vergnügen, das mir geblieben ist. Ich arbeite seit fast dreißig Jahren für den Verfassungsschutz - wenn in den letzten Monaten auch nur noch in gedrosseltem Tempo -, und es gibt wohl kaum etwas, was ich in der Zeit nicht erlebt hätte. So viel zu mir. Wie mir mitgeteilt wurde, ist der Fall Bruhns seit vergangener Nacht offiziell abgeschlossen.« »Da sind Sie richtig informiert«, entgegnete Henning und schlug die Beine übereinander.
    »Korrigieren Sie mich, wenn ich es falsch wiedergebe. Es heißt, ein ehemaliger Mitarbeiter habe den Mord an Bruhns und seiner jungen Geliebten begangen.« »Wie ich sehe, sind Sie bestens informiert. Aber das ist vom Verfassungsschutz wohl nicht anders zu erwarten.
    Nur zur Ergänzung, falls diese Information noch nicht bis zu Ihnen vorgedrungen sein sollte: Frau Santos und ich waren gestern bei Herrn Weidrich, so heißt dieser ehemalige Mitarbeiter, und wir sind zu hundert Prozent sicher, dass er die Tat unmöglich begangen haben kann. Er war schwerer Alkoholiker, und die kunstvolle Drapierung der Leichen, das wäre nicht sein Ding gewesen, diese Phantasie hätte er niemals aufgebracht, schon gar nicht in seinem permanenten Rauschzustand ...« »Ja, ich habe davon gehört. Lassen Sie mich Ihnen ein paar Informationen zukommen, und unterbrechen Sie mich nur, wenn Sie wirklich wichtige Fragen haben. Und bitte, Herr Henning, sparen Sie sich Ihren Sarkasmus oder Zynismus, weder das eine noch das andere steht Ihnen, denn wahrer Zynismus kommt aus dem tiefsten Innern, und Sie sind kein echter Zyniker ... Nun, ich schweife ab. Sie haben recht mit Ihrer Überzeugung, dass Weidrich nicht der Täter sein kann. Für die Morde an Bruhns und seiner Geliebten zeichnet ein Auftragskiller verantwortlich, der seit über zwei Jahrzehnten weltweit Auftragsmorde ausführt und dabei unzählige Namen verwendet. Zudem verändert er permanent sein Aussehen, er ist, und das ist unbestritten, ein Meister der Verwandlung ...«
    »Sie kennen ihn?«, fragte Santos mit kritischem Blick. »Nein, ich bin ihm nie persönlich begegnet, allein die Kontaktaufnahme zu ihm ist recht kompliziert. Ich kann Ihnen nicht einmal sagen, wo er wohnt, es heißt jedoch, dass er eine Wohnung oder ein Haus in Kiel hat. Aber ich gehe davon aus, dass er auf der ganzen Welt zu Hause ist, ein Reisender zwischen den Kontinenten. Seine Auftraggeber kommen in der Regel aus

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