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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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Mikrofilm, mit einem nicht sehr guten Foto von ihr, viel jünger und mit verängstigtem Blick. Und einer Schlagzeile. Einer dicken Schlagzeile.
     
    SERIENMÖRDER BRINGT PARAGNOSTIN UM

4
    »Hat Janice das für Sie gefunden?«, fragte Cassie.
    »Ja.«
    »Sie zahlen ihr zu wenig. Der Artikel wurde tief vergraben. Die Agenturen haben ihn nie aufgenommen.« Cassie legte das Blatt auf den Couchtisch und schob es ihm hin, machte es sich dann auf ihrem Sessel bequem, setzte sich seitlich und zog die Knie an. Schließlich nahm er auf dem Sofa Platz, sodass sie wieder in Augenhöhe waren.
    Er griff nach dem Blatt. »Laut diesem Artikel«, sagte er, »hat Ihre Mutter vor etwas über zehn Jahren der Polizei bei der Suche nach einem Mörder geholfen. Doch bevor sie ihn finden konnte, fand er sie. Und brachte sie um.«
    Cassie atmete durch und sagte tonlos: »Er hat sie nicht nur umgebracht. Er hat sie hingemetzelt. Sie war allein zu Hause, da ich auf einer Klassenreise war. Niemand konnte sie … hören. Er hat sich Zeit gelassen. Sie haben mir nicht erlaubt, das Haus zu betreten, doch soviel ich weiß, war überall Blut.« Sie bewahrte ihre Teilnahmslosigkeit nur, weil es keine andere Möglichkeit gab, sich an solche Entsetzlichkeiten zu erinnern oder darüber zu sprechen.
    Ben schien das zu verstehen. »Sie mussten allein damit fertig werden? Gab es denn keine anderen Familienmitglieder dort? Im Artikel steht, dass Ihr Vater zwei Jahre zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.«
    »Von der Familie gab es sonst nur noch Tante Alex, und sie hat das Telegramm mit der Nachricht von Mutters Tod nie beantwortet.« Cassie zuckte die Schultern. »Ich war achtzehn, dem Gesetz nach volljährig. Ich wurde damit fertig, weil ich musste. Und machte weiter. Es gab eine Versicherungszahlung, genug, um zu investieren und mir ein ausreichendes Einkommen zu sichern, solange ich im College war. Nach zwei weiteren Jahren ließ sich das Haus auch endlich verkaufen.«
    »Und all Ihre Wurzeln waren fort.«
    »Meine Wurzeln wurden in der Nacht ausgerissen, als Mutter ermordet wurde.«
    Ben atmete schwer. »Im Artikel steht nichts darüber, dass Sie ebenfalls paranormale Fähigkeiten haben.«
    »Nein, die Polizei war so freundlich – und so klug –, das für sich zu behalten. Sie wollten meine Hilfe.«
    »Sie meinen, man hat Sie gebeten, dabei zu helfen, den Mann zu finden, der Ihre Mutter ermordet hatte?«
    »Ja.«
    »Mein Gott. Haben Sie?«
    »Ja.«
    »Das muss doch unvorstellbar quälend für Sie gewesen sein.«
    Cassie zögerte. »Erinnern Sie sich, als ich Ihnen und dem Sheriff davon erzählte habe, was passiert, wenn ich die Kleidung eines Mordopfers berühre, um zu versuchen, eine Verbindung zu dem Mörder herzustellen?«
    »Sie sind ins Koma gefallen. Es hat Sie fast umgebracht.«
    »Es war die Kleidung meiner Mutter, die ich damals berührt habe.«
    »Großer Gott«, murmelte Ben. »Cassie …«
    »Sie haben mich im Krankenhaus bewacht und auch noch monatelang nach meiner Entlassung. Sie befürchteten, dass der Mörder mich genauso aufs Korn nehmen könnte, wie er es bei meiner Mutter getan hatte – durch die telepathische Verbindung, die ich ganz kurz aufgenommen hatte, als ich Mutters Kleidung berührte. Aber entweder war es keine sehr starke Verbindung, oder er war nicht sonderlich interessiert, da er mir in all den Monaten nicht nachgestellt hat. Bis ich schließlich meine Fähigkeiten zurückgewann, hatte er noch weitere sechs Menschen ermordet, also musste ich es erneut versuchen, musste riskieren, seine … Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie haben ihn erwischt.« Ihre Stimme blieb sachlich. »Er wurde vor drei Jahren hingerichtet.«
    »Aber bevor sie ihn erwischten, haben Sie da seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt?«
    »Damals war ich viel jünger«, erwiderte Cassie. »Unerfahren. Ich wusste nicht, wie man eine Verbindung flach hält, wie man in einen anderen Geist eindringt, ohne die eigene Anwesenheit zu enthüllen.«
    »Haben Sie seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt?«
    Sie verzog eine wenig das Gesicht. »Ja.«
    »Was ist passiert?«
    »Nichts, Ben. Er wollte auf mich losgehen, und die Polizei wartete auf ihn.«
    »Sie haben Sie als Köder benutzt.«
    Cassie schüttelte den Kopf. »So berechnend war das nicht. Ich drang zu tief in seinen Geist ein, ich bemerkte es und teilte der Polizei mit, dass er es nun wahrscheinlich auf mich abgesehen hätte. Sie schützten mich – und

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