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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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anderen Straßenseite, und sie schaute gelegentlich bei mir herein.«
    »Sie muss Sie gemocht haben«, bemerkte Cassie.
    »Weil sie in den Laden gekommen ist?«
    »Nein.« Cassie lächelte. »Weil sie keine Handarbeiten gemacht hat.«
    Jill Kirkwood blinzelte.
    »Aber – sie hat Sachen gekauft. Garn. Und jede Menge Stickpackungen.«
    »Ich weiß. Ich habe sie in ihrem Haus gefunden. In einer Truhe in einem unbenutzten Zimmer. Soweit ich das beurteilen kann, hat sie keine der Packungen je geöffnet.«
    Nach einer kurzen Pause lachte Jill. »Na so was. Ich dachte, sie hätte inzwischen das ganze Haus voll damit, obwohl sie mir nie etwas zum Zeigen gebracht hat, wie es die meisten meiner Kundinnen tun.«
    »Wie gesagt, sie muss Sie gemocht haben.«
    »Ich mochte sie jedenfalls. Sie war …«
    »Merkwürdig?«
    »Anders.« Jill lächelte. »Sie hat mir mal gesagt, wo ich einen Ring finden könnte, den ich verloren hatte. Behauptete, sie hätte eine Gabe für so was. Und sie hatte recht. Der Ring war genau da, wo sie gesagt hatte.«
    Was immer Cassie darauf hätte antworten wollen, wurde durch die Ankunft von Ben verhindert, der zu ihnen auf den Bürgersteig trat.
    »Hi, Jill«, sagte er.
    »Ben. Hast du schon …«
    »Ja, Cassie und ich kennen uns bereits. Ich will sie gerade nach Hause fahren.«
    »Ach? Na gut, dann will ich euch nicht aufhalten.« Sie lächelte Cassie an. »Nett, Sie kennengelernt zu haben. Kommen Sie mal in meinen Laden – wenn Sie mehr an Handarbeiten interessiert sind, als es Miss Melton war.«
    »Es hat mich auch gefreut«, erwiderte Cassie mit einem Lächeln, ohne weitere Zusagen zu machen.
    »Wiedersehen, Ben.«
    »Jill.«
    Cassie ging ihm zum Jeep voraus. Sie schwieg, bis sie eingestiegen waren und die Main Street entlangfuhren. Dann sagte sie milde: »Wenn Sie nur ein paar Minuten später aus dem Revier gekommen wären, könnte ich eine neue Freundin gewonnen haben.«
    »Wie bitte?«
    »Jill Kirkwood. Sie gefiel mir.«
    Ben schoss ihr einen Blick zu. »Gut. Sie ist eine nette Frau.«
    »Hm. Aber sie mag mich nicht. Jetzt nicht mehr.«
    »Warum nicht?«
    »Ihretwegen. Manche Ex-Geliebte wollen nicht loslassen. Sie gehört dazu. Andere Frauen sind eine Bedrohung- selbst ohne jeden Grund.«
    Ben schwieg einen Moment lang. »Jetzt weiß ich, wie Matt sich gefühlt hat. Es ist ein bisschen enervierend, ein offenes Buch zu sein.«
    »Sie sind keins«, sagte Cassie. »Aber Jill Kirkwood ist eins. Ihre Gefühle waren … stark. Sie ließen sich nicht ignorieren. Überhaupt nicht.«
    Wieder zögerte Ben, bevor er sprach. »Können Sie meine Gedanken lesen?«
    Sie schüttelte den Kopf, betrachtete ihn dann mit leichter Befremdung. »Nicht wie bei anderen, bei denen ich es nicht mal versuchen muss.«
    »Könnten Sie es, wenn Sie mich berühren würden?« Sofort spürte er, wie sie sich verspannte, sich regelrecht in sich zurückzog.
    »Vermutlich. Für gewöhnlich. Menschen – vor allem Nicht-Paragnosten – schaffen es nur äußerst selten, ihre Gedanken und Emotionen abzuschirmen, und erst recht bei Körperkontakt. Denn für die meisten hat es nie einen Grund gegeben, dieses Abschirmen zu lernen, daher tun sie es nicht.«
    Ben legte seine offene Handfläche zwischen sie. »Wollen Sie es probieren?«
    Sie betrachtete die Hand und sah ihm dann in die Augen. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich es lieber nicht tun.« Ihre Stimme blieb sehr gelassen.
    Er legte die Hand wieder ans Steuer. »Ich werde mich bemühen, es nicht persönlich zu nehmen.«
    »Bitte nicht. Sie haben es sofort bemerkt – ich vermeide es, Menschen zu berühren. Alle Menschen. Das ist … einfacher für mich. Ihre mentalen Stimmen schlüpfen dann nicht so leicht durch meinen Schutzschild. Stellen Sie sich vor, Sie wären mitten in einem riesigen Raum voller Menschen, die alle reden.«
    »Der Krach wäre überwältigend«, stimmte er zu.
    »Nicht nur der Krach der Gedanken. Die … schartigen Kanten der Gefühle. Die dunklen Blitze der Fantasie. Die Geheimnisse, die sie nicht mal sich selber eingestehen.« Sie zuckte die Schultern. »Für mich ist es weniger schmerzlich und ablenkend, wenn ich mich so stark wie möglich abschirme. Das bedeutet, die Schutzschilde aufrechtzuerhalten – und Berührungen zu vermeiden.«
    »Ist schon in Ordnung, Cassie. Ich hab’s wirklich nicht persönlich genommen.«
    »Gut.« Schweigen senkte sich herab, das sie beide nicht brachen, bis Ben den Jeep auf die lange Einfahrt des Melton-Hauses

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