Eisige Umarmung (German Edition)
Gestalt einer Wölfin annahm.
Ihr Magen drehte sich um, aber sie zwang sich zur Ruhe und setzte alles daran, den aufsteigenden Zorn zu unterdrücken. Wenn die Eindringlinge sie witterten, war sie so gut wie tot. Noch trug der Wind ihren Geruch in die andere Richtung, wenigstens ein kleiner Vorteil – vielleicht konnte sie zwei oder drei ausschalten, bevor sie überhaupt wussten, dass sie angegriffen wurden. Allerdings hatte sie es mit weit mehr als drei Hyänen zu tun. Im direkten Zweikampf waren die Gestaltwandlerhyänen zwar feige, aber sie griffen unweigerlich an, wenn ein Rudel von ihnen auf ein größeres Ziel traf. Sie würden sie innerhalb von Minuten in Stücke reißen.
Vorsichtig änderte sie die Position und dankte dem Himmel für den Schutz der dichten Tannen. Normalerweise wäre sie hinaufgeklettert, aber dann wäre der Schnee von den Ästen gefallen.
Schnee!
Brenna, wie kann man nur so blöd sein! , fluchte sie innerlich, als sie zurückblickte und die einsame Spur im Schnee sah. Es war zu spät, die Spuren zu verwischen, aber sie vergewisserte sich, dass sie von nun an keine Spur mehr im Schnee hinterließ. Es war zu spät, und sie war zu langsam. Viel zu langsam. Sie überlegte, ob sie einfach losrennen sollte, aber es waren zu viele, sie würden sie einfach über den Haufen rennen, bevor sie eine sichere Zuflucht gefunden hatte.
Brenna .
Sie hörte es nicht richtig im Kopf, es war nicht, als sagte jemand etwas. Aber ohne eine Erklärung dafür zu haben, wusste sie, dass es Judd war. Es „roch“ nach ihm.
Beweg dich nicht. Halt ganz still.
Eine völlig unlogische Reaktion, aber sie vertraute ihm – und seinen Fähigkeiten – viel zu sehr, um nicht einen Plan dahinter zu vermuten. Sie erstarrte auf der Stelle, obwohl die Hyänen gefährlich nahe herankamen.
Öffne dich.
Sie spürte einen Druck in ihrem Kopf. Ihr Mund wurde trocken, ihr Herz verschloss sich wie eine Auster, und sie schmeckte die Angst auf ihrer Zunge. Nein! Niemand sollte je wieder in ihren Kopf gelangen.
In Ordnung. Aber beweg dich nicht. Vertrau mir.
Die Hyänen würden sie jeden Augenblick sehen können, aber sie tat, was er gesagt hatte. Als ihre Haut sich von den Knochen zu lösen schien, versuchte sie, nicht in Panik zu geraten. Dann spürte sie, wie die Knochen ihre Gestalt veränderten, ganz anders als während der Verwandlung in ein Tier. Das war zu viel. Selbst unter normalen Umständen war es schwer für sie, ihre instinktiven Reaktionen zu beherrschen, aber jetzt stand sie kurz vor der Panik. Sicher hätte sie die Stille durchbrochen und sich verraten, wenn er sie nicht plötzlich losgelassen hätte.
Trotz der dicken Schneeschicht kam sie hart auf dem Boden auf. Sie blinzelte ein paar Mal, um wieder klar sehen zu können, schüttelte den Kopf und wollte weglaufen – aber die Gegend hatte sie noch nie gesehen. Sie war nicht einmal mehr in der Nähe der Hyänen. Sie war in Sicherheit. Doch von Judd gab es keine Spur.
„Wo bist du?“ Sie suchte die Gegend ab, der Schnee war überall unberührt. Judd war nicht hier gewesen. Die Wölfin in ihr wollte ihm zu Hilfe eilen, wollte helfen, ihr Territorium zu verteidigen, aber sie kämpfte dagegen an, ging in die Hocke und wartete.
So wie die Dinge lagen, wusste Judd, wo sie war, und würde sie leichter finden, wenn sie sich nicht fortbewegte. Das sagte ihr der gesunde Menschenverstand. Aber sie fürchtete um ihn. Er stand allein einem Rudel Hyänen gegenüber – die sich eigentlich aus Respekt dem Territorium der SnowDancer-Wölfe gar nicht hätten nähern dürfen. Diese Dreistigkeit sprach dafür, dass sie über andere Waffen als nur Klauen und Zähne verfügten. „Komm schon, Judd“, flüsterte sie. „Wo bleibst du nur?“
Judd stand kurz vor dem Blackout – Brenna zu retten hatte sehr viel Energie in Anspruch genommen. Er überlegte kurz, ob er sich telekinetisch ein Gewehr aus der Hütte verschaffen sollte, doch eine solche Aktion würde ihn völlig lahmlegen und zu einer leichten Beute machen. Er pfiff sozusagen aus dem letzten Loch, um einen Ausdruck der Menschen zu verwenden. In spätestens einer Stunde würde er geistig völlig zusammenbrechen und mindestens vierundzwanzig Stunden lang keinen Zugang zu seinen Fähigkeiten haben. Der körperliche Zusammenbruch käme erst ein paar Stunden später.
Wäre er noch im Medialnet gewesen, hätte sein Stern sekundenlang rot aufgeleuchtet, bevor er verloschen wäre, ein Umstand, den andere Mediale zu ihrem
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