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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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großen, dunkelhaarigen Fremden in ihrer Zukunft zu sehen. Ich errate keine Lotteriezahlen oder Rennergebnisse oder die Kartenfolge beim Blackjack. Und ich nehme nie, niemals Geld dafür, meine … Gabe zu benutzen. Haben all diese Empfehlungen Sie nicht nachdenklich gemacht?«
    »Es gibt mehr als eine Möglichkeit, jemanden hinters Licht zu führen. Und mehr als einen Grund, das zu tun.«
    »Soll das heißen, ich habe sie hinters Licht geführt? All diese rationalen, misstrauischen Polizisten? Glauben Sie das wirklich?«
    Trocken erwiderte er: »Ich halte das für mindestens ebenso möglich wie die Wahrscheinlichkeit, dass Sie echt sind.«
    »Also bin ich definitiv noch in der Probezeit, was Sie betrifft.«
    »Definitiv.«
    Cassie nickte. »Manchen gelingt es nie, paranormale Fähigkeiten zu akzeptieren, und manche fürchten sich davor, wenn sie erkennen, dass sie echt sind.« Sie drehte den Kopf und betrachtete Matt nachdenklich. »Aber es würde uns beiden die Sache leichter machen, denke ich, wenn Sie sich dazu durchringen könnten, es nicht als Schwindel zu betrachten.«
    »Und wie wollen Sie das erreichen? Indem Sie mir erzählen, welche Farbe der Slip hatte, den Abby letzte Nacht trug?«
    »Grün«, erwiderte Cassie prompt. Als er sie anfunkelte, verzog sie das Gesicht. »Entschuldigung. Ich weiß, dass Sie es sarkastisch gemeint haben. Aber es stand praktisch in Neon auf Ihrer Stirn eingebrannt, Sheriff. Wenn Sie mich testen wollen, sollten Sie sich was Besseres einfallen lassen.«
    »Sie testen«, sagte er langsam.
    »Warum nicht? Sie wären nicht der Erste und sicherlich auch nicht der Letzte. Sie können es nach der altbewährten Methode machen – an etwas denken, was ich bestimmt nicht wissen kann –, oder Sie könnten erfindungsreicher sein, mich völlig unerwartet mit etwas testen. Mir ist das egal. Behalten Sie nur im Kopf, dass es paranormale Fähigkeiten gibt, die ich definitiv nicht habe. Ich kann die Zukunft nicht voraussagen, und ich kann durch meine Gedanken keine Gegenstände bewegen.«
    »Sie können sich nur in den Kopf eines anderen einschleichen.«
    »In manche. Nicht alle.« Sie zögerte, sagte dann: »Bens Gedanken kann ich nicht lesen.«
    »Nicht mal, wenn Sie ihn berühren?«
    »Nicht mal dann.«
    Der Sheriff schwieg einen Moment. Dann murmelte er: »Das klingt wahrer als alles andere, was Sie bisher gesagt haben.«
    Sie blickte ihn neugierig an. »Wirklich? Wieso?«
    Diesmal war er derjenige, der zögerte, doch dann zuckte er nur die Schultern.
    Cassie bedrängte ihn nicht, da seine Gedanken so deutlich waren, als hätte er sie laut ausgesprochen. Er dachte daran, dass Ben nie jemanden wirklich nahe an sich herangelassen hatte, schon in der Kinderzeit. Dass Bens alter Herr einer dieser Familientyrannen war, über die man manchmal liest, besonders in den Geschichten aus den Südstaaten – selber ein hoch angesehener Richter mit einem eisernen Willen und der absoluten Überzeugung, dass sein Wort Gesetz sei. Matt vermutete, einer der Gründe, warum Ben als Richter zurückgetreten war, lag darin, dass sein Vater gestorben war und daher seinen einzigen Sohn nicht mehr beeinflussen konnte.
    Cassie rieb sich die Stirn und versuchte, diese laute Verbindung mit dem Sheriff zu kappen, aber bevor ihr das gelang, erfuhr sie noch, dass Ben ein spätes Kind war, der Sohn von Mary, der zweiten und viel jüngeren Frau des Richters – die Matt für eine dieser hübschen, kindlichen Frauen hielt, die einen Mann entweder faszinierten oder in den Wahnsinn trieben.
    »Kopfschmerzen?«, fragte der Sheriff.
    »Allerdings«, murmelte Cassie und widerstand dem Impuls, den Sheriff zu bitten, nicht so verdammt laut zu denken, während sie sich gleichzeitig fragte, ob Ben wohl ahnte, dass er in Matt einen Freund hatte, der trotz seines Scharfsinns und seines großen Verständnisses für ihn nicht dahinterkam, was Ben Ryan selber vom Leben erwartete.
    In der Tat ein verschlossenes Buch.
    Der Sheriff schwieg mehrere Minuten, murmelte dann wie zu sich selbst: »Grüner Slip.«
    »Er war grün, stimmt’s? Und der BH passte dazu?«
    »Ja. Verdammt.«

7
    Das Blut in Ivy Jamesons Küche war getrocknet, und der Geruch war muffig und schwach. Aber es blieb ein Schauplatz der Gewalt, was sofort Cassies ganzes Bewusstsein ausfüllte, als sie durch die Tür trat.
    »Wir haben die Mordwaffe«, sagte Sheriff Dunbar von seinem Platz rechts neben der Tür. »Wenn es Ihnen helfen würde, sie zu berühren?«
    »Nein.«

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