Eisige Umarmung (German Edition)
Duncan ist eingetroffen, Sir.“ Sobald Nikita eingetreten war, schloss Lenik die Tür wieder.
Kaleb erhob sich und ging ihr entgegen. „Nikita, schön, dass du den weiten Weg auf dich genommen hast.“
Kühl und berechnend sahen ihn die braunen Mandelaugen an. „Eine rein rationale Entscheidung, denn wir sollten ein paar vertrauliche Dinge besprechen. Dein Büro wird nicht so scharf überwacht wie meins.“
Er musste sie nicht um eine Erklärung für diese Bemerkung bitten, denn es war kein Geheimnis, dass die DarkRiver-Leoparden und ihre Verbündeten, die SnowDancer-Wölfe, Nikita Tag und Nacht beobachteten. Seit Tatiana vor zwei Monaten nach Australien gezogen war, war Nikita die einzige aus ihrer Mitte, die sich in der Nähe der Leoparden aufhielt. „Vielleicht erledigt sich dieses Problem ja bald von selbst.“ Der Rat hatte Schritte eingeleitet, die das Thema Gestaltwandler ein für alle Mal abschließend behandeln sollten.
Nikita neigte den Kopf zur Seite, und ihre schwarzen Haare glänzten im Schein des Deckenlichts. „Wir werden ja sehen. Ich bin nicht ganz so überzeugt von der Unfehlbarkeit des Plans wie die anderen Ratsmitglieder. Wir haben unsere Überwachung der Gestaltwandler schimpflich vernachlässigt. Unsere Entscheidungen basieren auf veraltetem Datenmaterial.“
Kaleb notierte sich im Geist, dass er diese Aussage überprüfen musste. „Das Projekt mit den DarkRiver-Leoparden wirft immer noch Gewinne ab, nehme ich an?“ Er bezog sich auf das bahnbrechende Wohnungsbauabkommen zwischen dem Duncan-Unternehmen und dem Leopardenrudel, das die Umgebung von San Francisco beherrschte.
„Ja“, bestätigte Nikita. „Die Katzen machen dem Rat zwar Ärger, sind aber gut für meine Geschäfte.“
„Ein feiner Unterschied.“
„Genau. Wenn die Pläne des Rats aufgehen, wird das meine Profite schmälern. Aber das ist dir bestimmt schon lange klar. Deshalb wolltest du mich doch sicher sprechen.“
Kaleb nickte. „Wir könnten gemeinsame Interessen haben.“
Nikita ging an ihm vorbei zum Fenster, hinter ihrer geschäftlichen Maske verbarg sich das reine Gift. „Ich dachte, du seist mit Shoshanna verbündet. Schließlich hat sie dich in den Rat geholt.“
Er trat neben sie, die Hände in den Taschen seines maßgeschneiderten Anzugs. „Ganz im Gegenteil, Nikita, das ist mir ganz allein gelungen.“ Im Alter von sieben Jahren schon hatte er sich dieses Ziel gesetzt und es nie aus den Augen verloren. Niemand durfte sich ihm in den Weg stellen. Er hatte ebenso wie alle anderen Ratsmitglieder auch Blut an den Händen.
Nikita widersprach ihm nicht. „Marshall hat sich auf Shoshannas und Henrys Seite geschlagen, weil du versucht hast, die Führung zu übernehmen.“
Kaleb sah auf den Platz im blassen Winterlicht hinunter. So sah die Zukunft aus, die er gestalten würde. „Du irrst dich. Ich habe kein Verlangen, die Führung zu übernehmen. Denn dann stünde ich immer im Fadenkreuz, und ich habe es nur so weit gebracht, weil ich im Verborgenen arbeite.“
„Dann solltest du in den Sitzungen weniger aggressiv auftreten! Zeig Marshall, dass seine Position nicht gefährdet ist.“
„Er ist ein Narr, wenn er so etwas glaubt.“ Kaleb sah Nikita ungläubig an. „Henry und Shoshanna wollen doch die Leitung. Marshall wäre besser beraten, wenn er mit uns gemeinsame Sache machte.“
„Dann blieben immer noch Tatiana und Ming.“
„Meiner Meinung nach will Tatiana sich nicht festlegen.“ Bisher hatte er bei der Ratsherrin keinerlei Bündnisse entdecken können. „Aber Ming könnte ein Problem werden.“
„Ich höre.“
Er erzählte Nikita, was Silver herausgefunden hatte. „Da Ming die Kontrolle über das Implantationsprogramm übernommen hat, muss er von den heimlichen Versuchen wissen.“
„Das wäre ja ungeheuerlich.“ Nikitas Worte klangen eisig. „Hast du Beweise dafür?“
„Ja.“ Illegal erworben, aber in seinen Händen quasi legal. Denn schließlich hatte er als Ratsherr Zugang zu allen Informationen. „Mehrere Aktenordner.“
„Es ist noch zu früh für eine öffentliche Anklage“, fuhr Nikita fort. „Man würde den Saboteuren die Arbeit abnehmen, wenn das Volk und vor allem die mächtigsten Familien das Programm als gefährlich ablehnen würden.“
Kaleb sah das genauso. Damit Programm I Erfolg hatte, musste bewiesen werden, dass es weder den Gehirnen noch den Fähigkeiten der Medialen Schaden zufügte. „Es gab bereits einen Todesfall. Wenn das herauskommt
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