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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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ein anderer schützend die Hände über einen klaffenden Schnitt vom Brustkorb bis hinunter in den Schritt hielt.
    Mit gleichmäßigen Schritten kamen sie auf sie zu, traten aus dem Schatten des Waldes und auf das Feld mit seinem grauen Schnee und der nebeligen Luft, und diese erschreckende Kälte strömte in beinahe sichtbaren Wellen von ihnen aus.
    Sie ließen keine Fußabdrücke im Schnee zurück.
    Cassie hörte ein schwaches Wimmern und merkte, dass es aus ihrer eigenen Kehle kam. Es war ein armseliger Ersatz für den Schrei, der tief in ihr herumkroch. Sie war erstarrt, vollkommen unbeweglich. Sie konnte nicht weglaufen oder zurückweichen oder auch nur den Arm heben, um sich zu schützen.
    Sie konnte nur dastehen und darauf warten, dass sie sie erreichten.
    Um sie zu berühren.

11
    Als Cassie die Augen öffnete, begriff sie nicht sofort, wo sie sich befand oder wie sie dort hingekommen war. Die getäfelte Decke über ihr kam ihr vage bekannt vor, und schließlich erkannte Cassie sie als die des Wohnzimmers von Tante Alex’ Haus.
    Ihrem Haus.
    Seltsam. Sie erinnerte sich nur daran, heute Morgen aufgestanden zu sein, Kaffee aufgesetzt zu haben – sie konnte ihn riechen – und mit Max hinausgegangen zu sein. Und dann …
    Nichts.
    »Sie sind also wieder da.«
    Sie drehte den Kopf zu der Stimme und bemerkte gleichzeitig mehrere Dinge. Sie war von Kopf bis Fuß in eine dicke Decke gehüllt, sie lag auf dem Sofa, den Kopf und die Schultern auf Kissen gebettet, und ihr war so unglaublich kalt, dass die Schauer ihren Körper in Wellen überliefen.
    Der Sheriff stand am Kamin, in dem ein Feuer loderte. Er lehnte mit der Schulter am Kaminsims, hatte die Hände in die Taschen seiner schwarzen Jacke gesteckt, und das eine Auge des großen Hundes, der nur zwei Schritt von ihm entfernt saß, starrte ihn mit sichtbarer Feindseligkeit an.
    »Ben hatte keine Zeit, uns einander vorzustellen«, teilte ihr Matt mit leicht trockenem Ton mit, während er den Hund im Auge behielt. »Wie gut, dass dieser Köter ihn bereits kannte. Sonst wäre keiner von uns auch nur in Ihre Nähe gekommen.«
    »In meine Nähe? Wo war ich?« Ihre Stimme klang leicht zittrig, dachte sie, was aber angesichts der Kälteschauer kaum erstaunlich war.
    Er ließ sich durch ihre Verwirrung nicht aus dem Konzept bringen. »Draußen auf dem Feld, nördlich von hier, etwa hundert Meter vom Haus entfernt. Sie lagen bewusstlos im Schnee, bewacht von dem Hund, der sich die Seele aus dem Leib bellte.«
    »Bewusstlos?« Sie dachte darüber nach, schüttelte dann den Kopf. »Wo ist Ben?«
    »In der Küche. Macht entweder heiße Schokolade oder heiße Suppe, was er am schnellsten fertig kriegt.« Im Plauderton fuhr Matt fort: »Als Sie nicht ans Telefon gingen, war Ben überzeugt, das etwas passiert wäre. Also fuhren wir hier raus. Hörten den Hund, sobald wir aus dem Auto stiegen, und entdeckten Sie gleich darauf. Als wir Sie erreichten und es schafften, an dem Hund vorbeizukommen, merkten wir sofort, dass Sie in keiner guten Verfassung waren. Sie waren ungefähr zwei Schattierungen bleicher als der Schnee, Ihr Puls war schwach, Ihr Herz schlug nur noch zwanzig Mal in der Minute, und Sie atmeten kaum noch. Wenn es mir nicht gelungen wäre, Ben davon zu überzeugen, dass Sie nur Wärme brauchten, wären Sie jetzt auf dem Weg ins Krankenhaus.«
    »Woher wussten Sie, dass ich nur Wärme brauchte?«
    Matt runzelte leicht die Stirn. »Das ist schwer zu erklären. Ich habe Sie nur angeschaut, und ich könnte schwören, dass eine Stimme in meinem Kopf immer wieder ›kalt‹ sagte. Ihre Stimme.«
    Das überraschte Cassie nicht sonderlich. Auch wenn sie sich nach wie vor nicht erinnerte, was geschehen war, hätte ihr unbewusster Hilferuf als Erstes den Sheriff erreicht, der dank seiner fehlenden Abschirmung am ehesten in der Lage war, sie zu hören.
    »Vielen Dank, Sheriff«, sagte sie.
    »Keine Ursache. Und nennen Sie mich Matt.«
    Sie beschloss, seine offensichtliche Sinnesänderung nicht zu hinterfragen. Stattdessen sagte sie zu dem leise knurrenden Hund: »Max, er ist ein Freund. Sei ein guter Junge und leg dich hin.«
    Der Hund wandte ihr seine Aufmerksamkeit zu, immer noch wachsam, legte sich dann aber gehorsam hin und wedelte mit der Rute.
    »Vielen Dank«, sagte Matt. »Er machte mich allmählich nervös.«
    Bevor Cassie antworten konnte, kam Ben mit einem Becher ins Zimmer. Er war nicht fürs Gericht gekleidet; die Jeans und das Sweatshirt machten ihn um Jahre

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